Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist freundlich in die neue Börsenwoche gestartet. Mit Unterstützung der Schwergewichte Novartis, Nestlé und Roche hat der Leitindex SMI am Montag während des Handels stetig zugelegt und ist gar über die Schwelle von 11’400 Punkte geklettert. Diese Marke konnte der Index allerdings bis zum Börsenende knapp nicht verteidigen. Angesichts einer feiertagsbedingten Pause an den US-Börsen sowie nur wenigen Konjunktur- und Unternehmensnews verlief der Handel an den europäischen Börsen jedoch in äusserst ruhigen Bahnen.
Das Hauptthema an der Börse bleibt die Geldpolitik. Die Zahlen zur US-Inflation seien zuletzt über Erwarten hoch ausgefallen und daher sei weiter Zinsfantasie entwichen, hielt ein Händler fest. Allerdings habe dies an den Aktienmärkten noch keine grössere Korrektur ausgelöst. Mittlerweile werde angesichts der Konjunkturschwäche in der Eurozone die Europäische Zentralbank für eine Zinssenkung im Juni in der Pole-Position gesehen, schrieb ein Marktanalyst. Die US-Notenbank Fed könnte dann im Juli nachziehen.
An der Schweizer Börse klettert der SMI bis Handelsschluss um 0,78 Prozent auf 11’398,44 Punkte. Der breite SPI gewann derweil 0,69 Prozent auf 14’900,36 Zähler, und der 30 Titel umfassende SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist, rückte um 0,50 Prozent auf 1849,21 Punkte vor. Im SLI schlugen die Gewinneraktien die Verlierer mit 21 zu 9.
Für das Plus im Gesamtmarkt massgeblich verantwortlich waren am Berichtstag Roche (GS), Novartis und Nestlé, die zwischen 1,3 und 1,9 Prozent zulegten. Sie hatten in den letzten Wochen die Börse noch mehrfach ausgebremst. Während Roche am Montag von der US-Gesundheitsbehörde FDA eine Zulassungserweiterung für Xolair auf Nahrungsmittelallergien erhalten hat, prüft Novartis strategische Optionen für Novartis India.
Einer guten Nachfrage erfreuten sich die ebenfalls defensiven Titel der Swisscom (+1,4%), die damit den leichten Kursrücksetzer nach der Zahlenvorlage vor gut einer Woche längst wettgemacht haben. Aber auch Zykliker wie jene der Bauzulieferer Sika (+1,5%) und Holcim (+1,0%) oder des Aroma- und Duftkonzerns Givaudan (+1,0%) waren am Montag gefragt.
Auf der Gegenseite fielen Julius Bär (-1,3%), Geberit (-0,6%) oder Richemont (-0,8%) ohne Unternehmensnews unter den Schweizer Blue Chips mit am deutlichsten zurück. Und bei den Titeln des Rückversicherers Swiss Re (-0,8%) setzte sich die verhaltene Reaktion auf die Zahlen vom Freitag mit weiteren Abgaben fort.
Zurückhaltung war auch bei ABB (-0,02% auf 40,03 Fr.) angesagt. Händler sprachen nach dem am Freitag erreichten Rekordhoch jenseits der 40-Franken-Marke von einer Verschnaufpause. Ausserdem soll der Industriekonzern laut Medienberichten vom Wochenende im Korruptionsfall um den Kraftwerksbau im südafrikanischen Kusile deutsche Ermittler in die Irre geführt haben. Das bremse die Aktie tendenziell erst einmal aus, hiess es im Handel.
In der zweiten Reihe blieb der Bankensoftwarekonzern Temenos (Aktie: +8,8%) auch vor der bevorstehenden Zahlenvorlage am Abend ein Thema. Der aktivistische Aktionär Petrus Advisers hatte sich der Forderung von Hindenburg Research angeschlossen, den derzeitigen Interimschef Andreas Andreades mit sofortiger Wirkung zu entlassen. Ende letzter Woche hatten von Hindenburg ins Feld gebrachte Vorwürfe zur Buchhaltungspraxis bei Temonos
Noch stärker in die Höhe kletterten die Aktien von Kudelski (+22%), dies nachdem sie bereits Ende letzter Woche zweistellig zugelegt hatten. Händlern zufolge wurden im Vorfeld der Zahlenpublikation vom nächsten Donnerstag Vorschusslorbeeren verteilt. Marktbeobachter sprachen auch von «Deckungskäufen in einem engen Markt». Auf Erholungskurs blieben die in seit dem vergangenen Sommer arg gebeutelten Meyer Burger (+7,7%).
Auf der Gegenseite litten mit Comet (-2,9%), AMS (-4,0%) oder Lem (-1,8%) einige Vertreter des Techsektors laut Händlern unter einer Branchenschwäche. (awp/mc/ps)