CH-Schluss: Zinssorgen setzen dem SMI zu
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt wurde am Mittwoch von Zinssorgen und geopolitischen Ängsten auf Talfahrt geschickt. Der Leitindex SMI fiel zu Handelsbeginn sogleich unter die Schwelle von 11’200 Punkten, rutschte am Nachmittag zwischenzeitlich unter 11’100 Zähler ehe er mit Unterstützung des Pharmaschwergewichts Novartis gegen Handelsende diese Marke wieder zurückeroberte . Der Markt konsolidiere den Kursanstieg von vor dem Jahresende, sagte ein Händler. «Da war viel Euphorie dabei und nun lassen wir Luft ab.»
Auslöser der Baisse-Bewegung war die Sorge, die US-Notenbank Fed könnte die im Jahresverlauf erwartete Trendwende in der Zinspolitik zu gemächlich angehen. Am Vorabend hatte Fed-Gouverneur Christopher Waller davon gesprochen, dass die Leitzinsen in den USA wohl nicht so bald und nicht so aggressiv gesenkt werden, wie dies am Markt erwartet werde. Ermutigende Konjunkturdaten aus den USA etwa zum Detailhandel oder für die Industrie unterstrichen dies. In Europa wiederum dämpfte EZB-Chefin Christine Lagarde die Erwartungen auf eine rasche Zinssenkung.
In der Schweiz büsste der SMI bis zum Handelsschluss 0,72 Prozent auf 11’148,56 Punkte ein und liegt nun rund 10 Punkte über dem Niveau von Ende 2023. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI gab um 0,95 Prozent auf 1752,76 und der breite SPI um 0,71 Prozent auf 14’523,78 Zähler nach. Bis auf sieben Titel schlossen alle SLI-Werte im Minus.
In einigen Gewinneraktien des Schlussquartals 2023 seien Gewinne ins Trockene gebracht worden, sagten Händler. Das traf auch auf Geberit zu, die um 4,9 Prozent absackten. Der Sanitärtechnikkonzern hatte mit den am Mittwoch vorgelegten Umsatzzahlen die Vorgaben der Analysten übertroffen und auch der Marktausblick auf das Jahr 2024 stimmte zuversichtlich.
Gewinnmitnahmen waren darüber hinaus auch bei Titeln wie Sika (-1,8%) oder Givaudan (-1,4%) zu sehen. Stark unter Druck standen auch Julius Bär (-3,1%). Den Bär-Aktien machten eine Kurszielsenkung durch JPMorgan und weitere negative Schlagzeilen zur Signa-Pleite zu schaffen. Eine UBS-Studie zum Versicherungssektor setzte derweil die Papiere von Swiss Life (-2,5%), Zurich (-1,8%) und Swiss Re (-0,8%) unter Druck. Deutlich weniger an Wert verloren die UBS-Titel (-0,2%).
Zu den Verlierern zählten auch die Luxusgüterwerte Richemont (-2,4%) und Swatch (-1,1%). Sie fielen im Zuge durchwachsener Konjunkturdaten aus China zurück. Trotz Wirtschaftswachstum bleibt der Immobilienmarkt in der Volksrepublik schwach und die Konsumlaune angeschlagen. Richemont legt am Donnerstag Umsatzzahlen vor, Swatch dürfte bald darauf mit Jahreszahlen folgen.
Bei Kursverlusten von Alcon (-1,5%) verwiesen Händler auf die Bank of America, die das Rating für den Medizintechniker auf «Neutral» von «Buy» reduziert hatte. Ebenfalls klar schwächer gingen Lonza (-3,0%) aus dem Handel, dies ohne nachteilige News zum Unternehmen.
Auf der Gewinnerseite profitierten derweil Straumann (+1,2%) von einer Kaufempfehlung der Bank of America. Bis Handelsschluss gut schlugen sich zudem die defensiven Aktien von Novartis (+0,9%) und deren ehemaliger Tochter Sandoz (+0,7%). Zudem hielten sich die Abgaben bei Nestlé (-0,2%) in Grenzen, während die Roche-Bons 1,1 Prozent klarer verloren.
Am breiten Markt brachen die Titel von Meyer Burger (-32%) am Berichtstag ein. Das Solarunternehmen schreibt Verluste und bereitet die Schliessung der Modulproduktion in Deutschland vor. Dazu braucht es neues Geld.
Nennenswerte Einbussen erlitten an der Börse etwa auch der Sensorenhersteller AMS Osram (-5,6%), der Maschinenbauer Schlatter (-8,7%) oder der Personalvermittler Adecco (-4,8%). Auf der Gegenseite rückten Inficon mit Geschäftszahlen um 2,1 Prozent vor. Das Messtechnikunternehmen war im vergangenen Jahr profitabel gewachsen, was die Bank Vontobel dazu veranlasste, das Kursziel anzuheben. (awp/mc/pg)