CH-Schluss: Schwacher Abschluss einer insgesamt positiven Woche
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag leicht nachgegeben. Nach einer lustlosen Sitzung mit insgesamt nur geringen Ausschlägen hat der Leitindex SMI seine zwischenzeitlichen Gewinne wieder eingebüsst und nach einer Rede von Fed-Chef Powell knapp ins Minus gedreht. Von den Verlusten der Vorwoche hat der SMI leidglich etwa die Hälfte wieder aufgeholt. Die mit Spannung erwartete Rede von Jerome Powell am Treffen der Notenbanker in Jackson Hole hat letztlich wenig Neues gebracht. Er bekräftigte die Bereitschaft, die Zinsen weiter anzuheben sofern nötig, stellte dabei aber eine «sorgfältige Abwägung» in Aussicht. Die Inflation stelle sich inzwischen günstiger dar, aber es bleibe noch ein «weiter Weg» zu gehen, sagte er etwa.
Der angestrebte Rückgang der Inflation sei zuletzt etwas schneller vorangekommen als zuvor erhofft, meinte eine Börsenspezialist. Eine deutliche wirtschaftliche Abschwächung habe sich indes noch nicht eingestellt, was wiederum die Fortschritte bei der Senkung der Inflation in Frage stellen könnte. Für das Fed bleibe die Lage deshalb extrem herausfordernd. Powell vermeide daher – zu Recht – jegliche klare Festlegung auf die nächsten Schritte.
Der SMI gab schliesslich 0,18 Prozent auf 10’956,90 Punkte nach und rutschte damit wieder unter die zwischenzeitlich zurückeroberte Marke von 11’000 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein Plus von 1,1 Prozent, nachdem es die drei Wochen davor stets nach unten gegangen war, allein in der Vorwoche um über 2 Prozent.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,22 Prozent auf 1717,93 Punkte ein und der breite SPI 0,13 Prozent auf 14’443,65 Punkte. Im SLI überwogen die Verlierer die Gewinner im Verhältnis 2:1.
Die grössten Abgaben verzeichneten zum Schluss AMS Osram (-2,3%) und UBS (-1,5%). Letztere litten unter Gewinnmitnahmen. UBS hatten am Vortag erstmals seit 8 Jahren die Marke von 22 Franken wieder übertroffen. Seither geht es abwärts, zumal es nächsten Donnerstag bei der nunmehr einzigen Schweizer Grossbank zum «Showdown» kommt. Mit den Zahlen zum zweiten Quartal sollte etwa klar werden, was mit der CS Schweiz passiert.
Wie andere Techwerte profitierten VAT (-0,9%) Mitte der Woche noch von den starken Nvidia-Zahlen, wie schon am Vortag kam es aber auch hier zu weiteren Gewinnmitnahmen.
Deutlichere Verluste erlitten noch Swiss Life (-1,0%), Lonza oder Temenos (je -0,9%).
Richemont (-0,8%) und Swatch (-0,6%) schlossen nach einem Auf und Ab im Tagesverlauf letztlich ebenfalls tiefer. Die Uhrenbranche stand mit der Übernahme der Juwelierkette Bucherer durch den (nicht kotierten) Branchenprimus Rolex im Fokus. Dies dürfte die Branche nach Ansicht von Experten erheblich verändern. Denn Rolex hat den Verkauf bisher – als einer der letzten Player – dem Fachhandel überlassen. «Die Stärksten werden stärker», sagte dazu Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy.
Das moderate Minus des Gesamtmarktes war insbesondere Nestlé (+0,5%) zu verdanken, welche die Sitzung zusammen mit Kühne+Nagel (+0,7%) und SGS (+0,5%) an der Spitze der wenigen Gewinner beendeten.
Aus dem breiten Markt haben verschiedene Unternehmen Zahlen zum Halbjahr publiziert. Dabei fielen insbesondere Vetropack (+6,5%) und Molecular Partners (+3,0%) positiv auf. Ebenfalls nach Zahlen stiegen Zug Estates um 1,3 Prozent.
Clariant zogen um 1,5 Prozent an. Für Aufmerksamkeit und Übernahmephantasien sorgte der Einstieg der Investmentgesellschaft von Standard Industries mit gut 3 Prozent. Die Amerikaner hatten vor sechs Jahren die von Clariant geplante Fusion mit Huntsman zum Scheitern gebracht.
Mit den Aktien von GAM ging es nach volatilem Verlauf um 0,5 Prozent nach oben. Nachdem am Vortag die Übernahme durch Liontrust gescheitert war, schossen die Aktien bereits um knapp 10 Prozent in die Höhe. (awp/mc/pg)