CH-Schluss: Etwas leichter – Ruhe vor den Notenbanksitzungen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat nach der Stabilisierung zum Wochenauftakt am Dienstag etwas tiefer geschlossen. Frühe Gewinne konnten nicht bis Handelsende gehalten werden – im Gegenteil. Mit einer tieferen Eröffnung der Standardwerte an der Wall Street drehten auch die hiesigen Dividendenpapiere leicht ins Minus. Von der Nachrichtenfront kam einiges Negatives, wie etwa die Gewinnwarnung des Autobauers BMW oder die düstere Prognose des deutschen Chemieverbands VCI. Übergeordnet steht die Börse im Bann der anstehenden Zinsentscheidungen in Europa und den USA.
Mit Spannung wird nun auf die neuen US-Inflationsdaten vom Mittwoch gewartet. Von ihnen versprechen sich die Börsianer mehr Klarheit in der Zinsdebatte: Es geht um Senkungen um 25 oder 50 Basispunkte durch das Fed. Die US-Notenbank wird kommende Woche ihren Zinsentscheid kommunizieren, die Europäischen Zentralbank (EZB) bereits diese Woche (Donnerstag). Auch hier wird mit einer Zinssenkung gerechnet. Bereits in der Nacht auf Mittwoch steht zudem das TV-Duell der beiden Präsidentschaftsbewerber Donald Trump und Kamala Harris an.
Der Leitindex SMI schloss am Dienstag 0,13 Prozent tiefer auf 11’964,71 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, sank um 0,14 Prozent auf 1940,84 und der breiter gefasste SPI um 0,15 Prozent auf 15’905,66 Zähler. Im SLI legten 11 Titel zu und 19 gaben nach.
Das bis zum Schlussgong stark geschrumpfte Gewinnerfeld zählte verschiedene Titel aus dem Gesundheitssektor. Allen voran die Roche-Papiere (GS: +0,6%) waren gefragt. Nach dem gestrigen «Kursdebakel» berichteten Händler von Umschichtungen aus Novartis (-0,8%).
Ferner stiegen Lonza um 0,8 Prozent und Alcon (+0,6%) profitierten laut Händlern von einer positiven Studie der RBC. Aber auch Technologiewerte wie VAT (+1,0%) und Logitech (+0,5%) wurden gekauft – gestützt von einer freundlichen Tendenz an der technologienahen US-Börse Nasdaq.
Weit hinten im Kurszettel waren hingegen die Titel von Sonova (-1,6%) zu finden. Händler verweisen auf die Pläne von Apple, in den Markt für OTC-Hörgeräte vorzustossen. Die Angst vor einer Wettbewerbsintensivierung bei der Sonova-Tochter Sennheiser sei gross.
Die Aktien von Swatch (-1,9%) und Richemont (-0,7%) fielen derweil nach einer Barclays-Studie deutlich zurück. Die Experten der britischen Grossbank sehen besonders die Schwäche des chinesischen Marktes als Knackpunkt für die ganze Branche. Im «Reich der Mitte» sei die Entwicklung schlechter als gedacht, so die Analysten. Und die Schwäche dürfte länger anhalten, wobei die Probleme wohl eher strukturell als zyklisch seien.
Finanzwerte tendierten mehrheitlich leichter. Allen voran UBS (-1,4%) und Julius Bär (-0,1%) drehten in der zweiten Sitzungshälfte zum Teil deutlich nach unten. Einzig die Papiere des Vermögensverwalters Partners Group (+0,2%) erholten sich weiter leicht von den heftigen Rückschlag, den schwache Halbjahreszahlen vergangene Woche ausgelöst hatten.
In der zweiten Reihe glänzten Santhera (+6,1%) mit einer weiteren Vertriebsvereinbarung für das Mittel Agamree zur Behandlung der erblich bedingten Muskelerkrankung Duchenne-Muskeldystrophie (DMD).
Für die Titel von MCH (+2,5%) ging es nach Halbjahreszahlen nach oben. Das Messe- und Marketingunternehmen schloss das erste Semester mit einem kleinen Gewinn ab. Auch die BVZ-Aktien (+2,2%) legten zu, obwohl die Bahn- und Touristikgruppe durch den unwetterbedingten Streckenunterbruch der Matterhorn Gotthard Bahn weniger Gewinn erzielte.
Die Hochdorf-Aktien stiegen erneut kräftig um 68 Prozent. Bereits in der Vorwoche verwiesen Händler für die teils sehr starken Kurszuwächse auf Spekulanten, die sich doch noch einen Gewinn nach dem Verkauf des Kerngeschäfts erhofften. Die ausserordentliche Generalversammlung dazu findet am Mittwoch nächster Woche statt. (awp/mc/ps)