Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt bleibt auch am Dienstag im Rückwärtsgang. Er befindet sich damit in guter Gesellschaft. Auch an den wichtigsten europäischen Börsenplätzen geben die Kurse überwiegend nach. «Die Marktteilnehmer wurden zum Wochenbeginn doch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt», kommentiert ein Händler die aktuelle Stimmung. Der zukünftige US-Präsident Donald Trump hat verlauten lassen, dass die USA Strafzölle gegen Mexico, Kanada und China erheben werden.
«Damit sind die Vorstellungen vieler Marktteilnehmer zunichte gemacht worden, dass die Handelspolitik der USA gemächlicher ausfallen würde», sagt der Börsianer weiter. Damit konfrontiere Trump die Amerikaner gleich zum Amtsantritt mit stark steigenden Konsumsteuern, fasst ein Stratege die Kehrseite der geplanten Zölle zusammen. Nun frage man sich, welche Länder als nächstes in den Fokus der USA rücken könnten. Auf Datenseite wiederum steht erst nach Börsenschluss das jüngste Fed-Sitzungsprotokoll an.
Der Leitindex SMI verliert gegen 11.15 Uhr 0,40 Prozent auf 11’631,49 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,40 Prozent auf 1922,26 und der breit gefasste SPI um 0,49 Prozent auf 15’494,20 Zähler. Im SLI geben 22 Titel nach und sechs gewinnen hinzu. Lonza und Swiss Re sind unverändert.
Als Bremsklötze erweisen sich einmal mehr die drei Schwergewichte Roche (-0,9%), Nestlé (-0,7%) und Novartis (-0,2%). Vor allem Roche und Nestlé haben in den vergangenen Tagen immer wieder mit Abschlägen zu kämpfen gehabt.
Bei Roche reagieren Investoren etwas verschnupft auf einen Forschungs-Misserfolg. Dabei hatte der Kandidat bereits in der Vergangenheit mehrfach für negative Schlagzeilen gesorgt. Anders als die Börsianer zeigen sich Analysten denn auch nicht wirklich überrascht. Dagegen werten die Experten den ergänzenden US-Zukauf im Bereich der personalisierten Zelltherapien als durchaus positiv.
Noch stärker geht es für Sandoz und SIG (beide -1,8%) abwärts. Allerdings haben die Anteilsscheine der Generika-Spezialistin mit einem Kursplus von 50 Prozent mittlerweile auch den bisherigen Spitzenreiter Lonza als grösster SLI-Gewinner abgelöst. Verluste wie die aktuellen dürften dann Investoren geschuldet sein, die ihre Gewinne erst einmal versilbern wollen.
Mit dem Personaldienstleister Adecco, der Bauchemie-Spezialistin Sika oder dem Lift- und Rolltreppen-Hersteller Schindler rangieren noch weitere Zykliker mit Abgaben von bis zu 0,9 Prozent weit vorne im Verliererfeld. Gerade bei Adecco hatte sich der Abwärtstrend seit Anfang November nochmals verstärkt. Kurse wie derzeit haben die Papiere seit den 1990er Jahren nicht mehr gesehen.
Die überschaubare Gewinnerliste wird von Alcon (+1,7%) angeführt. Sowohl die UBS als auch Goldman Sachs haben sich am Morgen zuversichtlich über die Wachstumschancen des Augenheilkunde-Spezialisten geäussert. Während die GS-Experten die jüngste Kursschwäche als gute Einstiegsgelegenheit sehen, hat der zuständige UBS-Analyst Alcon zu seinem Top-Pick in der Branche auserkoren.
Bei Zurich (+0,1%) sind es ebenfalls Analystenkommentare, die den Kurs nach unten abstützen. Auch beim Versicherer kann sich die bisherige Entwicklung im Jahresverlauf mit +25 Prozent durchaus sehen lassen.
Mit einem Kursminus von 8 Prozent fallen in den hinteren Reihen noch Avolta nach einer Abstufung durch Barclays auf. Der zuständige Analyst sieht derzeit keine Kurstreiber mehr für die Titel.
Die Aktien vom Biotechunternehmen Idorsia sind mit minus 6 Prozent ebenfalls unter den grössten Verlieren zu finden. Dagegen ziehen die Anteilsscheine vom Branchenkollegen Addex prozentual zweistellig an. (awp/mc/ps)