CH-Schluss: Schwach – Ängste über anlaufende Berichtssaison
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Mittwoch in einem impulslosen Handel den ganzen Tag über schwach präsentiert und die Sitzung entsprechend im Minus beendet. Zum Beginn der Berichtssaison für das dritte Quartal war im Markt die Unsicherheit spürbar, ob die deutlichen Aufschläge der letzten Wochen in den Aktienkursen auch gerechtfertigt waren.
Auch die in der Nacht zum Mittwoch vorgelegten schwachen Quartalszahlen des US-Aluminiumkonzern Alcoa drückten auf die Stimmung: Der US-Konzern hatte nicht zuletzt auf das schwache Wirtschaftswachstum in China hingewiesen. «Bereits kommen Ängste über eine schlechte Berichtssaison auf», sagte ein Händler. Daneben belastete auch der scharfe Tadel des IWF an die europäischen Politiker wegen zu zögerlichen Handelns gegen die Schuldenkrise.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss den Handel um 0,3% tiefer auf 6’629,04 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,29% auf 983,06 Zähler nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) büsste 0,36% auf 6’114,41 Stellen ein.
Zyklische Titel gehörten angesichts der Sorgen um die Weltkonjunktur zu den stärksten Verlierer im SMI/SLI. Für Clariant (-2,6%) haben die Analysten der UBS gemeinsam mit einer Reihe weiterer Chemieunternehmen die Gewinnerwartungen aufgrund einer schwachen Umsatzentwicklung im September nach unten revidiert. Lonza (-2,0%) gaben ebenfalls deutlich nach, obwohl das Unternehmen einen kleineren Auftrag zur Lieferung von Stammzellen für ein Forschungsinstitut mitteilen konnte.
Weitere konjunkturabhängige Werte wie ABB (-1,5%), Sulzer (-1,0%) oder Adecco (-1,1%) beendeten den Tag ebenfalls klar im Minus. Auch die beiden Luxusgüterwerte gaben nach, wobei die Titel der in China exponierten Swatch (-0,7%) deutlichere Abgaben hinnehmen mussten als Richemont (-0,1%). Holcim schlossen 0,3% tiefer, nachdem sie dank einer Kurszielerhöhung durch die UBS bis am Nachmittag noch im Plus gehandelt wurden. Für die UBS bleibt der Zementhersteller neben Lafarge einer der «Top Picks».
Givaudan schlossen 0,3% fester. Im Nachgang zur Veröffentlichung des Drittquartalsumsatzes vom Vortag hatten am Mittwoch verschiedene Analystenhäuser ihre Kursziele erhöht, bei ihren Anlageempfehlungen blieben sie aber weiterhin bei «Halten» oder «Verkaufen».
Positiv war europaweit die Stimmung für Bankenwerte, nachdem in der Presse über eine Aufweichung der Bankenregulierung in Grossbritannien spekuliert wurde. Bei den beiden Grossbanken konnten CS (+0,6%) zulegen, während UBS 0,2% verloren. Die Analysten von JPMorgan rieten in einer Studie, innerhalb des Bankensektors die Schweizer Grossbankenwerte zu bevorzugen. Tiefer schlossen Julius Bär, die 0,9% oder 0,29 CHF auf 31,81 CHF abgaben. Allerdings werden die Papiere erstmals ohne Bezugsrecht für die Kapitalerhöhung gehandelt. Das Bezugsrecht wurde separat an der Börse zu einem Preis von 0,79 CHF gehandelt.
Bei den defensiven Papieren konnten Nestlé (+0,4%) zulegen. Morgan Stanley blieb in einer Studie bei der positiven Einschätzung der Titel des Schweizer Nahrungsmittelherstellers: Nicht zuletzt seien Nestlé derzeit auch günstiger bewertet als die Konkurrentin Unilever. Im Plus schlossen auch Swisscom (+0,2%), während die Pharmawerte Novartis (-0,7%) und Roche (-1,2%) den Tag schwächer beendeten.
Im breiten Markt publizierte die Ems-Chemie Umsatzzahlen deutlich über den Erwartungen; trotzdem verbilligen sich die Papiere um 1,5%. Neben Gewinnmitnahmen nach dem gestrigen Allzeithoch spielten hier Konjunktursorgen und der eher gedämpfte Ausblick des Unternehmens eine Rolle, sagten Beobachter.
Ferner sicherte sich der Reisedetailhändler Dufry (+0,7%) die Mehrheit am Reise-Retailgeschäft der griechischen Folli-Follie-Gruppe. Zur Finanzierung dieser Transaktion soll eine Kapitalerhöhung durchgeführt werden. Die Übernahme sei zwar nicht teuer, doch mit der Kapitalerhöhung drohe eine Gewinnverwässerung, sagten Händler.
Cytos zogen um 6,6% an. Die am Vortag vom Pharmakonzern kommunizierte Ernennung von Christian Itin zum CEO wurde von Branchenkennern und Medien wohlwollend kommentiert. (awp/mc/upd/ps)