CH-Schluss: Schweizer Börse wieder im Banne des Coronavirus

Boerse

Zürich – Die Schweizer Börse ist am Donnerstag vom Coronavirus kräftig durchgeschüttelt worden. Die Angst vor den Folgen einer Ausbreitung der Lungenkrankheit aus China schwappte von den asiatischen auf die europäischen Börsen und die Wall Street über. Die Nervosität unter den Anlegern nehme zu, sagten Händler. Das Angstbarometer der Schweizer Börse (VSMI) kletterte um 11 Prozent. An der Seuche sind laut chinesischen Angaben 170 Menschen gestorben, 8’100 haben sich angesteckt. Das sind mehr Kranke als bei der Sars-Epidemie in den Jahren 2002/2003. Und der Anstieg ist rasant. Vor zwei Wochen waren erst 40 Coronavirusfälle gezählt worden. Der Höhepunkt der Epidemie wird frühestens in einer Woche erwartet.

Die WHO beriet erneut in einer Krisensitzung über die Epidemie. Noch in der vergangenen Woche hatte sie darauf verzichtet, den weltweiten Gesundheitsnotstand auszurufen. Dies sei ein Fehler gewesen gestand WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus vor der Sitzung ein. Der Leiter der WHO-Notfallprogramme, Michael Ryan, betonte, nun müsse «die ganze Welt in Alarmbereitschaft sein». Auch beim Fed ist das Virus ein Thema: Am Vortag hatte US-Notenbankchef Jerome Powell das Virus als «ernstes Thema» bezeichnet, das wahrscheinlich die Wirtschaft in China und Japan und möglicherweise auch auf globaler Ebene belasten werde.

Der Leitindex SMI fiel um 1,02 Prozent auf 10’748,92 Punkte. Damit sind die Gewinne der beiden Vortage wieder weg. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, sackte gar um 1,22 Prozent auf 1’646,82 Zähler ab und der umfassende SPI gab um 1,04 Prozent auf 13’013,22 Zähler nach. Fast alle der 30 SLI-Titel schlossen im Minus. Nur Roche zeigten Gewinne, während Givaudan unverändert schlossen.

An der Spitze der Verlierer standen Kühne+Nagel (-5,5%). Eine Verkaufsempfehlung von Exane BNP und wachsende Sorgen, dass die Ausbreitung des Coronavirus möglicherweise tiefere Spuren im Welthandel hinterlassen könnte, lösten bei dem Logistiktitel heftige Gewinnmitnahmen aus. Zudem habe der US-Konkurrent C.H. Robinson mit seinen Resultaten enttäuscht, was die K+N-Titel zusätzlich belastet habe, hiess es am Markt.

Ebenfalls gebeutelt wurden Swatch (-3,9%). Der grösste Uhrenkonzern der Welt hat im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang und einen Gewinntaucher erlitten, womit er die Erwartungen der Finanzgemeinde enttäuschte. Die Unruhen im Shoppingmekka Hongkong machten Swatch einen dicken Strich durch die Rechnung. Im Strudel von Swatch wurde auch Konkurrentin Richemont (-1,9%) in die Tiefe gezogen.

Ebenfalls unter Abschlägen litten die Aktien zyklischer Firmen und aus der Technologiebranche, die zuletzt gut performt hätten, erklärten Börsianer. Adecco stürzte um 3,4 Prozent ab, während Temenos (-3,1%) und Logitech (-2,8%) ebenfalls massiv Federn lassen mussten.

Auch Credit Suisse wurden abgestraft (-2,9%). Die Grossbank wurde vom Ergebnis der Konkurrentin Deutsche Bank belastet, das die Hoffnungen auf einen satten Gewinnbeitrag aus dem Investment Banking dämpfte. Denn gerade das Investment Banking lief bei den US-Rivalen sehr gut. Die US-Konkurrenten würden den europäischen Grossbanken im Investment Banking immer mehr das Wasser abgraben, hiess es im Markt. Im Kielwasser von CS wiesen auf UBS (-1,6%) und Julius Bär (-1,0%) markante Verluste aus.

Klötze am Bein des SMI waren die beiden Schwergewichte Novartis (-1,6%) und Nestlé (-1,1%). Damit sind die Gewinne wieder ausradiert, welche die Aktie des Basler Pharmamultis am Vortag (+1,2%) nach der Vorlage der Jahreszahlen erzielt hatte. Dies konnten auch Kurszielerhöhungen von Société Générale und Julius Bär für die Novartis-Aktien nicht verhindern.

Als einzige stemmte sich Erzrivalin Roche (+0,5%) gegen den Abwärtssog. Die Basler haben mit ihren Jahresergebnissen einen zuversichtlichem Ausblick vorgelegt.

Am breiten Markt stürzten DKSH (-5,2%) in den Keller. Der stark auf Asien ausgerichtete Marktexpansionsdienstleister wurde durch die Ängste um das Coronavirus in die Tiefe gezogen, erklärten Händler. Bucher sanken um 1,7 Prozent. Der Maschinenbauer erwartet nach einem letztjährigen Rekordumsatz für 2020 wieder schlechtere Zahlen. (awp/mc/pg)

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