CH-Schluss: SMI bricht Erholungsversuch ab
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Mittwoch nach einem Auf-und-Ab etwas tiefer abgeschlossen. Nachdem der Leitindex SMI sich in der ersten Handelshälfte noch von den deutlichen Abgaben der letzten Tage erholt hatte, geriet er am Nachmittag – belastet von tieferen Kursen an der Wall Street und den starken Einbussen des Schwergewichtes Novartis – erneut unter Druck. Der Pharmakonzern ist mit seiner teuren Gen-Therapie Zolgensma ins Visier der US-Gesundheitsbehörde geraten.
Die Lage an den Aktienmärkten weltweit bleibe angespannt und die Volatilität hoch, hiess es im Handel. Die Sorge, der Zollstreit zwischen den USA und China könnte in eine weltweite Rezession münden, schrecke die Anleger ab. Immerhin gebe die Aussicht auf weitere geldpolitische Lockerungen etwas Hoffnung. In Indien, Thailand und Neuseeland haben die Zentralbanken die Zinsen am Mittwoch gesenkt. Und in den USA könnte das Fed bereits im September mit dem nächsten Zinsschritt aufwarten. US-Präsident Donald Trump hat diesbezüglich den Druck erhöht.
Bis Börsenschluss büsste der Swiss Market Index (SMI) 0,21 Prozent auf 9’533,98 Punkte ein. Am Morgen hatte sich der SMI noch bis in den Bereich von 9’650 Stellen vorgewagt, fiel dann aber am Nachmittag am Tiefpunkt gar unter 9’500 Zähler. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor am Ende 0,06 Prozent auf 1’455,26 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,08 Prozent auf 11’633,24 Zähler. Im SLI standen zwanzig Gewinnern zehn Verlierer gegenüber.
Noch bestehe die Chance, dass sich der Index in den kommenden Wochen zurück bis auf ein Niveau von 9’900 Punkte erholen könnte, erklärte ein Händler. Zurückliegende Korrekturen am Aktienmarkt, wie beispielsweise jene im letzten Dezember hätten gezeigt, dass die Anleger rasch wieder Mut fassen können. Sollte der SMI jedoch unter 9’300 Punkte zurückfallen, dann sei mit einer einschneidenden Korrektur zu rechnen, warnte er.
Bei den Einzelaktien büssten zur Wochenmitte die Papiere von Novartis deutliche 2,9 Prozent ein. Die US-Gesundheitsbehörde FDA wirft dem Schweizer Pharmakonzern das Verschweigen manipulierter Testdaten vor der Zulassung der Gen-Therapie Zolgensma vor. Im schlimmsten Fall drohen Novartis nebst dem Image-Schaden auch Strafmassnahmen.
Zu den grössten Verlierern bei den Blue Chips zählten auch die Banktitel: UBS verloren mit 1,7 Prozent am meisten, gefolgt von Julius Bär (-1,3%) und der Credit Suisse (-1,0%). Den Banken machen die tiefen Zinsen zu schaffen. Mit der Aussicht auf weitere Zinssenkungen in den USA und einer Lockerung der Geldpolitik in Europa nehme der Druck auf die Geldinstitute zu, hiess es.
Auf der Gewinnerseite rückten die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé um 1,4 Prozent vor. Damit bot Nestlé dem Gesamtmarkt eine grosse Stütze. Auf dem Vormarsch waren auch die Chemietitel Lonza (+1,1%) und Givaudan (+1,3%), während jene des Warenprüfkonzerns SGS um knapp ein Prozent vorrückten.
Adecco gewannen 0,9 Prozent. Am Tag vor der Publikation der Halbjahresergebnisse hätten sich einige Anleger mit den Titeln des Personaldienstleisters eingedeckt, hiess es. Auch die Versicherungsgruppe Zurich und der Pharmakonzern Vifor legen am Donnerstag Zahlen vor. Die Zurich-Aktie reihte sich mit einem Plus von 0,2 Prozent im Mittelfeld ein, während Vifor Pharma 0,2 Prozent tiefer gestellt wurden.
Am breiten Markt rückten die zuletzt arg gebeutelten Ascom-Titel um 4,3 Prozent vor. Bei der Technologiefirma haben Veraison Capital, Luxempart und Loys Investment eine Aktionärsgruppe gebildet. Die Gruppe verfolgt das Ziel, Ascom wieder auf Kurs zu bringen.
Die Aktien von Schmolz+Bickenbach gewannen nach anfänglichen Einbussen zu Börsenschluss 1,8 Prozent dazu. Der Stahlhersteller litt im ersten Halbjahr unter einem Nachfragerückgang aus der Automobilindustrie und dem verlangsamten Wirtschaftswachstum. Allerdings hatte der Konzern bereits im Juli davor gewarnt und wurde dafür an der Börse bereits abgestraft.
Deutlich unter Druck standen die Titel des Genfer Biopharmaunternehmens Obseva (-19%). Obseva hat den Verlust im zweiten Quartal ausgeweitet, sieht sich aber dank einer Kreditzusage bis Ende des nächsten Jahres genügend gut finanziert. (awp/mc/pg)