Zürich – Die Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch mit deutlich schwächeren Kursen eröffnet. Als Grund nennen Händler vor allem die zum Teil sehr negativen Vorgaben aus den USA und Asien. So verlor die Wall Street am Vorabend wegen des zuletzt wieder stark angestiegenen Ölpreises stetig an Terrain und schloss auf Tagestief. Wie fast immer in solchen Situationen halten sich die defensiven Werte, die im SMI gut vertreten sind, besser als die zyklischen.
Im Fokus steht laut Marktbeobachtern weiter die politische Lage in Nordafrika und im Nahen Osten. Am Dienstag etwa hatte die Angst vor Unruhen einen Kurssturz der Börse in Saudi-Arabien ausgelöst, der sich auf die hiesigen Märkte auswirkte. Vor allem die Entwicklung der Rohstoffpreise wird mit Argusaugen verfolgt. Sollte der Anstieg des Ölpreises in dieser Form weitergehen, könnten sich dies auf die globale Konjunktur schon bald negativ auswirken, ist die Befürchtung des Marktes. Am Nachmittag könnten US-Makrodaten für neue Impulse sorgen, hiess es ausserdem.
Der Swiss Market Index (SMI) verliert um 9.30 Uhr 0,79% auf den Stand von 6’567,12 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst derweil 1,11% auf 1’045,75 Punkte ein, der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,93% auf 5’906,44.
Klar grösster Verlierer zur Berichtszeit sind Swiss Re (-3,5%). Der Rückversicherer hat vorbörslich eine erste Schadensberechnung zum Erdbeben in Neuseeland vorgenommen. Er rechnet aufgrund der gegenwärtig verfügbaren Informationen aus Christchurch mit einer Belastung von ungefähr 800 Mio USD für sich, der Gesamtschaden für die Versicherungswirtschaft wird auf 6 und 12 Mrd USD veranschlagt. Damit sei das Ereignis global von grosser Bedeutung, hiess es. Der Kursrückgang wird zum Teil allerdings auch mit anhaltenden Gewinnmitnahmen nach dem Rally in der ersten Februarhälfte begründet.
Als eines der letzten SMI-Unternehmen hat am Mittwoch Holcim sein Ergebnis veröffentlicht. Der Zementhersteller hat die unterschiedlichen konjunkturellen Entwicklungen in den verschiedenen Regionen der Erde zu spüren bekommen. Der Umsatz stieg in Franken nur leicht, der betriebliche Gewinn und der Konzerngewinn sanken gar. Die Aktie, die vor dem heutigen Tag gut 3% unter dem Jahresendstand 2010 stand, verliert mit -1,8% leicht überdurchschnittlich. Marktteilnehmer beschwichtigen allerdings: Erfreulich sei etwa die steigende Umsatzentwicklung in den aufstrebenden Märkten, ausserdem sollten die Wachstumsaussichten für den weltweit zweitgrössten Zementhersteller intakt sein, meint man bei Wegelin.
Ebenfalls Zahlen präsentiert hat Swiss Life. Der grösste Schweizer Lebensversicherer hat seinen Gewinn mehr als verdoppelt und die Ziele bestätigt. Ausserdem spricht das Unternehmen von einem «hervorragenden» Anlageresultat. Zum Teil wurden allerdings die Prognosen der Analysten verfehlt, so dass die Aktie (-2,7%) unter Druck steht und zu den grössten Verlierern gehört. Händler sprechen hier den auch von etwas «durchzogenen Zahlen». Allerdings wird auch hier die starke Avance der Aktie in den letzten Monat zur Begründung der Abgaben ins Feld geführt.
Grössere Verluste gibt es derzeit auch für die konjunktursensitiven Petroplus (-3,0%) und Adecco (-1,9%). Letztere wird am (morgigen) Donnerstag als letztes SMI-Unternehmen Zahlen vorlegen. Auch die Grossbanken UBS (-2,0%) und CS (-1,6%) notieren schwach.
Zur Berichtszeit gibt es im Feld der 30 SMI-/SLI-Titel neben 28 Verlierern nur 2 Gewinner, und zwar die beiden defensiven Novartis (+0,3%) und Swisscom (+0,1%). Die schwergewichtigen Novartis standen bereits am Vortag mit einem fulminanten Plus von 1,9% in der Gunst der Anleger, hatten allerdings nach der Dividendenabgabe in der Vorwoche auch deutlich an Terrain eingebüsst. Überdurchschnittlich halten sich auch die ebenfalls schwergewichtigen und defensiven Nestlé (-0,2%) und Roche (-0,5%). Positive News konnte dabei der Pharmakonzern vermelden, bleibt doch sein Medikament Avastin bei Brustkrebs in der EU zugelassen.
Im breiten Markt stehen unter anderem die Aktien von Weatherford (-8,7%) im Fokus. Das operativ vor allem aus den USA tätige Ölservice-Unternehmen, deren Aktien hierzulande kotiert sind, musste vorbörslich einen Buchhaltungsfehler im grösseren Stil vermelden. Nach Zahlen notieren AMS (-2,0%) und Affichage (-0,3%) etwas schwächer. (awp/mc/ss)