Zürich – Die Schweizer Börse hat die Sitzung vom Montag mit deutlich tieferen Kursen eröffnet. Weiter im Fokus steht laut Händlern die europäische Schuldenkrise, wobei neu auch wieder die Verschuldungssituation der USA in den Blick von Anlegern rücken könnte. Das mit den Budgetkürzungen befasste Komitee werde in dieser Woche vermutlich bekanntgeben, sich nicht auf Vorschläge zur Schuldenkürzung einigen zu können. Das würde für die Märkte in einer ohnehin schon angespannten Lage weitere Unsicherheit bedeuten, sagte ein Händler.
Wohin die Reise an den Aktienmärkten geht, ist derzeit schwierig zu beurteilen. Die ZKB schreibt in einem Kommentar, die Börsen seien in einem aussergewöhnlich hohen Ausmass dem politischen Entscheidungsprozess ausgesetzt, was eine vernünftige Einschätzung der weiteren Entwicklung sehr schwer mache. Sie erwartet deshalb am ehesten eine «anhaltende, volatile Seitwärtsbewegung». Das Risiko für deutlich tiefere Kurse werde dabei durch die an sich günstige Bewertung der Aktienmärkte gemindert.
Der wichtigste Schweizer Börsenindex SMI verliert bis um 09.30 Uhr 0,79% auf den Stand von 5’579,10 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst derweil 0,98% auf 831,18 Zähler ein, der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,85% auf 5’048,19.
Die Berichterstattung zum dritten Quartal gehört zum grossen Teil der Vergangenheit an, so dass kaum Nachrichten aus dem hiesigen Blue-Chips-Sektor vorhanden sind. Eine der Ausnahmen bildet der Versicherer ZFS, wobei die News lediglich aus der Presse stammen. Joe Ackermann, derzeit noch Chef der Deutschen Bank und ZFS-Vizepräsident, soll schon bald Präsident des Versicherers werden. Ackermann sei so gut wie gesetzt, heisst es in der «Finanz und Wirtschaft». Und die «SonntagsZeitung» schreibt, dass der derzeitige Amtsinhaber Manfred Gentz die Gespräche mit Ackermann wieder aufgenommen habe. Auch Analysten gehen davon aus, dass die Chancen für eine solche Entwicklung gut stehen.
News gibt es auch noch vom Biopharma-Unternehmen Actelion (-0,5%). Dieses hat im Streitfall mit Asahi Kasei um den Produktkandidaten Fasudil einen weiteren Teilerfolg verbucht und kann die dafür gebildeten Rückstellungen nochmals senken. Ungeachtet dieser Entwicklung bekräftigt Actelion aber die Absicht, gegen das Urteil Rekurs einzureichen.
Der Widerruf der US-Gesundheitsbehörde FDA vom vergangenen Freitag für das Krebsmedikament Avastin von Roche (-1,3%) zur Behandlung von Brustkrebs belastet die Papiere, auch wenn die News zu einem guten Teil eskomptiert sein dürften, wie es heisst. Die anderen defensiven Schwergewichte Nestlé (-0,2%) und Novartis (-0,7%) halten sich dagegen relativ gut.
Die schwächsten Werte bei den Top-30 sind zur Berichtszeit Transocean (-3,3%), Sonova (-2,6%) und Swiss Life (-2,0%), ohne dass dafür allerdings fundamentale News vorhanden wären. Dahinter folgen die konjunktursensitiven Swatch (-1,9%), Richemont, Clariant und Logitech (je -1,7%). Einziger Wert im Plus sind Credit Suisse (+0,3%), wobei die Papiere der zweitgrössten Schweizer Bank in der Vorwoche mit einem Minus von 9,3% klar schwächster Performer waren.
Weiter Interesse an der Bank Sarasin (-1,5%) hat offenbar Julius Bär (-0,1%). Derzeit würden verschiedene Übernahmen geprüft, wobei die Bank Sarasin die Voraussetzungen erfülle, sagte Bär-CEO Boris Collardi in einem Interview. Positiv für den Kurs dürfte aber vor allem eine Einstufung der Aktie durch die Analysten der Credit Suisse mit «Outperform» sein.
Im breiten Markt ziehen Cham Paper Group (+0,3%) das Interesse auf sich. Der Spezialpapier-Hersteller muss seine Weichen neu stellen: Unter anderem werden in Cham die Stellen von 312 auf 100 reduziert. Grund für die Neuausrichtung seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der starke Franken, hiess es.
Auf Kurs bezüglich der angekündigten Restrukturierungsmassnahme sieht sich das Lagerlogistik-Unternehmen Kardex (-2,3%). Die Umsetzung verlaufe nach Plan, sagte VR-Präsident Philipp Buhofer in der Presse. Sofortmassnahmen seien auf der Kostenseite in allen Divisionen eingeleitet worden. Ausserdem will Walter Fust bei Tornos (-0,6%) kein Übernahmeangebot machen, wie er in der Presse sagte. Letzte Woche war bekannt geworden, dass er seine Beteiligung beim Drehmaschinen-Hersteller auf über 20% ausgebaut hat. (awp/mc/ps)