Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag mit etwas festeren Kursen eröffnet und kann sich somit zunächst von den starken Abgaben der vergangenen Handelstagen ein wenig erholen. Händler bezeichneten die jüngsten Kursverluste an den Aktienmärkten im Anschluss an die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan als übertrieben. In Tokio büsste der Nikkei-Index zwar erneut an Wert ein, doch reduzierten sich die Verluste gegen Handelsende hin deutlich. In der Schweiz interessiert der Leitzinsentscheid respektive die Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank. Die SNB setzt wie erwartet die expansive Geldpolitik fort.
Der Handel dürfte jedoch erneut stark vom Newsflow aus Japan getrieben sein, hiess es. Aktuell versuchen Spezialeinheiten die Lage beim Kernkraftwerk Fukushima unter Kontrolle zu bringen. Mit Armee-Hubschraubern wird Wasser über die beschädigten Reaktoren abgeworfen, ausserdem habe man Wasserwerfer in Stellung gebracht. Ein weiteres Augenmerk gilt der politischen Entwicklung in Bahrain, wo die Proteste gegen das Regime weiter gehen. Derweil will der UN-Sicherheitsrat über ein Flugverbot über Libyen entscheiden.
Bis um 09.30 Uhr steigt der SMI um 0,60% auf 6’057,58 Punkte. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) steht 0,64% höher bei 966,48 Stellen und der breite Gesamtmarkt (SPI) gewinnt 0,45% auf 5’491,53 Punkte.
Nachrichten zu Blue-Chips-Unternehmen sind am Donnerstag Mangelware. Von den zuletzt erlittenen starken Abgaben können sich derzeit die Luxusgüteraktien von Richemont (+1,3%) und Swatch Group (+1,6%) gut erholen. Die Deutsche Bank hat nach dem Kurszerfall der letzten Tage und den Vorkommnissen in Japan jedoch die Kursziele für beide Titel gesenkt. Der anhaltend starke Franken werde die Schweizer Uhrenindustrie weiter belasten.
Etwas weniger deutlich können sich die Titel des Rückversicherers Swiss Re (+1,2%) erholen. Die Titel sind innert Wochenfrist um rund 10% eingebrochen. Noch ist unklar wie hoch die Schadenkosten für die Versicherungsindustrie in Japan ausfallen werden und in welchem Ausmass Swiss Re davon betroffen ist.
Auch andere Finanzwerte weisen eine steigende Tendenz auf: So gewinnen Swiss Life um 1,7%, ZFS um 1,0% oder Credit Suisse um 1,0%, während UBS lediglich um 0,3% steigen.
Bei den Index-Schwergewichten Roche (unv.), Novartis (+0,5%) oder Nestlé (+0,4%) machen sich die Erholungstendenzen nicht allzu stark bemerkbar. Dagegen steigen Swisscom nach einer Ratingerhöhung durch Exane BNP um 1,2%. Einige Zykliker wie ABB (+1,2%), Clariant (+1,3%) oder Adecco (+1,4%) weisen ebenfalls eine überdurchschnittlichen Anstieg auf.
Zu den wenigen Verliereraktien im SMI/SLI gehören Sonova (-1,5%), welche die massiven Abgaben des Vortages ausweiten. Sonova sind am Mittwoch um knapp 23% eingebrochen, nachdem der Hörgerätehersteller eine Gewinnwarnung publizieren musste. Als Reaktion darauf haben Banken wie Vontobel, JP Morgan, Cheuvreux, Jefferies oder UBS das Kursziel für Sonova gesenkt. Die Credit Suisse (auf «Neutral» von «Outperform»), die Deutsche Bank (auf «Hold» von «Buy») oder die ZKB (auf «Marktgewichten» von «Übergewichten») haben ihre Ratingeinschätzungen zurückgenommen.
SGS (-2,7% respektive -41 CHF auf 1’502 CHF) werden mit 65 CHF ex-Dividende gehandelt und geben daher nach. Actelion (-0,3%) verlieren nur leicht an Wert.
Im breiten Markt legen u-blox um 4,0% zu. Der Chiphersteller hat im vergangene Jahr Umsatz und Gewinn stark gesteigert. Für 2011 wird mit weiterem Wachstum gerechnet. Gategroup (+0,6%), Berner Kantonalbank (+0,3%) oder Swiss Prime Site (+0,3%) steigen nach Zahlen nur leicht.
Auf der Gegenseite büssen Coltene um 4,1% ein. Die Ergebnisse seien unter den Erwartungen ausgefallen, so ein Analyst. Die Ergebnisse seien durch die schwache Performance von der übernommenen brasilianischen Vigodent SA belastet worden.
Unter Druck stehen auch BKW (-2,1%). Dabei interessieren weniger die heute vorgelegten detaillierten Zahlen zum Geschäftsjahr 2010, sondern vielmehr was mit dem AKW Mühleberg geschehen soll. (awp/mc/ss)
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