Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handelstag mit etwas tieferen Notierungen aufgenommen, hat jedoch seine Verluste seit dem Handelsstart etwas einzudämmen vermocht. Das Sentiment ist weiter vom europäischen Kampf um die Eindämmung der Schuldenkrise geprägt, hiess es in Handelskreisen mit Blick auf die neuerlich steigenden Anleiherenditen in Italien. Gleichzeitig zogen zuletzt die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen an.
Positive Impulse kämen vom robusten Wirtschaftswachstum in Deutschland und einer leichten Abschwächung des Schweizer Frankens im Laufe des Morgens.
In der Schweiz steht in erster Linie die Grossbank UBS im Fokus, die den interimistischen CEO Sergio Ermotti nun dauerhaft an die Konzernspitze berufen hat. Dieser kann somit am Donnerstag als permanenter Konzernchef auf dem Investorentag die Konzernstrategie vorstellen. Im Laufe des Tages werden weitere marktbewegende Daten erwartet. Auf Konjunkturseite stehen die Daten den ZEW-Konjunkturerwartungen in Deutschland auf dem Plan. Aus den USA erwarten die Anleger unter anderem Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und dem Empire State Index.
Der SMI notiert um 09.30 Uhr 0,07% tiefer bei 5’657,48 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst um 0,31% auf 854,90 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,07% auf 5’147,47 Zähler ein.
Die Papiere der UBS gehen derzeit 1,8% tiefer um. Die Grossbank hat nicht ganz unerwartet Sergio Ermotti nun dauerhaft an der Konzernspitze installiert. Zudem räumt Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger wie erwartet im kommenden Frühjahr seinen Stuhl vorzeitig. Ihm soll der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber folgen.
Die Nachricht entspreche daher den Erwartungen, hiess es in Handelskreisen. Nun gelte es, die Details zur Strategie abwarten, die am kommenden Donnerstagabend anlässlich eines Investorentages erwartet werden. Die Finanzziele werden Analysten zufolge voraussichtlich deutlich tiefer ausfallen als die sehr ambitiösen seines Vorgängers Oswald Grübel.
Die Aktien der Konkurrenzpapiere Credit Suisse fallen mit -2,6% wesentlich mehr zurück. Hier wirke sich in in einem für Banken generell schwachen Markt-Sentiment zusätzlich die angedrohte Abstufung des Langfristratings von Moody’s vom Vorabend negativ aus, hiess es im Handel. Der Entscheid zur Überprüfung folge auf den Bericht zum dritten Quartal der Bank, die schwächer als erwartet ausgefallen seien.
Die CS hat am Berichtstag ferner bekanntgegeben, die im Private Banking tätige Tochter Clariden Leu bis Ende 2012 vollständig in die eigene Organisation zu integrieren. Die Bank erhofft sich dadurch jährliche Kosteneinsparungen im Umfang von 200 Mio CHF.
Deutlich fester notieren im Bankensektor Julius Bär (+0,2%). Im Fokus des Marktes steht derzeit nicht die operative Entwicklung, sondern die in den Medien kolportierte Übernahme der Bank Sarasin, urteilen Marktteilnehmer.
Der Lebensversicherer Swiss Life (Aktie -0,5%) hat im dritten Quartal 2011 beim Geschäftsvolumen einen deutlichen Rückgang um 20% hinnehmen müssen. Dieser komme aber nicht ganz unerwartet, sagen Analysten. Positiv zu vermerken sei, dass sich das Schweizer Geschäft wieder gut entwickle und dass die Kosteninitiativen vorankommen.
Der Hörgerätehersteller Sonova (Aktie -1,3%) erlitt einen Gewinneinbruch von fast 40% im ersten Halbjahr. Sonova macht in erster Linie den starken Franken für das schlechte Ergebnis verantwortlich. Hinzu kam der Rückruf eines Cochlea-Hörimplantats im November vergangenen Jahres. Insgesamt sind die Zahlen ungefähr in den Erwartungen der Analysten ausgefallen, das Unternehmen hat jedoch seine Guidance für die EBITA-Marge leicht gesenkt.
Die grössten Gewinne im SMI/SLI gehen auf die defensiven Nestlé-Aktien, die sich um 0,5% verteuern und den Markt daher wesentlich stützen. Die Pharmavaloren von Novartis (+0,1%) und Roche (-0,1%) tendieren dagegen eher unauffällig.
Zur kleinen Gruppe der Gewinner gehören auch Clariant (+0,4%), Givaudan (+0,4%) und Syngenta (+0,5%).
Im breiten Markt steigen die Valoren des Drehmaschinenherstellers Tornos nach Zahlen um 0,5%. Analysten sprechen von einem «guten» Ergebnis.
VZ Holding steigen um 1,4%. Der CEO der Finanzdienstleistungsgruppe, Matthias Reinhart, äusserte sich in einem Interview mit AWP zuversichtlich zum Geschäftsverlauf und kündigte weitere Expansionsschritte an. Einige Hoffnung setzt Reinhart auch auf das im Sommer neu lancierte Finanzportal. (awp/mc/pg)