CH-Eröffnung: Etwas schwächer – Schuldenkrise belastet weiter
Zürich – Die Schweizer Börse hat am Donnerstag mit etwas schwächeren Notierungen den Handel aufgenommen. Damit setzt der Leitindex SMI nach der Verschnaufpause vom Vortag den Abwärtstrend der laufenden Woche fort. Die Stimmung wird von der weiterhin schwelende Krise in der Eurozone und den aufkeimenden Sorgen um eine mögliche Staatspleite der USA belastet. Moody`s drohte den USA am Vorabend mit der Aberkennung der Bestnote «AAA» für US-Staatsanleihen und stellt damit die Topbonität in Frage. Damit sei die Gefahr, dass die USA zumindest kurzfristig ihre Zinsen auf aufgenommene Schulden nicht mehr zahlen könnten, zwar weiter gering, aber nicht mehr länger vernachlässigbar, heisst es.
Die Ratingagentur Fitch senkte zudem die Kreditwürdigkeit Griechenlands gleich um drei Stufen. Die beiden anderen Ratingagentur Standard & Poor`s und Moody`s hatten schon früher ihre Noten auf ein vergleichbares Niveau reduziert. Die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds hätten noch kein umfassend finanziertes und glaubwürdiges zweites Hilfsprogramm aufgelegt. Zudem sorge die mögliche Beteiligung des privaten Sektors an einem zweiten Hilfspaket für zunehmende Verunsicherung. Ausserdem trübe sich der gesamtwirtschaftliche Ausblick weiter ein.
Bis um 09.30 Uhr sinkt der SMI um 0,54% auf 5`992,40 Zähler und unterschreitet damit wieder die Marke von 6`000 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gibt um 0,67% auf 928,69 Stellen und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,66% auf 5`503,93 Punkte nach.
Am Nachmittag rücke der Monatsbericht der EZB am Vormittag in den Blickpunkt, hiess es im Handel. Dabei seien Prognosen zur Wirtschaft und die Lage am Geldmarkt Thema. Am Mittag legt dann die US-Bank JP Morgan Zahlen zum zweiten Quartal vor.
Die Schuldenkrise drückt erneut auf Titel der Grossbanken. UBS (-0,9%) und CS (-0,2%) reduzieren sich ebenso wie Julius Bär (-0,2%). Bei der UBS konkretisieren sich einem Zeitungsbericht zufolge die Sparpläne. Der «Tages-Anzeiger» beruft sich auf Insiderangaben und spricht von einer Milliarde Franken, die eingespart werden müsse. Rund 5`000 Stellen sollen wegfallen. Nach unten geht es bei auch bei den Versicherungswerten ZFS (-0,3%) und Swiss Re (-0,1%).
Die Titel von konjunktursensitiven Unternehmen finden wenig Anklang bei den Investoren. Holcim (-0,9%) und ABB (-1,2%) rutschen ins Minus. Die Pharmawerte Roche (-0,6%) und Novartis (-0,8%) geben ebenso nach.
Syngenta (-0,6%), Givaudan (-0,4%) und Clariant (-0,4%) sind alle von Kurszielsenkungen der UniCredit betroffen. Der Aromen- und Riechstoffkonzern Givaudan bekräftigte derweil sein Fünfjahresziel in einem Zeitungsinterview. Im Vorfeld der Halbjahreszahlen-Präsentation senken zudem die Analysten von JPMorgan das Kursziel für den Logistikdienstleister Kühne + Nagel (unv.).
Die traditionell volatilen Weatherford (-2,7%) stehen ebenso wie Transocean (-1,2%) deutlich unter Verkaufsdruck.
Nestlé (+0,1%) präsentieren sich dagegen besser als der Index. Der Nahrungsmittel-Hersteller kauft einen Minderheitsanteil an der neuseeländischen Gesellschaft Vital Foods. Kursgewinne verbuchen auch Adecco (+0,4%), Lonza (+0,2%) und Sonova (+0,3%).
In der zweiten Reihe rechnet Bellevue Group (-2,6%) für das erste Halbjahr mit einem konsolidierten Konzernverlust von rund 54 Mio CHF. Der Vermögensverwalter Partners Group (-0,3%) nahm im ersten Halbjahr Neugelder von 2,1 Mrd EUR entgegen, womit sich die Kundennachfrage gleich hoch wie im ersten Semester des Vorjahres präsentiert. Die Hypothekarbank Lenzburg (+1,0%) verdiente hingegen im ersten Halbjahr weniger als im Vorjahr.
Mit die deutlichsten Abschläge bei den Nebenwerten verbuchen Valartis (-3,6%) und Temenos (-3,1%). Hingegen legen Myriad (+1,7%) und Schweiter (+1,6%) kräftig zu. Noch mehr verteuern sich Absolute Private Equity (+6,7% auf 18,40 CHF), die damit nahezu auf den Angebotspreis von 18,50 CHF steigen, den HarbourVest am Berichtstag erhöht hat. (awp/mc/ps)
