CH-Eröffnung: Gewinne schmelzen – Nervosität vor Euro-Gipfel

Zürich – Die Schweizer Börse zeigt sich am Donnerstag im frühen Geschäft erneut von ihrer festeren Seite, allerdings schmelzen die Gewinne bereits wieder zusammen. Der Handel schwanke zwischen Hoffnung und Bangen hinsichtlich einer Lösung der Schuldenkrisen auf beiden Seiten des Atlantiks, heisst es im Handel, entsprechend nervös sei das Geschehen auf dem Parkett. Den jüngsten Nachrichten zufolge haben Deutschland und Frankreich im Vorfeld des Euro-Sondergipfels eine gemeinsame Position zur Rettung Griechenlands gefunden.

Konkrete Ergebnisse wurden indes noch nicht mitgeteilt. Das Treffen beginnt um 12 Uhr.

Von Unternehmensseite stehen in der Schweiz Roche, ABB und Actelion mit Geschäftszahlen im Fokus. In Europa präsentieren unter anderem Nokia ihre Resultate, in den USA richten sich die Blicke später vor allem auf AT&T und Morgan Stanley. Dazu stehen einige US-Konjunkturdaten auf der Agenda.

Gegen 09.30 Uhr gewinnt der SMI 0,30% auf 5’984,24 Punkte (Tageshoch: 6014 Punkte). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legt derweil um 0,36% auf 923,15 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,27% auf 5’481,03 Zähler zu.

Die ABB-Valoren werden nach Zahlen 0,9% tiefer bezahlt und entwickeln sich damit gegenläufig zu den vorbörslichen Indikationen. Denn der Industriekonzern vermochte die Erwartungen der Analysten auf allen Ebenen zu übertreffen. Experten merkten an, dass das in Dollar berichtende Unternehmen – im Gegensatz zu vielen anderen Exporteuren – keinen Gegenwind vom starken Franken erhalten habe. Einziger Wermutstropfen sei eine leicht tiefere operative Marge. Marktbeobachter sprechen von «sell on good news».

Roche (unverändert) wurde den Vorschusslorbeeren aus der Sonntagspresse gerecht: Die Kostenmassnahmen haben schneller als erwartet gegriffen und die Frankenstärke ausgewetzt. Die Rentabilität des Pharmakonzerns ist im ersten Halbjahr 2011 weiter gestiegen. Die Vorschusslorbeeren haben aber auch eine Kehrseite: In Erwartung guter Zahlen hatten die Roche-Bons bereits in den vergangenen Tagen deutlich zugelegt.

Schliesslich haben als Dritte im Bunde auch Actelion Quartalszahlen gezeigt. Die Titel des Biopharmakonzerns steigen um 0,9% und entwickeln sich damit ebenfalls entgegen den vorbörslichen Indikationen. Analysten sprechen von einem insgesamt «soliden» Ergebnis.

Im Finanzsektor notieren Credit Suisse (+1,3%) und UBS (+0,9%) deutlich fester. Die Bankwerte stehen mit dem heutigen Euro-Gipfel auf der Radar der Investoren, die Ausgestaltung des für Griechenland finanziell überlebenswichtigen zweiten Rettungspakets wird mit Spannung erwartet. Unter Händlern gehe die Hoffnung um, die Schulden würden auch in Zukunft auf die Steuerzahler verteilt und nicht auf die Banken und Versicherer. Die Aktien der grossen Assekuranzwerte Swiss Re (+0,8%) und ZFS (+0,6%) hängen den Gesamtmarkt ebenfalls ab.

Im SMI-/SLI-Tableau erzielen bisher Sonova (+2,0%) die prozentual grössten Gewinne. Die Titel setzen damit ihren jüngsten Aufwärtstrend fort; das Unternehmen war Anfang Woche bei der Suche nach einem neuen CEO in der Person von Lukas Braunschweiler (Ruag) fündig geworden. Dahinter folgen verschiedene Zykliker wie Weatherford (+1,4%), Adecco (+1,1%) und – am Vortag der Ergebnispublikation – Syngenta (+0,6%).

Die Schweizer Uhrenexporte sind im Juni mit rund 16% nicht mehr so schnell gewachsen wie in den Vormonaten, in der Folge schneiden die Aktien von Richemont (-0,1%) und Swatch (-0,3%) deutlich schlechter als der Gesamtmarkt ab. Die Normalisierung nach den sehr hohen Raten in den beiden Vormonaten komme aber wenig überraschend, sagten Analysten.

Aus dem breiten Markt hat Sulzer Zahlen vorgelegt, die den Aktien des Industriekonzerns ein Minus von 0,9% bescheren. Analysten sprechen von «soliden, aber nicht überwältigenden Zahlen».

Implenia (+1,4%) konnte einen Grossauftrag vermelden. Der Bauunternehmer wird im Auftrag der SBB ein weiteres Baufeld in Zürichs neuem Stadtteil «Europaallee» realisieren. Die Projektsumme belaufe sich auf 83 Mio CHF.

Die Kupferprodukte-Herstellerin Swissmetal (Aktie unverändert) hat in ihrem Kampf ums Überlebens etwas Luft erhalten. Der Gesellschaft wurde für ihre operativen Aktivitäten in Dornach und Reconvilier für zwei Monate die provisorische Nachlassstundung gewährt. Die Massnahme schützt vorübergehend vor dem Zugriff der Gläubiger. (awp/mc/ps)

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