Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Montag mit festeren Kursen eröffnet und setzt damit die Aufwärtstendenz vom Freitag fort. Auftrieb erhalten die Börsen vom Gerücht, der Internationale Währungsfonds (IWF) werde dem schuldengeplagten Italien unter die Arme greifen. Zusätzlich stützt der über das «Thanksgiving»-Wochenende gut verlaufene Start ins US-Weihnachtsgeschäft. In Asien erholten sich die Aktien unter diesen Vorzeichen relativ deutlich von den zuletzt erlittenen Kursverlusten. Hierzulande profitieren vor allem Finanztitel und Zykliker von der besseren Stimmung.
Italienischen Medienberichten zufolge will der IWF für Italien ein Hilfspaket im Umfang von 600 Mrd EUR schnüren. Das Programm soll die Übergangsregierung von Mario Monti bei der Durchsetzung der notwendigen Reformen unterstützen, hiess es. Ein IWF-Sprecher dementierte jedoch die Gerüchte: Der IWF und die italienische Regierung hätten keine entsprechenden Gespräche geführt. In der neuen Woche muss sich das hoch verschuldete Land – wie auch Spanien – in Versteigerungen von Staatsanleihen den Anlegern stellen. Nebst den Italien-Hoffnungen wird am Markt auch der gute Start ins US-Weihnachtsgeschäft positiv gewertet. Die Geschäfte und Online-Händler hätten am Wochenende Rekorde erzielt, hiess es.
Der Leitindex SMI steigt bis um 09.30 Uhr um 1,38% auf 5’469,94 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewinnt 1,82% auf 819,82 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,33% auf 4’952,74 Stellen.
An der Spitze der Blue Chips sind aktuell Finanzwerte zu finden. Die Hoffnungen um einen Befreiungsschlag in Italien scheint vor allem in der Finanzbranche gut anzukommen. Bei den Banken haben Credit Suisse (+3,3%) die Nase vorn, während UBS um 2,1% dazugewinnen. Die Assekuranzen werden von Swiss Re mit einem Plus von 3,6% angeführt, gefolgt von Swiss Life (+3,2%) und ZFS (+2,4%).
Einzige Verlierer im SMI/SLI sind die Papiere von Julius Bär (-0,7%). Im Buhlen um die Bank Sarasin (Namenaktie B: -16,5% auf 28,65 CHF) haben die Bären eine Niederlage erfahren. Den Zuschlag für die Sarasin-Mehrheitsbeteiligung der niederländischen Rabobank erhielt die Safra Gruppe. Die brasilianische Bank bezahlt für das Rabobank-Paket rund eine Milliarde Franken (7,20 CHF je Namenaktie A; 36 CHF je Namenaktie B). Safra hält damit gut 46% des Kapitals und beinahe 69% der Stimmen und wird den restlichen Sarasin-Aktionären ein Pflichtangebot vorlegen. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung des Basler Vermögensverwalters unterstützen die Übernahme durch Safra.
Nebst den Finanzwerten gehören konjunktursensitive Titel zu den grössten Gewinnern, nachdem sie im zuletzt gesehenen Abschwung auch mit zu den grössten Verlierern gehörten. So können sich etwa die Luxusgüteraktien von Richemont (+3,6%) und Swatch (+2,9%) überdurchschnittlich gut erholen. Die Analysten von HSBC haben das Kursziel für Richemont angehoben und die Einschätzung mit «Overweight» bestätigt.
Weitere Zykliker wie Logitech (+3,1%), Clariant (+2,9%) oder ABB (+2,6%) zählen ebenfalls zu den grössten Gewinnern. Derweil steigen die Index-Schwergewichte Roche (+1,2%), Novartis (+1,1%) und insbesondere Nestlé (+0,2%) weniger deutlich. Novartis hat in der EU die Zulassung für den Blutdrucksenker Rasitrio erhalten.
Im breiten Markt steigen Aryzta nach Umsatzangaben zum ersten Quartal 2011/12 um 2,6%. Der Backwaren-Konzern hat mit den Zahlen die Erwartungen erfüllt und die Guidance bestätigt. Ausserdem sei «vor kurzem» die bestehende Kreditfazilität zu gleichen Konditionen erhöht worden.
Addex legen um 5,1% zu. Das Biopharma-Unternehmen hat im Bereich der Forschung mit Peptiden Fortschritte erzielt. Die Forschungserfolge mit zwei G-protein gekoppelten Rezeptoren (GPCR) habe das Potential, die Suche nach neuen Behandlungsformen von Diabetes zu beschleunigen, hiess es. Die Papiere des Flughafens Zürich gewinnen 3,4% hinzu, nachdem das Zürcher Stimmvolk sich am Wochenende deutlich gegen ein Pistenausbauverbot ausgesprochen hatte.
Weiterhin sehr volatil verhalten sich die Titel des Casinobetreibers Escor (-24,3% auf 14 CHF). In der vergangenen Woche haben sich Escor in einer Bandbreite von 11,50 bis 18,50 CHF bewegt. Dies allerdings bei eher tiefen Volumen.
Mondobiotech bewegen sich erneut sehr stark. Nach Verlusten von 30% am Freitag, klettern die Titel am Montag um 18,7% in die Höhe. Das Biotechnologieunternehmen hielt am Freitagabend in einem Communique fest, dass es betreffend der Mitte November mit dem wichtigsten Anteilseigner BioPharma Invest getroffenen Kreditvereinbarung – entgegen Medienberichten – zu keinen Verzögerungen kommen wird. (awp/mc/ps)