Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt setzt am Mittwoch in der Eröffnungsphase den bereits seit acht Tagen anhaltenden Aufwärtstrend fort. Eine Stütze würden die Hoffnungen auf einen erfolgreichen EU-Gipfel bieten, hiess es unter Marktbeobachtern. So konnte auch der Euro gegenüber dem US-Dollar zulegen und zeigt sich zum Schweizer Franken fest. Bereits am Vortag hatte sich die Wall Street nicht von den Sorgen um die Eurozone beeindrucken lassen. Im Fernen Osten schlossen die Märkte deutlich höher, auch im Zuge von Euro-Hoffnungen. Über Nacht hat zudem das griechische Parlament den Sparhaushalt verabschiedet.
An der Börse werde vermehrt darauf gesetzt, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfel am Donnerstag und Freitag konkrete Schritte beschliessen werden, um die Schuldenkrise zu bekämpfen, hiess es unter Marktbeobachtern. Die jüngsten Drohungen der Ratingagentur Standard & Poors (S&P) hätten den Druck auf die Politiker noch einmal erhöht. Zudem könnte die Europäische Zentralbank im Kampf gegen die Schuldenkrise Hinweise auf einen verstärkten Kauf von Staatsanleihen hochverschuldeter Staaten der Eurozone geben, hiess es weiter. Allerdings müsse vor dem Gipfel auch mit einigen Gewinnmitnahmen gerechnet werden.
Der Leitindex SMI steht um 09.30 Uhr um 0,48% höher bei 5’795,55 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewinnt 0,76% auf 879,60 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,49% auf 5’253,60 Punkte. An den wichtigsten europäischen Handelsplätzen steigen die Kurse meist noch deutlicher.
Die Charttechniker der Zürcher Kantonalbank stufen im SMI den kurzfristigen Trend seit dem 25.11. als positiv ein. Die kurzfristige Momentum-Indikatoren seien praktisch neutral, heisst es in einem Kommentar. Unterstützung besteht bei 5’550, 5’430, 5’300, 5’210 und 5’000 Punkten, Widerstand bei 5’800, 5’930 und 6’020 Punkten.
Etwas grössere Avancen verzeichnen im SMI/SLI in der Regel im Zuge der Euro-Hoffnungen Bankenwerte und konjunktursensitive Titel. So erzielen Clariant (+3,5%) die bisher prozentual grössten Gewinne. Das Spezialitätenchemie-Unternehmen hatte am Vorabend den Ausbau der Produktion von Flammschutzmitteln gemeldet.
Transocean (+2,1%) können die am Vortag im US-Handel erzielten Gewinne nachvollziehen und ausbauen.
Ebenfalls überdurchschnittlich gesucht sind weiter die Zykliker Holcim (+1,5%), Richemont (+1,5%), ABB (+1,4%), Logitech (+1,2%) sowie Kühne+Nagel (+1,2%). Um je rund 1% zulegen können Syngenta, Givaudan, Lonza, Adecco, Swatch, Geberit und Schindler. Der Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan sieht sich auch im aktuell schwierigen Umfeld gut aufgestellt und robust. «Wir beobachten derzeit noch keine Abschwächung der Nachfrage, und das gute Wachstumsmomentum hält an», sagte Konzernchef Gilles Andrier gegenüber der «Finanz und Wirtschaft».
Demgegenüber entwickeln sich SGS (+0,4%) verhaltener. Der Warenprüf-Konzern hat eine weitere Akquisition getätigt und übernimmt die britische Baseefa, die einen Umsatz von rund 3 Mio GBP erzielt.
Deutlich nach oben geht es auch für die Finanzwerte mit dem Versicherer ZFS (+1,5%) an der Spitze. Unter den weiteren Assekuranzwerten ziehen Swiss Re (+0,6%), Bâloise (+0,3%) verhaltener an, während Swiss Life (-0,3%) verkauft werden.
Bei den Grossbanken haben CS (+1,4%) die Nase vorn, vor UBS (+1,1%). Julius Bär (+0,3%) gehen indessen nur leicht höher um.
Die defensiven Schwergewichte entwickeln sich in engerer Bandbreite uneinheitlich. Leicht gesucht sind Nestlé (+0,3%) – das chinesische Handelsministerium hat grünes Licht für die Akquisition einer 60%-Beteiligung an Hsu Fu Chi gegeben – während Novartis (-0,1%) und Roche (-0,4%) etwas im Angebot liegen.
Weitere Verlierer sind Actelion (-0,1%), Synthes (-0,5%) und Nobel Biocare (-0,6%).
Am breiten Markt stossen die Aktien des Energie-Konzerns BKW (+2,5%) auf Interesse. Im Zuge zusätzlicher Sparbemühungen sollen weitere 200 Stellen abgebaut werden. Nach der Ernennung eines neuen CFO ziehen Basilea (+2,4%) an. Swisslog (+2,9% auf 0,70 CHF) profitieren von der Anhebung des Kursziels auf 0,80 CHF durch die Bank Vontobel. Begründet wird der Schritt mit neuen Wechselkursbedingungen und Aussagen von CEO Remo Brunschwiler in einem Interview.
Die prozentual grössten Gewinne erzielen im breiten Markt bisher Swissmetal (+3,8%), während zu den grösseren Verlierern u.a. IPS Packaging (-6,4%) und Escor (-5,6%) gehören. (awp/mc/ps)