Zürich – Die Schweizer Börse hat auch am letzten Handelstag der Woche tiefer eröffnet. Weiterhin werden die Börsen der Welt von der sich zuspitzenden Eurokrise in Geiselhaft gehalten. So haben nach den europäischen Börsen sowohl die Handelsplätze in den USA als auch in Asien nach den gestiegenen Anleihenrenditen Spaniens und Frankreichs mit klaren Verlusten geschlossen. Positiv ausgefallene Konjunkturdaten aus Übersee konnten am Vortag das negative Sentiment nicht verbessern, obwohl sie auf eine leichte wirtschaftliche Erholung hinweisen.
Die Agenda ist relativ übersichtlich. Einzig am Nachmittag publizierte Frühindikatoren in den USA könnten noch Impulse liefern. Zudem steht in Italien die Abstimmung der Abgeordnetenkammer über das Programm des neuen Ministerpräsidenten Mario Monti auf dem Programm. Am Vorabend hat sich bereits der Senat mit überwältigender Mehrheit für das Programm ausgesprochen. Monti will mit Einsparungen, Wachstumsmassnahmen und einer Liberalisierung des Arbeitsmarktes Italien auf den Wachstumspfad zurück bringen. Unternehmensseitig rücken am heutigen Handelstag vor allem UBS nach dem gestrigen Investorentag ins Zentrum des Interesses.
Der SMI notiert um 09.31 Uhr 0,30% tiefer bei 5’627,68 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst um 0,49% auf 841,77 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,27% auf 5’108,39 Zähler ein.
Mit sehr grossen Abgaben präsentieren sich im frühen Handel vor allem einige Zykliker. Sonova verlieren 1,7%, Logitech und Kühne+Nagel 1,6%, Richemont 1,5% und Swatch immerhin noch 1,2%. Bei Richemont haben die Experten von Morgan Stanley das Kursziel auf 61 (58) CHF erhöht und das Rating «Overweight» bestätigt. Die Titel des Luxusgüterkonzerns gehören zu den bevorzugten Papieren des Sektors, heisst es in einem Kommentar. Auch Goldman Sachs hebt das Kursziel für die Luxusgüteraktien auf 77,10 (72,70) CHF mit der Einstufung «Buy».
Holcim (+0,5%) können sich dem Negativ-Trend klar entziehen. Die Papiere werden von einer Hochstufung durch Exane auf «Outperform» von bisher «Underperform» gestützt. Die Herausforderung für den neuen CEO Bernard Fontana sei, die Renditen in einem harten Marktumfeld zu verbessern, heisst es in einem Kommentar. Die Analysten sehen Kosteneinsparmöglichkeiten von bis zu 900 Mio CHF.
Die grössten Abgaben verbuchen derweil Credit Suisse (-2,2%). Andere Finanztitel verzeichnen hingegen etwas moderatere Verluste ,wie Julius Bär (-0,6%), Swiss Re (-0,8%) oder ZFS (-0,3%). Für den Versicherer ZFS hat Morgan Stanley das Kursziel auf 245 (215) CHF erhöht, die Einstufung «Equalweight» indes bestätigt.
Deutliche Zugewinne verbuchen UBS (+1,0%) nach dem gestrigen Investorentag. Analysten zeigen sich in ersten Reaktionen teilweise leicht enttäuscht über den Umfang der Mittelfristziele. Allerdings gibt es auch gefälligere Stimmen, die die defensiven Qualitäten der Titel hervorheben. Positiv überrascht hat die Ankündigung einer Dividende für das laufende Jahr.
Die Grossbank hat am Donnerstagabend den lang erwarteten Investorentag abgehalten und dabei veränderte Strategie- und Kapitalpläne sowie neue Finanzziele kommuniziert. Sie will sich dabei auf ihre Position als globaler Wealth Manager und als «führende Universalbank in der Schweiz» konzentrieren. Die Investment Bank soll dagegen – wie bereits mehrfach angekündigt – weniger komplex und weniger kapitalintensiv werden.
Die defensiven Schwergewichte Novartis (+0,3%) sowie Roche (-0,3%) und Nestlé (unverändert) zeigen sich uneinheitlich. Laut einem Artikel der Zeitung «Chinadaily» plant Nestlé in den nächsten drei Jahren eine Verdoppelung der Investitionen in den chinesischen Kaffemarkt. Damit soll das Wachstum in diesem stark zunehmenden Markt noch beschleunigt werden.
Im breiten Markt haben BVZ (ungehandelt) leicht unter dem Vorjahresergebnis liegende Zehnmonatszahlen präsentiert. Zudem hat Bucher Industries (-0,6%) einen Grossauftrag der Stadt Moskau über 51 Mio EUR gewonnen. 20% davon werden im vierten Quartal 2011 Umsatzwirksam, 80% im ersten Halbjahr 2012.
Bei Tornos (ungehandelt) hat Walter Fust seinen Anteil auf 20,01% von bisher 15,05% aufgestockt, wie den Beteiligungsmeldungen der SIX Swiss Exchange zu entnehmen ist. Fust sieht Potenzial für eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit StarragHeckert, wo Fust Mehrheitsaktionär und VRP ist. (awp/mc/ps)