Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag mit leichteren Notierungen in den Tag gestartet. Das Sentiment werde neben den üblichen Bedenken um Griechenland von Wachstumssorgen überschattet, hiess es im Handel. Börsianer verweisen auf den zuletzt enttäuschenden Einkaufsmanager-Index aus Europa und die gesenkten Wachstumsprognosen Chinas vom Vortag.
Griechenland steht mit einem Pressebericht im Fokus, wonach sich die «Troika» aus Euro-Gruppe, EZB und IWF auf einen erzwungenen Umtausch von griechischen Staatsanleihen einstelle, weil die freiwillige Beteiligung nicht ausreiche. Bis Donnerstag können die privaten Gläubiger Griechenlands entscheiden, ob sie sich am Schuldenschnitt für das Land beteiligen wollen. Bei einem Zwangsumtausch drohen wiederum Klagen der Privatinvestoren.
Der Swiss Market Index (SMI) büsst bis um 09.30 Uhr 0,66% auf 6’113,48 Punkte ein. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,94% auf 930,60 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,61% auf 5’585,80 Zähler.
Angesichts der fehlenden Impulse dürfte sich der Markt weiter im Korrekturmodus bewegen, urteilen Marktstrategen. Konjunkturdaten aus den USA werden heute nicht erwartet; dafür richte sich der Blick bereits auf den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht.
Mit dem drohenden Zwangsumtausch in Griechenland rücken am Dienstag Finanzwerte ins Blickfeld der Investoren. So büssen die Bankaktien Credit Suisse (-1,7%), Julius Bär (-2,2%) und UBS (-1,7%) überdurchschnittlich an Wert ein. Am Vorabend hatte zudem das Schweizer Parlament das Bankgeheimnis weiter gelockert. Die Schweiz wird den USA künftig in Fällen von Steuerhinterziehung auch bei Gruppenanfragen Amtshilfe leisten.
Das Entgegenkommen weckt auch in der EU Begehrlichkeiten: EU-Steuerkommissar Algirdas Semeta hat am Vortag Bedenken gegen bilaterale Steuerabkommen von EU-Staaten mit der Schweiz geäussert. Dem Politiker sind konkret die mit Deutschland und Grossbritannien ausgehandelten Abkommen ein Dorn im Auge.
Die Versicherer schneiden wesentlich besser als die Bankaktien ab: Swiss Re verlieren lediglich 0,5% und ZFS gehen 0,4% tiefer um.
Die neu aufgeflammten Konjunktursorgen rücken konjunktursensitive Werte in den Fokus, heisst es im Handel. Transocean (-1,5%), Logitech (-1,8%), b(-1,6%), Clariant (-1,2%) und Swatch (-1,3%) reihen sich im Bluechip-Tableau weit hinten ein. Im Nachgang zu den Zahlen des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (-1,5%) wurden deren Aktien von der ZKB in das Portfolio «Schweiz Standardwerte» aufgenommen, als Ersatz für Adecco (-1,5%).
Auf der Gegenseite profitieren die Schwergewichte Roche (-0,2%) und Nestlé (-0,1%) von ihren defensiven Eigenschaften und somit von ihrem Status als sichere Häfen. Der Pharmakonzern hält im Laufe des Vormittags seine Generalversammlung ab.
Novartis werden etwas deutlicher um 0,6% auf 49,49 CHF zurückgenommen, nachdem das Brokerhaus JP Morgan das Papier auf «Neutral» von «Overweight» gesenkt hat. Das neue Kursziel lautet 56,40 CHF nach zuvor 60,10 CHF. Die zuständige Analystin ortet strukturelle Probleme beim Pharmaunternehmen und schlägt eine Aufspaltung des Konzerns vor.
Im breiten Markt sind mit AFG, Bank Linth, Charles Vögele, GAM, Goldbach Media, Implenia, Mobimo, Siegfried, VP Bank und der VZ Holding eine ganze Reihe von Unternehmen zum Zahlenrapport angetreten. Das Spektrum der Abschlusse reicht von «sehr gut» (Implenia: +3,8%) ) bis «schlimmer als erwartet» (Charles Vögele: -7,3%).
AFG sacken gar um 10,4% ab. Der Bauausrüster hat im Geschäftsjahr 2011 einen Nettoverlust von 70,2 Mio CHF verzeichnet. Grund dafür sind Abschreibungen in der Höhe von insgesamt 73 Mio, die wegen des schwierigen Marktumfelds nötig geworden seien. Das Unternehmen sei trotz Renovationsarbeiten immer noch im «Rohbau», hiess es im Handel. (awp/mc/ps)