Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch entgegen der vorbörslichen Indikation mit einer leichteren Tendenz den Handel aufgenommen. Nach dem langen Wochenende war die Wall Street am Vortag wenig verändert in die Woche gestartet und in Asien entwickelten sich die Börsen eher uneinheitlich. Ein Marktbeobachter macht als Ursache für die Verstimmung der Investoren die wieder aufkeimende Euro-Schuldenkrise aus. Moody’s senkte am Vortag das Rating der langfristigen Verbindlichkeiten Portugals auf Ramsch-Niveau.
Die Marktteilnehmer dürften den Blick jedoch bereits auf die morgigen Zinsentscheide der EZB und der Bank of England richten. Das beherrschende Thema diese Woche wird der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag sein.
Der Swiss Market Index (SMI) steht um 09.30 Uhr 0,55% tiefer auf 6’208,60 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,65% auf 967,42 Punkte, während der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,51% auf 5’711,08 Zähler nachgibt.
An der Indexspitze stehen derweil Adecco (+1,5%). J.P. Morgan stuft die Aktien im Rahmen einer Branchenstudie gleich um zwei Stufen auf «Overweight» von zuvor «Underweight» hoch. Der Personaldienstleister sei im Vergleich mit Randstad besser positioniert, um im fortschreitenden Zyklus dank der geographischen Aufstellung höhere Margen zu erzielen. Hinzu komme die Strategie des Managements, den Anteil der Fachkräftevermittlung am Umsatz zu erhöhen.
Ebenso verteuern sich SGS (+0,2%). Die Hoffnung auf ein gutes Halbjahresresultat lasse die Anleger zugreifen, sagt ein Analyst. Traditionell eröffnet das Genfer Unternehmen die Berichtssaison der im Standardwerte-Index kotierten Unternehmen, die am 15. Juni in der Schweiz startet.
Mit den meisten Blue Chips geht es jedoch abwärts, bei den Bankaktien von UBS (-1,5%), CS (-1,0%) und Julius Bär (-2,0%) sogar deutlich. Am Vortag schlossen die Titel bereits unter dem Eindruck der jüngsten Meldungen zu Griechenland schwächer. Standard & Poor’s hatte den französischen Vorschlag, wonach private Gläubiger mit einbezogen werden sollen, in Frage gestellt. Ein «Überrollen» griechischer Verbindlichkeiten wollen die Analysten womöglich als «Selective Default» werten.
Bei der UBS dürften auch wenig optimistische Aussagen belasten. «Die Kosten sind ein Thema», sagte Jürg Zeltner, der Leiter von UBS Wealth Management, im Gespräch mit der «Finanz und Wirtschaft». «Ich bin pessimistisch, was die Marktentwicklung angeht, deshalb ist ein extrem disziplinierter Umgang mit den Kosten nötig», so Zeltner weiter. Die Versicherungstitel von Swiss Re (-1,0%) und ZFS (-1,5%) stehen ebenfalls auf der Verliererseite.
Die schwergewichteten Pharmatitel Roche (-0,6%) und Novartis (-0,4%) sowie Nestlé (-0,2%) lassen dem Gesamtmarkt wenig Luft nach oben. Die Titel der Luxusgüterhersteller Richemont (-0,4%) und Swatch (+0,4%) zeigen sich uneinheitlich. Deutlich verbilligen sich Clariant (-3,2%), die damit die Abwärtsbewegung des Vortages (-2,3%) fortsetzen.
In der zweiten Reihe stehen u-blox (+2,4%) im Blick. Das Unternehmen hat einen neuen Kunden für sein GPS-Modul gewonnen. Zudem erweitert das Pharmaunternehmen Acino sein Eigenmarkensortiment durch ein Abkommen mit der belgischen Neogen. Ascom legen 1,7% zu. Die Division Network Testing erhielt mehrere Kundenaufträge von insgesamt mehr als 7 Mio USD.
Tornos (+1,6%) profitieren davon, dass die ZKB den Maschinenhersteller mit «Übergewichten» in ihr Researchuniversum aufnimmt.
Emmi – die Titel wurden bislang nicht gehandelt – setzt die internationale Wachstumsstrategie weiter um. Die Milchverarbeiterin übernimmt die Rutz Käse AG, die auf die Herstellung, Reifung und Vorverpackung von Schweizer Käse spezialisiert ist. (awp/mc/ss)