Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag mit festeren Kursen in die Sitzung gestartet und hat die Anfangsgewinne im bisherigen frühen Geschäft noch ausgebaut. Gestützt wird das Sentiment von positiven Vorgaben aus den USA, wo die Börsen am Vorabend von optimistischen Aussagen eines EZB-Direktoriumsmitglieds zur Lösung der Schuldenkrise etwas Auftrieb erhalten hatten. Nach Zahlen stehen Adecco gegen den Trend unter Druck, wogegen Nobel Biocare ein kleines Kursfeuerwerk zünden.
Wichtigster Treiber für das Börsengeschehen bleibt allerdings die Entwicklung an der politischen Front. Während Griechenland im Tagesverlauf seine Übergangsregierung vorstellen dürfte, muss Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi erneut um seine Mehrheit bangen. Am Nachmittag stimmt das Parlament in Rom über den Rechenschaftsbericht zu seinem Haushalt ab. Sowohl in breiten Polit- als auch in Marktkreisen wird ein Rücktritt Berlusconis sehnlichst erhofft.
Der SMI steht um 09.30 Uhr 0,75% höher bei 5’688,06 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legt 0,80% auf 864,69 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,71% auf 5’180,07 Punkte.
Adecco fallen nach den Quartalszahlen gegen den freundlichen Gesamttrend um 6,4% klar zurück und sind damit neben Actelion (-0,4%) einziger Verlierer unter den Bluechips. Das vom Westschweizer Stellenvermittler für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2011 veröffentlichte Ergebnis liegt sowohl beim Umsatz als auch auf den Stufen EBITA und EBIT hinter den Markterwartungen zurück. Auf Stufe Reingewinn gelingt Adecco hingegen mehr oder weniger eine Punktlandung auf den Konsensschätzungen. In Analystenkreisen wird das Quartalsergebnis in ersten Kommentaren als eher mässig bezeichnet.
Nobel Biocare (+6,0%) bilden als Spitzenreiter den Gegenpol zu Adecco. Das vom Hersteller von Premiumimplantaten für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2011 veröffentlichte Ergebnis liegt auf den Stufen Umsatz und EBIT am oberen Ende der Markterwartungen. Das Reinergebnis fällt hingegen etwas schwächer als befürchtet aus. Die Geschäftsentwicklung wird insgesamt als ermutigend beurteilt. Insbesondere in Nordamerika habe sich das Wachstum beschleunigt.
CS (+1,8%) führen den Rest des Feldes an. Die Credit Suisse hat am Morgen bestätigt, dass die amerikanische Bundessteuerbehörde (IRS) ein Amtshilfegesuch eingereicht hat. Die Bank muss deshalb Daten über Kundenbeziehungen mit US-Personen an die Eidgenössische Steuerverwaltung ausliefern. Über den Umfang der auszuliefernden Daten und Dokumente, wollte ein Sprecher der Bank gegenüber AWP keine Angaben machen.
Offenbar gehe die Sache mit den US-Steuerbehörden schneller voran als gedacht, hiess es dazu in einem Kommentar der Bank Vontobel. Dies sei grundsätzlich positiv zu werten, da ein endgültiger Abschluss des Steuerstreits mit den USA so früher über die Bühne gehen könnte als prognostiziert.
Mit etwas Abstand folgen Transocean (+1,6%), Holcim und Clariant (je +1,5%) oder Richemont (+1,4%), ohne dass es dazu konkrete Nachrichten gäbe. Novartis, Roche und Nestlé bewegen sich in etwa mit dem Gesamtmarkt.
Im breiten Markt fallen Bobst nach positivem Start um 0,9% zurück, gehandelt ist bereits mehr als an einem durchschnittlichen Tag. Das Unternehmen hat am Morgen «drastische» Massnahmen auf der Kostenseite angekündigt. Der starke Schweizer Franken sowie die weltweit auf tiefem Niveau stagnierenden Nachfrage zwingen das Unternehmen dazu, den bereits laufenden Transformationsprozess zu beschleunigen. Dazu sollen 8% oder rund 420 Stellen abgebaut werden.
Nach Zahlen präsentieren sich zudem Huber+Suhner (-0,1%), Lem (+0,8%), Burckhardt Compression (unverändert) und Luzerner KB (unverändert) insgesamt wenig bewegt.
Für Uster Technologies (+10% auf 38,50 CHF) hat der japanische Textilmaschinenhersteller Toyota Industries Corporation (TICO) ein öffentliches Kaufangebot zu 38 CHF je Aktie lanciert, welches das Unternehmen allerdings umgehen zurückgewiesen hat. Das Angebot bewerte das Geschäft sowie die exzellenten Aussichten für das profitable Wachstum des Unternehmens signifikant zu tief. (awp/mc/pg)