Zürich – Die Schweizer Börse ist am Donnerstag im Einklang mit den negativen Vorgaben aus den USA und Fernost mit roten Vorzeichen in den Tag gestartet. Vor dem Gipfel-Treffen zur Euro-Krise seien die Argumente für Aktienkäufe eher rar, hiess es im Handel. Die Anleger sorgten sich um den Erfolg des Gipfels und hielten sich entsprechend zurück. Da sich Deutschland und Frankreich bis jetzt auf der Suche nach einer Lösung kaum geeinig hätten, sei das Enttäuschungspotenzial mit Bezug auf den Gipfel entsprechend gross.
Auch der zurückhaltende Blick der amerikanischen Notenbank auf die Konjunkturentwicklung trübe die Stimmung, hiess es. Dem Bericht («Beige Book») der Federal Reserve zufolge verläuft das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft weiter schleppend. Impulse könnten nach den Zahlen von Actelion und Nestlé am Nachmittag von US-Konjunkturdaten ausgehen; erwartet werden unter anderem die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Philly Fed Index.
Bis um 09.30 Uhr büsst der Swiss Market Index (SMI) 0,72% auf 5’658,93 Punkte ein. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 1,02% auf 846,32 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,76% auf 5’129,24 Zähler.
Der Biotechkonzern Actelion hat Drittquartalsergebnisse genannt, die auf der ganzen Linie enttäuscht haben. Zudem bleiben gemäss Marktbeobachtern weiter wichtige Fragen offen, wie nach der Zukunft des Tracleer-Nachfolgers Macitentan, dem zuletzt Konkurrenzdruck erwachsen ist. Auch allfällige Fragen zur Strategie blieben unbeantwortet. Der bunte Strauss an negativen Argumenten führt bei der Actelion-Aktie zu einem Abschlag von 8,3%.
Die Papiere des Nahrungsmittelmultis Nestlé büssen nach Umsatzzahlen zum dritten Quartal 0,9% ein. Der Branchenprimus hat wegen der Frankenstärke einen unter den Erwartungen liegenden Umsatz erzielt. Dass das organische Wachstum hingegen leicht über den Prognosen lag, wird von den Börsianer derzeit schwächer gewichtet. Nestlé hat in der Folge die Prognose für das organische Wachstum erhöht.
Die Risikoaversion der Anleger würde eigentlich für defensive Aktien sprechen, was sich an der Performance der Pharmawerte Novartis (+0,2%) und Roche (+0,6%) ablesen lässt. Diese beiden Titel lassen den hiesigen Börsenplatz dank ihrer hohen Kapitalisierung im Vergleich mit anderen Ländern relativ gut abschneiden. Roche hatte am Morgen positive Studienresultate für den Wirkstoffkandidaten Ocrelizumab bei der Behandlung Multipler Sklerose vermeldet.
Die neuesten starken Daten zu den Uhrenexporte aus der Schweiz werden an der Börse in Bezug auf die beiden Branchenvertreter Richemont (-1,3%) Swatch (-1,4%) ignoriert. Die Schweizer Uhrenexporte sind im September mit 21% auf 1,8 Mrd CHF erneut kräftig gestiegen. Experten sehen weiterhin keine Schwächezeichen der hiesigen Uhrenindustrie.
Die Nervosität im Vorfeld des EU-Gipfels manifestiert sich in den am Vortag mehrheitlich festeren Finanzwerten. Bei den Banken verlieren Credit Suisse 2,5%, Julius Bär 1,2% und UBS 0,9%. Die Versicherer sehen Abgaben bei Swiss Life (-1,8%), Swiss Re (-1,3%) und ZFS (-1,1%).
Eine negative Gegenbewegung ist auch in den zyklischen Werten von Adecco (-2,2%), Clariant (-2,0%) und Sonova (-1,7%) zu sehen. Für ABB (-3,3%) hat Goldman Sachs das Kursziel auf 29 von zuvor 31 CHF gesenkt hat. Mit dem Rating «Buy» wird aber weiterhin an der Kaufempfehlung festgehalten.
Im breiten Markt steigen die Papiere von OC Oerlikon nach Zahlen gegen der Trend um 0,7%. Der Industriekonzern meldete Quartalszahlen, die über den Erwartungen lagen, und hat die eigene Jahresprognose erhöht.
Auch Inficon (Aktie -1,3%) übertraf der Schätzungen der Analysten zum Teil deutlich und hat seinen Ausblick erneut angehoben. (awp/mc/ps)