CH-Eröffnung: Schwächer – Eurokrise belastet
Zürich – Die Schweizer Börse zeigt sich am Dienstag in der Eröffnungsphase schwächer. Der Aktienmarkt werde von den anhaltenden Unsicherheiten über eine baldige Lösung der Eurokrise sowie negativen Vorgaben geprägt, hiess es unter Marktbeobachtern. So hatten die US-Märkte im Zuge der von der Deutschen Regierung gedämpften Hoffnungen auf eine rasche und grundlegende Lösung der Eurokrise nach Handelsschluss in Europa nochmals rund 1% verloren.
Zudem drückt die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China auf die Stimmung an den Börsen. Das chinesische BIP ist im dritten Quartal noch um 9,1% gewachsen. Der Zuwachs lag damit unter den Erwartungen und fiel auf den tiefsten Wert seit 2009. Vor diesem Hintergrund vermögen Äusserungen des niederländischen Finanzministers Jan Kees de Jager die Skepsis über eine baldige Lösung der Eurokrise nicht gross zu besänftigen. «Die Märkte erwarten eine langfristige Lösung», sagte de Jager gegenüber der Presse. Das Gesamtpaket müsse daher eine weitreichende und unumkehrbare Einigung über eine künftige verstärkte Kontrolle der Eurozone beinhalten.
Um 09.30 Uhr steht der Swiss Market Index (SMI) um 0,83% tiefer bei 5’676,10 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert um 1,15% auf 847,32 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,79% auf 5’139,55 Punkte.
An den wichtigsten europäischen Börsenplätzen sind die Einbussen noch etwas grösser. Grösste Verlierer sind angesichts der Verlangsamung des konjunkturellen Wachstums in China und der anhaltenden Eurokrisen-Unsicherheiten zyklische Titel und Finanzvaloren. Die prozentual grössten Einbussen unter den SMI-/SLI-Werten erleiden Logitech (-4,2%). Auf den Titeln des Computer-Peripherieherstellers würden die Ergebnisse des IT-Konzerns IBM lasten, der am Vortag trotz Fortschritten und angehobener Prognose die Erwartungen der Analysten enttäuscht hatte. Weitere Impulse für den Titel werden im Verlauf von den Q3-Zahlen von Intel und Apple erwartet.
Weitere grössere Verlierer unter den zyklischen Titeln sind Adecco (-3,0%), Holcim (-2,3%) und ABB (-2,2%). Bei Transocean (-1,5%) wird der jüngste Flottenreport von Analysten als leicht negativ eingestuft.
Die Luxusgüter-Aktien Swatch (-2,3%) und Richemont (-1,2%) werden ebenfalls deutlicher zurückgestuft. In diesen Werten würde die Wachstumsverlangsamung in China verstärkte Abgaben auslösen, hiess es im Handel. Dabei würde Swatch mit einem grösseren Anteil des China-Geschäftes stärker leiden. Die Werte könnten daher kaum von einem «read across» von Branchenkollege LVMH profitieren. LVMH hat mit dem Q3-Umsatz die Erwartungen des Marktes übertroffen, die Ziele für das Gesamtjahr allerdings «nur» bestätigt.
Unter den Finanztiteln zählen die Bankwerte Credit Suisse (-2,3%) zu den grössten Verlierern. UBS (-1,1%) und Julius Bär (-0,4%) kommen besser weg. Bei den Versicherungsvaloren geben ZFS (-2,2%), Swiss Re (-1,9%) deutlicher nach als Bâloise (-1,6%) und Swiss Life (-1,3%).
Besser weg kommen auch, wie oft in einem solchen Umfeld, defensive Valoren. So geben die Pharmawerte Roche (-0,1%) und Novartis (-0,3%) nur leicht nach. Roche hat am Berichtstag für eine neue Formulierung von Herceptin gute Phase-III-Ergebnisse publiziert.
Die Titel des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé (-0,4%) verlieren ebenfalls nur etwas. Branchennachbar Danone konnte den Umsatz im Q3 stärker steigern als vom Markt erwartet und hat entsprechend die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt. Nestlé publiziert die Q3-Zahlen am kommenden Donnerstag.
Die ebenfalls defensiven Swisscom (-0,2%) sowie die spätzyklischen Schindler (-0,4%) halten sich auch etwas besser als der Marktdurchschnitt.
Im breiten Markt richtet sich das Augenmerk der Anleger vor allem auf die Titel des Schraubenhandels- und Logistikunternehmens Bossard (-3,5%). Das Unternehmen hat mit dem Umsatz in den ersten neun Monaten etwas unter den Erwartungen gelegen.
Etwas schwerer zu verdauen sind auch die News der Privatbank EFG (-2,1%). Die Bank hat die Ziele für 2011 gesenkt und will mit einer Neuausrichtung, inklusive IPO von Geschäftsbereichen, die Ergebnisentwicklung verbessern.
Mit guten Zahlen aufgewartet hat hingegen der Halbleiter-Hersteller Micronas (+3,5%), der in allen Belangen hingegen etwas über den Konsensschätzungen lag.
Das Telemedizin-Unternehmen LifeWatch (+5,3%) hatte am Vorabend einen weiteren Vertragsabschluss in den USA gemeldet. Die Titel verloren allerdings am Vortag um 7,4%.
Unter den weiteren Titeln aus dem breiten Markt hat Leclanché (-2,6%) die Einberufung einer a.o. GV zur Verabschiedung einer Kapitalerhöhung bekannt gegeben, was vom Markt nicht goutiert wird. (awp/mc/ps)