CH-Eröffnung: Schwächer – Schuldenkrise – K+N unter Druck
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit deutlich schwächeren Notierungen in die neue Handelswoche gestartet. Anhaltende Sorgen um die Schuldensituation in der Eurozone und den USA belasten die Stimmung und lassen die Anleger eher zurückhaltend agieren. Der Schlussspurt der Wall Street vom Freitag bleibt denn auch ohne positive Wirkung auf den hiesigen Markt. An den Börsen in Asien zeigt sich ein eher negatives Bild, die Leitbörse in Tokio selbst war wegen eines Feiertages am Montag geschlossen.
Marktbeobachter erwarten insgesamt eine weitere volatile Woche. Zum einen stehe die europäische Schuldenkrise und zum anderen diejenige der USA im Fokus. Dort wird weiterhin über die Anhebung der Schuldengrenze gestritten. Eine negative Nachricht aus den USA könnte Marktbeobachtern zufolge zu deutlichen Marktverwerfungen führen.
Der Leitindex SMI verliert bis um 9.30 Uhr 1,05% auf 5`876,00 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 1,22% auf 905,94 Zähler und der breite Gesamtmarkt, gemessen am SPI, um 1,10% auf 5`390,45 Punkte.
Im Blick der Anleger stehen Kühne + Nagel (-4,4% auf 112,80 CHF – Tagestief 108,50 CHF). Die Papiere des Logistikdienstleisters werden für etwas schwächer als erwartet ausgefallene Halbjahreszahlen deutlich abgestraft. Das Ergebnis liegt beim Umsatz zwar über den Konsensschätzungen, auf den Stufen EBIT und Reingewinn hingegen etwas dahinter. Schwerer wiege aber wohl die gesenkte Wachstumsprognose für das laufende Jahr, sagen Beobachter. Im Sog geben bei den Nebenwerten Panalpina sogar um 6,1% nach.
Die Titel von anderen konjunktursensitiven Unternehmen wie ABB (-1,5%) und Holcim (-1,8%) stehen ebenfalls unter Abgabedruck, jedoch wesentlich geringer. Der Baustoff-Konzern sieht sich, was den Franken angeht, gut aufgestellt und verfüge angesichts der weltweiten Präsenz über einen strukturellen Hedge, so CEO Markus Akermann im Interview mit «Finanz und Wirtschaft».
Die weiterhin schwelende Schuldenkrise in der Eurozone belastet erneut die Bank- und Versicherungstitel: UBS (-2,1%) und CS (-2,6%) sowie Julius Bär (-1,8%) geben kräftig nach. Die Aktien der deutschen Banken zeigen sich derweil nach den Ergebnissen des jüngsten europäischen Stresstests im frühen Handel uneinheitlich. Versicherungstitel wie ZFS (-1,3%) und Swiss Re (-1,7%) reduzieren sich derweil deutlich.
Uneinheitlich tendieren die Pharmatitel Novartis (-1,3%) und Roche (+0,7%). Roche soll einer Zeitungsmeldung zufolge am kommenden Donnerstag wider Erwarten gestiegene Gewinnmargen präsentieren. Gemäss Recherchen der «SonntagsZeitung» werden die Resultate der Division Pharma bezüglich Kernbetriebsgewinn und freien Geldflüssen aus operativer Tätigkeit deutlich besser ausfallen als von Analysten erwartet. «Sollte Roche Zahlen veröffentlichen, die unsere Erwartungen und die des Konsens um 500 Mio CHF übertreffen, würde dies zu einer um 2,25% höheren Konzernmarge und einem um 6% höheren Kernbetriebsgewinn als von uns und dem Konsens prognostiziert führen», schreibt die Bank Vontobel.
Richemont (-1,7%) und Swatch (-1,4%) können sich dem Abwärtstrend ebenfalls nicht entziehen. Swatch ist eigenen Angaben zufolge trotz des starken Frankens weiterhin gut in Form. Im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» hält CEO Nick Hayek am Jahres-Umsatzziel sowie an der mittelfristigen Umsatzzielsetzung fest. Dabei verweist er auf starke Marken, viel Kreativität und Innovation in allen Bereichen.
Logitech (Aktie -1,5%) steht wegen eines Patentstreits mit der US-Elektronik-Komponentenhersteller United Electronics im Blick. UEI reichte bei einem US-Gericht in Kalifornien Klage wegen Patentverletzungen in 17 Fällen ein. Logitech hält die Klage für unbegründet und geht davon aus, sich vor Gericht gegen UEI durchsetzen zu können.
In der zweiten Reihe leiden Schaffner (-8,5%) unter einer Gewinnwarnung. Georg Fischer (+2,1%) hat derweil im ersten Halbjahr 2011 deutlich mehr umgesetzt als im Vorjahr, auch wenn sich der starke Franken als Bremse bemerkbar macht. Deutlich im Plus stehen Zwahlen & Mayr (+12,8%), Coltene verteuern sich um 3,4%. (awp/mc/ps)