Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag angesichts der sich ausbreitenden Rezessionsängste mit massiven Abgaben in die Sitzung gestartet, inzwischen hat sich die Situation indes auf tiefem Niveau stabilisiert. Seit der Eröffnungsphase mit einem neuen Jahrestief bei 5`075 Punkten – zuletzt schloss der SMI im April 2009 unter 5`100 Punkten – geht es wieder aufwärts, wobei der SMI schon rund 100 Punkte aufgeholt hat.
Belastet werden die Märkte von den weltweit steigenden Ängsten über eine Rezession in den USA sowie von kritischen Äusserungen von EU-Kommissionspräsident Barroso und EZB-Chef Trichet am Donnerstag, welche die Angst vor der europäischen Schuldenkrise weiter anheizten. Umstritten ist dabei auch der neuerliche Aufkauf von Staatsanleihen kriselnder südeuropäischer Länder.
Bis um 09.30 Uhr verliert der Swiss Market Index (SMI) 2,31% auf 5`163,03 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt 2,70% auf 781,32 Zähler und der breite Gesamtmarkt (SPI) 2,44% auf 4`726,96 Punkte.
Bereits am Vortag haben die Börsen Weltweit zum Teil herbe Verluste hinnehmen müssen, nachdem sich eine veritable Verkaufspanik breitmachte. Die wichtigsten Handelsplätze in den USA schlossen im tiefroten Bereich, der Dow Jones Industrial stürzte gar um über 500 Punkte ab und fiel erstmals seit dem Dezember 2010 unter die Marke von 11`400 Punkten. Auch die Vorgaben aus Asien sind tiefrot, wo der Nikkei 3,7% im Minus schloss. Mit Spannung erwartet wird heute am frühen Nachmittag der US-Arbeitsmarktbericht. Dabei hätten sich bereits viele Marktteilnehmer auf eine weitere Enttäuschung eingestellt hätten, heisst es in einem Kommentar.
Mit den grössten Abgaben zeigen sich zur Handelseröffnung konjunktursensitive Aktien wie Swatch (-5,3%) oder Richemont (-4,5%), welche überdurchschnittlich unter den Rezessionsängsten leiden. Auch andere Zykliker wie ABB (-3,4%) oder Adecco (-3,5%) notieren tiefer.
Ebenfalls mit massiven Abgaben zeigen sich Papiere, bei welchen es zu Rating- oder Kurszielanpassungen gekommen ist. So verlieren Nobel Biocare 6,5%, nachdem Vontobel das Kursziel auf 11 CHF von bisher 17 CHF gesenkt und die Einstufung Reduce bestätigt hat. Aber auch Clariant (-5,7%) geben nach, nach einer Kurszielsenkung durch die UBS auf 20 von 28 CHF bei einem unveränderten «Buy»-Rating. Bei Givaudan (-5,0%) haben mit Barclays, Deutsche Bank und Vontobel gleich drei Institute das Kursziel gesenkt.
Sehr volatil eröffnen Sonova (-3,5%), die mit einem satten Minus von 10,8% gestartet waren. Hier wurde das Kursziel von der UBS auf 69 CHF von bisher 90 CHF gesenkt, die Einstufung Neutral wird indes beibehalten.
Schwach zeigen sich im frühen Handel auch Bankentitel. Die Papiere würden unter der Furcht vor der europäischen Schuldenkrise besonders leiden, heisst es von Beobachtern. UBS verlieren 3,3%, CS 2,0% und Julius Bär 2,3%. Am Vortag hatten letztere bereits massive 6,1% verloren, nachdem die kurze Euphorie durch die SNB-Stütze verflogen war. Assekuranzwerte wie ZFS -2,4% notieren überdurchschnittlich gut, während Swiss Re (-3,3%) nach der Kurszielanpassung durch die Deutsche Bank auf 55 (57) CHF nachgeben.
Transocean verlieren 2,5%, nachdem das Unternehmen am Vortag enttäuschende Zahlen für das zweite Quartal präsentiert hatte. Hier hat Barclays das Kursziel auf 74 (82) USD gesenkt, die Einstufung «Overweight» wurde indes bestätigt. Weatherford notieren 1,6% tiefer.
Überdurchschnittlich gut halten sich Nestlé (-1,1%) und Swisscom (-1,0%). Die übrigen Schwergewichte Novartis (-2,8%) und Roche (-2,1%) geben demgegenüber stärker nach.
Im breiten Markt stehen Dufry (-2,4%) nach der Bekanntgabe verschiedener Akquisitionen im grösseren Stil im Fokus. Der Reisedetailhändler hat für rund 1 Mrd USD in mehreren Schwellenländern Akquisitionen getätigt und sich ein Umsatzvolumen von rund 395 Mio USD erworben.
Grösste Verlierer sind Accu Holding (-23,8%), die grössten Gewinner Global Natural Resources (+9,1%), gefolgt von Romande Energie (+1,6%). (awp/mc/ps)