Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitagmorgen etwas fester in den Handel gestartet. Nachdem die hiesige Börse fünf Tage in Folge Verluste hinnehmen musste, scheint sich das Blatt langsam zu drehen. «Mittlerweile ist die Zeit für eine Gegenbewegung gekommen», lautet die Einschätzung eines Händlers.
Bereits am Vortag hatten sich Stimmen gehäuft, welche den Zeitpunkt für einen Einstieg als günstig bezeichneten.
Die Aktienmärkte dürften jedoch auch in Zukunft im Banne der politischen Entwicklungen im arabischen Raum und den damit verbundenen Auswirkungen auf den Ölpreis stehen. Denn die Krise in Libyen bleibt weiterhin ungelöst, wenngleich der internationale Druck auf Gaddafi wächst. Am Nachmittag könnten Makrodaten aus den USA für Impulse sorgen.
Um 09.30 Uhr steht der SMI um 0,10% höher auf 6’522,52 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) steigt um 0,16% auf 1’041,57 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,11% auf 5’871,51 Zähler.
Angeführt werden die Bluechips vom gestrigen Tagesverlierer Petroplus (+2,6%). Die Papiere machen somit einen Teil der Vortagesverluste von 8,0% wieder wett, begünstigt durch die Entspannung beim Ölpreis. Dieser ergab sich durch Aussagen der Internationalen Energiebehörde IEA, wonach die bisherigen Produktionsausfälle nicht zu einem Lieferengpass führen sollten, da nur rund 1% des täglichen globalen Verbrauchs betroffen seien.
Nummer Zwei im SLI-Tableau bilden Transocean (+1,3%), nachdem die Papiere des Ölbohrkonzerns am Vortag im Nachgang an die Zahlenpublikation 4,5% eingebüsst hatten. Das Unternehmen hatte enttäuschende Viertquartalszahlen vorgelegt. In den USA konnten sich die Titel von den Verlusten nach Börsenschluss in Europa deutlich erholen.
Ebenfalls besser notieren SGS (+0,8%) und Clariant (+0,3%) sowie die Papiere des Logistikers Kühne + Nagel (+0,5%). Am Vortag hatten die meisten Zykliker, wegen der zunehmenden Konjunktursorgen, Verluste hinnehmen müssen. Auch ABB verteuern sich um 0,5%.
Die am Vortag gebeutelten Finanzwerte tendieren uneinheitlich. So stehen UBS und CS 0,2% höher, während Julius Bär unverändert notieren. Die Assekuranzwerte Swiss Re (-0,3%) und ZFS (-0,3%) verlieren etwas an Terrain. Vor allem die Credit Suisse hatte am Vortag Federn gelassen, nachdem bekannt wurde, dass in den USA Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Bank aufgenommen wurden.
Auch bei den Luxusgüteraktien ist das Bild uneinheitlich. Swatch notieren 0,4% höher, während Richemont 0,2% verlieren. Die Papiere waren am Vortag stark unter Druck geraten, da Sorgen über den wichtigen arabischen Markt aufkamen. Immerhin 10% der Schweizer Uhrenexporte gehen in diesen Raum.
Pharmariese Novartis notiert unverändert. Die Titel hatten nach der Dividendenzahlung am Vortag 4,9% verloren. Dies entspricht einer Abgabe von 2,65 CHF, gemessen an der Dividende von 2,20 CHF eigentlich moderate Abgaben. Branchensozius Roche stehen 0,4% höher. Am Vorabend hatte Roche vermeldet, dass Genentech von der FDA die Möglichkeit zur Anhörung für Avastin bei metastasierenden Brustkrebs erhalten habe.
Das dritte SMI-Schwergewicht, Nestlé, geben ohne News um 0,1% nach.
Im breiten Markt haben mehrere Unternehmen Zahlen publiziert, so Calida (-1,7%), Swissquote (-0,3%), PSP (+1,0%) und Santhera (+2,0%). Die Unternehmen hatten mit den präsentierten Ergebnissen die Erwartungen der Analysten zum Teil deutlich übertroffen. Vor allem Calida publizierte den höchsten Gewinn seit dem Börsengang von 24 Jahren. Marktbeobachter sprechen mit Blick auf Calida von Gewinnmitnahmen.
Im Nachgang zu den am Vortag publizierten Zahlen kam es am Freitag zu mehreren Rating/Kurszieländerungen. So wurde beispielsweise für Sulzer (+0,5%) von Vontobel und Credit Suisse das Kursziel erhöht, die Einstufungen «Buy» (Vontobel) respektive «Neutral» (CS) wurden beibehalten.
Erwähnenswert sind weiter Micronas (-3,6%) deren Talfahrt auch am heutigen Berichtstag weiterzugehen scheint. Sie Papiere hatten am Vortag nach Vorlage von Ergebnissen knapp 21% eingebüsst. (awp/mc/ss)