CH-Eröffnung: SMI leicht im Plus – Erholung nur kurz
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag zwar mit etwas festeren Kursen in den Handel gestartet, tendiert mittlerweile aber bereits wieder mehr oder weniger um den Vortagesschluss. Die technische Gegenbewegung auf die deutlichen Verluste des Vortages war damit nur von kurzer Dauer. Am Donnerstag war der SMI von Konjunktursorgen belastet um beinahe 3,5% eingebrochen und hatte die Marke 5’300 Punkten nicht halten können. Die Avancen von Roche stützen heute den Markt.
Aussagen der Finanzminister und Zentralbankchefs der G-20-Nationen beruhigen an der Börse kaum. Die G-20-Nationen hielten in einer Mitteilung fest, dass sie sich «zu einer starken und koordinierten Antwort auf die neuen Herausforderungen für die Weltwirtschaft» verpflichten. Händler kritisierten, dass damit Zweckoptimismus verbreitet werde. Die Lage an den Börsen bleibe nach wie vor angespannt. Dabei dürften News zu der Eurokrise das Handelsgeschehen weiterhin prägen. So hat zum Beispiel die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit von acht griechischen Banken um zwei weitere Stufen gesenkt.
Bis um 09.30 Uhr gewinnt der SMI 0,12% auf 5’294,58 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt dagegen um 0,10% auf 784,15 Zähler und der Swiss Performance Index (SPI) steigt leicht um 0,06% auf 4’812,55 Punkte.
Der Dollar-Franken-Kurs hält sich weiter über der Marke von 0,90 und steht derzeit bei 0,9043 CHF. Der Euro kostet 1,2215 CHF, nachdem er zuletzt sogar über das Niveau von 1,23 geklettert war.
Bei den Blue Chips legen die Genussscheine von Roche (+1,3) am stärksten zu, ohne das zum Pharmakonzern kursrelevante Nachrichten vorliegen. Die beiden anderen Schwergewichte Novartis (+0,1%) und Nestlé (+0,2%) gewinnen leicht dazu. Nachdem am Vortag JP Morgan das Rating für Nestlé erhöht hat, hebt nun die Citigroup das Kursziel an.
Nobel Biocare stehen mit 0,8% im Plus. Die Societe Generale stuft den Implantate-Hersteller in einer Branchenstudie zum Gesundheitssektor auf «Buy» von «Hold» hoch. Die Aktien seien verglichen mit dem Branchennachbar Straumann (-1,0%) attraktiv bewertet. Für letztere senkten die Analysten das Kursziel deutlich.
Fester tendieren auch UBS (+0,5%). Die Spitze der Bank berät in Singapur seit drei Tagen über das weitere Vorgehen, nachdem ihr der Betrugsfall in London einen finanziellen, aber vor allem auch einen erheblichen Reputationsschaden beschert hat. In den vergangenen Tagen wurde in der Presse über einen allfälligen Rücktritt von CEO Oswald Grübel spekuliert. Ausserdem stellt sich die Frage nach der künftigen Rolle der Investment-Banking-Sparte. Die UBS dürfte an der Sparte festhalten, wird aber wahrscheinlich weitere einschneidende Veränderungen in der Investment Bank vornehmen, ist der Tenor bei Beobachtern.
Im Finanzsektor können auch ZFS (+0,4%) oder Swiss Life (+0,1%) zulegen. Dagegen verlieren etwa Credit Suisse (-0,2%) oder Julius Bär (-0,1%) an Wert. Die grössten Abgaben bei den Blue Chips verzeichnen ABB (-2,3%), gefolgt von Logitech (-2,0%) und Clariant (-1,6%). Der Computerzubehörhersteller hatte am Vortag eine erneute Gewinnwarnung veröffentlicht, was die Aktie auf Talfahrt schickte.
Unternehmensnachrichten sind am Freitag sehr dünn gesät. Die Liechtensteinische Landesbank LLB hat die 48%-Beteiligung an der Lebensversicherungsgesellschaft Elips Life an die Swiss Re (-0,5%) angekündigt. Der Rückversicherer stockt damit seinen Anteil auf 100% auf. Die Aktien der LLB waren am Donnerstag um über 12% eingebrochen, weil das Institut eine hohe Wertberichtigung und entsprechend eine Gewinnwarnung vermelden musste. Aktuell erholen sich LLB um 5,5%.
Weiter verzeichnen u-blox einen Kursanstieg um 3,4%. Das Halbleiter-Unternehmen hat einen neuen Präzisions-Zeitmessungschip präsentiert, der im Mobilfunk bei kleinen Sende- und Empfangsstationen zum Einsatz kommt. Damit habe u-blox seine Innovationskraft erneut unter Beweis gestellt, so ein Marktbeobachter.
Swissmetal steigen gar um 12,5%, nachdem der krisengeschüttelte Buntmetallverarbeitet Interesse von verschiedener Seite für die sich in Nachlassstundung befindenden Tochtergesellschaft gemeldet hat.
Lem geben dagegen um 2,9% nach. Aufgrund anhaltend rückläufiger Aufträge und der Aufwertung des Schweizer Frankens erwartet das Unternehmen im Geschäftsjahr 2011/12 einen Umsatz von 200 bis 230 Mio CHF. Im Vorjahr wurden fast 300 Mio Umsatz erwirtschaftet. Für die Analysten der Bank Vontobel kommt dies nicht überraschend, sie hatten bereits mit einem solchen Rückgang gerechnet. (awp/mc/ps)