Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag mit festeren Notierungen eröffnet und setzt so die Erholung der beiden vorangegangenen Tage fort. Die Stimmung an der Börse habe sich mit dem ad-acta gelegten Referendum in Griechenland und der überraschenden Leitzinssenkung in der Eurozone deutlich aufgehellt, meinen Händler. Die Vorgaben aus den USA und Asien seien gut. Davon profitieren besonders Zykliker und Finanzaktien. Die Anleger dürften sich am Freitag vorerst nicht zu stark aus dem Fenster lehnen. Am frühen Nachmittag steht nämlich in den USA der viel beachtete Arbeitsmarktbericht zur Publikation an.
Mit den zuletzt etwas besseren ADP-Daten, die für den monatlichen Bericht ein wichtiger Indikator sind, sei die Erwartungshaltung gestiegen, heisst es. Der Bericht berge also Enttäuschungspotenzial. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor stellt die Vertrauensfrage des griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou dar. Ausserdem bleiben an dem zu Ende gehenden G20-Gipfel Themen wie die grenzüberschreitende Steuerflucht oder die Regulierung der Finanzmärkte im Fokus.
Der SMI steigt bis um 09.30 Uhr um 0,24% auf 5’681,39 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewinnt 0,28% auf 864,84 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,18% auf 5’171,06 Stellen.
Zu den grössten Gewinnern bei den Blue Chips zählen ABB (+0,8%). Der Energie- und Automationstechnikkonzern hat anlässlich des Strategieupdate 2011 neue Finanzziele für die Zeit bis 2015 präsentiert. ABB will schneller als der Markt wachsen und strebt dabei eine weitere Steigerung der Produktivität an. Analysten zufolge hat sich der Konzern ehrgeizige Ziele gesetzt, die Wachstumsambitionen seien beachtlich.
Weitere konjunkturabhängige Titel können von dem besseren Börsenumfeld ebenfalls profitieren und gewinnen überdurchschnittlich an Wert dazu. So steigen Holcim um 1,5% in die Höhe, nachdem die französische Konkurrentin Lafarge mit Zahlen die Markterwartungen übertroffen hat. Fester tendieren etwa auch Nobel Biocare (+1,4%) oder Schindler (+0,7%).
Bei den Finanzwerten verteuern sich die Grossbankentitel der UBS und der CS um je 1,2%. Die Papiere von Julius Bär steigen um 0,2%. Unterdessen haben Schweizer Behörden am Morgen Agenturberichte aus den USA zurückgewiesen, wonach die Schweizer Verhandler den US-Behörden für eine Globallösung eine Vergleichszahlung in Milliardenhöhe geboten haben sollen: «Es gibt keine solches Angebot – das ist einfach falsch», sagte ein Sprecher des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF) gegenüber AWP.
Gesucht bleiben Swiss Re (+0,9%), welche so die zuletzt erzielten Gewinne ausweiten. Am Vortag haben die Aktien des Rückversicherers nach überzeugenden Quartalszahlen um über 6% zugelegt. Verschiedene Banken haben nun ihre Kurszieleinschätzungen erhöht. Bâloise gewinnen 0,6%, ZFS 0,6% oder Swiss Life 0,7%.
Bei den Index-Schwergewichten zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Während Nestlé (+0,2%) und Roche (+0,3%) eine steigende Tendenz aufweisen, verlieren Novartis leichte 0,1%.
Noch deutlicher geben Transocean (-1,1%) nach. Die Aktien des US-Ölbohrunternehmens hatten am Donnerstag nach enttäuschenden Zahlen um beinahe 12% an Wert eingebüsst. Die Bank Vontobel hat nun das Kursziel deutlich gesenkt.
Am breiten Markt haben am Freitag eine Reihe von Unternehmen Zahlen präsentiert: Über die ersten neun Monaten berichteten der Fräsmaschinen-Hersteller StarragHeckert (Aktie: -2,2%), der Energiekonzern Alpiq (+3,4%) sowie die Online-Bank Swissquote (+2,8%). Die Bank Vontobel spricht bei StarragHeckert von unter den Erwartungen liegenden Zahlen und stellt das «Buy»-Rating unter negative Beobachtung. Auch Alpiq habe die Vorgaben verfehlt, hiess es. Analysten rechnen beim Energieunternehmen mit einer längeren Transformationsphase und einer schwächeren Bilanz.
Derweil veröffentlichte die im Bereich Farbmetrik tätige Datacolor (kein Kurs) den Jahresabschluss 2010/11. Am Vorabend legte zudem die Immobilienentwickler Orascom Development Holding (-2,2%) des Ägypters Samih Sawiris konkrete Zielsetzungen für das laufende Jahr vor. Orascom geht von einer Halbierung des Umsatzes aus und erwartet die EBITDA-Marge bei tiefen 2-4%.
Für Panalpina (+1,0%) hat Nomura das Rating auf «Neutral» von bislang «Reduce» erhöht. Der Transport- und Logistikkonzern habe am Donnerstag solide Quartalszahlen ausgewiesen, das Geschäft habe sich stabilisiert. Die Analysten der UBS haben ihre «Buy»-Empfehlung bekräftigt. (awp/mc/ps)