CH-Eröffnung: SMI verliert
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Montag mit deutlich tieferen Notierungen in die neue Handelswoche gestartet. Die wieder etwas stärker werdenden Sorgen in der Eurozone hatten bereits die US-Futures und den Handel in Asien belastet und drücken nun auch in Europa auf die Stimmung der Anleger. In der Schweiz geben in erster Linie Finanz- und konjunkturabhängige Titel stark nach. Über das Wochenende habe es keine neue, ermutigende Signale gegeben, wie die Politik die Probleme in der Eurozone lösen wolle, heisst es in Händlerkreisen.
So habe zum Beispiel der deutsche Bundestag die Entscheidung zum Eurorettungsschirm aufgeschoben, und das Treffen der EU-Finanzminister mit ihrem US-Kollegen Timothy Geithner in Polen sei eher unterkühlt gewesen. Ausserdem kündigte die Ratingagentur Moody’s an, dass sie die Kreditwürdigkeit Italiens auf eine Herabstufung hin überprüft.
Bis um 09.30 Uhr verliert der SMI 0,78% auf 5’410,48 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 0,98% auf 815,88 Zähler und der Swiss Performance Index (SPI) um 0,77% auf 4’943,27 Punkte.
An der Schweizer Börse richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Banken. Die UBS (Aktie: -0,6%) hat am Sonntag angekündigt, dass sie aus den nicht autorisierten Geschäften eines Händlers aus London neu einen Verlust im Umfang von 2,3 Mrd USD erwartet. Am vergangenen Donnerstag wurde der Verlust in einer ersten Schätzung mit 2 Mrd beziffert. Die UBS führt derzeit Untersuchungen durch, um zu klären, wie die Sicherheitsvorkehrungen umgangen werden konnten. Der Fall wird auch von den Finanzmarktaufsichten der Schweiz (Finma) und Grossbritanniens (FSA) untersucht.
Ausserdem meldete sich CEO Oswald Grübel im Schweizer Fernsehen zu Wort. Er müsse als CEO die Konsequenzen aus dem Vorfall tragen, sagte er. Der Vorfall sei ein Rückschlag in den Bemühungen, die Reputation und das Kapital aufzubauen und die Strategie in der Investment Bank werde überprüft. Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger erklärte derweil in der Wochenendpresse, dass die UBS trotz der Probleme an der Investment Bank als solche festhalte.
Die Aktien der Credit Suisse stehen mit 2,1% klarer als die Konkurrentin im Minus. Allerdings konnten die Titel in der vergangenen Woche stark zulegen, und zwar um über 12%. Am Montag gab die Bank bekannt, dass sie sich mit der Staatanwaltschaft Düsseldorf im Streit um eine mögliche Mithilfe ihrer Mitarbeiter bei Steuerdelikten geeinigt hat. Die CS bezahlt dafür 150 Mio EUR, im Gegenzug werde das gesamte Verfahren eingestellt, hiess es.
Im Finanzsektor stehen auch Versicherungsaktien wie Swiss Life (-2,2%) oder ZFS (-2,1%) unter Druck. Aber auch Zykliker geben überdurchschnittlich nach. So verlieren Logitech 3,4%, Adecco 2,0% oder Richemont 1,9%. Holcim sinken um 1,6%. Die russische Eurocement hat ihren Anteil am Zementkonzern von rund 6,5% auf über 10% angehoben.
Per heute kam zu verschiedenen Index-Anpassungen. Wie bereits vor einigen Monaten angekündigt wird Lonza (-3,0%) im SMI durch die Aktien von Givaudan (+0,3%) ersetzt. Im SLI werden derweil die Papiere des Öldienstleister Weatherford (-1,0%) mit den Partizipationsscheinen von Schindler (-0,1%) ausgetauscht.
Die Index-Schwergewichte Roche (-0,4%), Novartis (-0,7%) und Nestlé (-0,1%) geben ebenfalls nach. Roche kündigte am Montag «vielversprechende» Daten zu verschiedenen Krebsmedikamenten an. Bereits am Freitagabend veröffentlichte Novartis auf einem Rheuma-Kongress in Belgien gute Ergebnisse aus einer zweiten Phase-III-Studie zum Arthritis-Medikament Ilaris.
Im breiten Markt hat Kaba dank dem Verkauf einer Geschäftseinheit den Gewinn im Geschäftsjahr 2010/11 deutlich gesteigert und lässt die Aktionäre daran mit einer gegenüber dem Vorjahr doppelt so hohen Dividende teilhaben. Die Resultate lagen über den Markterwartungen, die Aktie steigt um 1,0%.
Der Reisekonzern Kuoni (Aktie: -1,2%) passt nach der Übernahme von GTA die Konzernstruktur an und bestätigt die Jahresziele. Die Anpassung der Struktur sei eine logische Folge, heisst es in einem Händlerkommentar. Erfreulich sei dabei, dass der Fokus auf den Aktivitäten in Asien gelegt werde.
Temenos geben um 6,1% nach. Morgan Stanley hat das Rating auf «Equalweight» von bisher «Overweight» gesenkt.
Veränderungen gab es auch im SMIM. Lonza, Dufry (+2,2%) und Partners Group (-0,8%) kommen rein. Givaudan, Panalpina (-1,5%) und Barry Callebaut (+2,1%) fallen raus. (awp/mc/ps)