CH-Eröffnung: Talfahrt wird fortgesetzt – SGS im Sturzflug
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag mit deutlichen Verlusten in den letzten Handelstag der Woche gestartet. Laut Händlern drücken weiterhin die Sorgen über die Kreditwürdigkeit in den USA sowie die schwelende Schuldenkrise in Europa auf die Stimmung an den Finanzmärkten. Die Vorgaben aus den USA fallen derweil gemischt aus. Der Dow-Jones-Index hat zwar gegenüber dem Stand bei Handelsende in Europa noch leicht nachgegeben, konnte sich aber wiederholt von den Tagestiefs lösen.
Weiter im Gespräch sind die Ratingagenturen. Nachdem bereits am Mittwoch die Ratingagentur Moody`s kritische Aussagen zur Bonität der USA gemacht hatte, zog am Donnerstagabend Standard & Poors nach. Das Institut kündigte an, dass das Rating mit mindestens fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten drei Monate heruntergestuft werden dürfte.
Für neue Impulse am Markt könnten laut Händlern diverse US-Konjunkturdaten sorgen, die am Nachmittag anstehen. Das (nachbörslich) erwartete Ergebnis eines Stresstests bei den Banken durch die europäische Bankenaufsicht sorge ebenfalls für Nervosität, heisst es.
Der Leitindex SMI verliert bis um 9.30 Uhr 1,20% auf 5`909,08 Punkte. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 1,30% auf 913,18 Zähler und der breite Gesamtmarkt, gemessen am SPI, um 1,05% auf 5`437,21 Punkte.
Mit SGS (-5,5%) hat der erste Blue Chip seine Zahlen für die ersten sechs Monate vorgelegt, dabei aber die Erwartungen des Marktes enttäuscht. Zwischenzeitlich büsste der Titel beinahe 9% ein. Analysten kritisierten insbesondere die erzielten Margen. Das organische Wachstum sei zwar besser als erwartet ausgefallen, der starke Schweizer Franken habe jedoch stärker belastet als prognostiziert, heisst es in einem Kommentar.
Verluste sind auch bei den Bankentitel zu beobachten. Barclays hat die Kursziele für UBS (-2,0%), Credit Suisse (-1,5%) und Julius Bär (-1,4) gesenkt. Dabei verweisen die Experten der Bank auf die jüngsten Währungsbewegungen und die geringere Kundenaktivität im Investment Banking und der Vermögensverwaltung. Die Probleme seien zwar nicht neu, gingen aber wohl weiter als am Markt derzeit erwartet werde.
Zudem ist die Credit Suisse Gegenstand einer Untersuchung des US-Departement of Justice. Dabei gehe es um eine branchenweite Untersuchung der US-Behörden zum grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsdienstleistungen für US-Personen in der Vergangenheit, so die Bank.
Eine Rückstufung gibt es zudem auch für Richemont (-2,2%) durch die Deutsche Bank. Sie sieht dunkle Wolken aufziehen und senkt ihr Rating auf «Hold» und das Kursziel auf 59 von 63 CHF. Das Unternehmen sei anfälliger gegenüber Makrorisiken als Konkurrent Swatch (-1,5%). Die Währungsaufwertungen könne das starke Wachstum nicht verderben, auch wenn kurzfristig etwas Gegenwind aufkommen dürfte.
Zu den grössten Verlierern gehören zudem zyklische Werte wie Logitech (-2,1%), Adecco (-2,1%) oder Holcim (-1,7%), aber auch defensive Schwergewichte wie Nestlé (-0,9%) oder Novartis (-0,9%).
Die Genussscheine von Roche (unv.) profitieren indes von einem positiven Kommentar von Barclays, notieren aber genauso im Minus. Im Vorfeld der Halbjahreszahlen erhöhen die Analysten der Bank das Kursziel auf 158 CHF von bisher 154 CHF. Zudem gab der Pharmakonzern bekannt, dass das Medikament Pertuzumab bei der Behandlung von Brustkrebs in einer Phase-III-Studie ihre Ziele erreicht hat. Noch in diesem Jahr sollen die Studienergebnisse den Gesundheitsbehörden weltweit zur Zulassung vorgelegt werden.
Für Aufsehen sorgen in der zweiten Reihe Temenos (-20,8%). Der Bankensoftware-Hersteller hat vorbörslich eine Umsatzwarnung publiziert. Neu wird mit Lizenzeinnahmen im Rahmen von 176 bis 184 Mio USD gerechnet, was einem Wachstum auf vergleichbarer Basis von 5 bis 10% entsprechen würde. Bisher lag die Erwartung bei 197 bis 205 Mio respektive +19 bis +24%.
Leichte Abgaben sind zudem nach Zahlen bei der Zuger Kantonalbank (-0,4%) zu beobachten. Das Semesterergebnis fiel schwächer als erwartet aus. EMS-Chemie (+1,2%) konnte hingegen mit dem vorgelegten Zahlenkranz überzeugen. (awp/mc/ps)