CH-Eröffnung: Tiefer – Bankaktien schwach
Zürich – Die Schweizer Börse hat am Donnerstag schwächer eröffnet und folgt damit den US-Indizes nach unten. Die amerikanischen Aktienmärkte sind am Vorabend in der letzten Handelsstunde steil auf Talfahrt gegangen, aufgeschreckt von Äusserungen der Ratingagentur Fitch. Die Experten warnten vor Risiken für die Kreditwürdigkeit von US-Banken durch eine Ausweitung der Euro-Schuldenkrise. Die Aktienindizes dürften auch am Berichtstag im Banne der Bewegungen an den Anleihemärkten stehen.
Vor allem die zehnjährigen italienischen Staatsanleihen gelten derzeit als das zu beachtende Fieberbarometer mit Schwankungen um die Marke von 7%. Auch die Rendite spanischer Papiere haben sich heute auf einen Rekordstand von 6,463% aufgeschwungen. Am Nachmittag könnten einige US-Daten für neue Impulse sorgen. Nach Börsenschluss hält die UBS in New York ihren lange erwarteten Investorentag ab.
Der SMI notiert um 09.30 Uhr um 0,66% tiefer bei 5’648,08 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst um 0,74% auf 849,03 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,33% auf 5’143,50 Zähler ein.
Bankenwerte versammelten sich ganz unten auf den Indexlisten: Credit Suisse verlieren 1,8%, Julius Bär 1,0% und UBS geben um 1,7% nach. Die Entwicklung der Anleiherenditen sorgte bereits in den letzten Tagen für ein dauerndes Auf und Ab der Finanzaktien, sagten Marktbeobachter. Im Lichte der jüngsten Entwicklungen seien zuletzt Spekulationen aufgekommen, die amerikanische und die europäische Zentralbank könnten künftig gemeinsam italienische Staatsanleihen aufkaufen, sagten Händler.
Die UBS wird heute in New York am Investorentag über die künftige Strategie informieren. Insbesondere die Zukunft der Investment Bank dürfte dabei von grossem Interesse sein. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Grossbank die Risiken vor allem im Bereich Fixed Income stark herunterfahren wird. Dass die Bank den ganz grossen Schritt – etwa den vollständigen Ausstieg aus dem Investment Banking – bekannt geben wird, ist hingegen nicht zu erwarten.
Unter Abgabedruck stehen auch die Aktien der Bâloise, die sich um 0,8% verbilligen. Der Erstversicherer hatte am Vortag eine Gewinnwarnung aussprechen müssen – unter anderem wegen Wertberichtigungen auf griechischen Staatspapieren. Die Papiere der Basler verloren am Vortag knapp 4% und die Bodenbildung hat offenbar noch nicht stattgefunden. Auch andere Assekuranzpapiere wie Swiss Re (-0,6%) und ZFS (-1,0%) werden verkauft.
Zyklische Werte sind ebenfalls mehrheitlich schwach: ABB sinken um 0,7%, Adecco um 1,3%, Clariant um 0,7%, Holcim um 1,0% und Logitech um 1,3%.
In dem von Vorsicht geprägten Umfeld kann der Schweizer Börsenplatz einmal mehr von seinen defensiven Valoren profitieren, weil diese vergleichsweise besser abschneiden als der Gesamtmarkt. So büssen Roche um lediglich 0,4% und Nestlé um 0,3% ein. Novartis (-0,8%) können sich hingegen dem schwachen Gesamtmarkt nicht entziehen. Und weil keine Regel ohne Ausnahme ist, verlieren auch Swisscom (-0,8%) und Givaudan (-1,0%) im Rahmen des Marktes.
Deutliche Aufschläge verzeichnen die gewohnt volatilen Titel des Ölbohrkonzerns Transocean, die um 0,9% steigen. Ihre US-Pendants hatten gestern an Wall Street gar um 3,5% zugelegt. Das Unternehmen hat überdies ein Rückkaufangebot für eine ausstehende Wandelanleihe lanciert.
Im breiten Markt stechen Newron mit einem Kurssprung von 21% ins Auge. Der Pharmakonzern berichtete von einer «bedeutenden Anzahl» von Mitbewerbern, die an einer Übernahme des Leadprodukts Safinamide und gar des ganzen Unternehmen Interesse gezeigt hätten. Damit sorgte das Newron-Management wieder für einen Lichtblick, nachdem mit der Rückgabe der Rechte am Leadprodukt Safinamide und dem Scheitern der Fusion mit der finnischen Biotie Therapies jüngst zwei Rückschläge zu verkraften waren.
Die Papiere des Immobilienverwalters Züblin steigen nach Halbjahreszahlen um 0,7% an. Der Reingewinn kletterte um 10% – trotz 14% geringeren Mieteinnahmen. (awp/mc/ps)