CH-Eröffnung: Tiefer, Wachstumssorgen stoppen Erholung

CH-Eröffnung: Tiefer, Wachstumssorgen stoppen Erholung

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist nach der drei Börsentage andauernden und kräftigen Erholung am Dienstag mit tieferen Notierungen in den Handel gestartet. Die Vorgaben aus den USA hatten zunächst auf eine festere Eröffnung hingedeutet, schwache Wirtschaftsdaten aus Deutschland liessen jedoch Konjunktursorgen aufkommen und setzten die europäischen Börsen unter Druck.

Zudem zweifeln die Anleger, ob das heute stattfindende Treffen der deutschen Kanzlerin Merkel und des französischen Präsidenten Sarkozy klare Antworten auf die offenen Fragen der Euro-Krise liefert.

Die deutsche Wirtschaft hat nach einem starken Jahresauftakt im zweiten Quartal spürbar an Fahrt verloren und das BIP ist zum Vorquartal um lediglich 0,1%. Ökonomen hatten einen Anstieg um 0,4% vorausgesagt. «Die schwachen BIP-Zahlen zeigen, dass auch Deutschland nicht die wirtschaftliche Insel der Glückseligkeit ist», so ein Händler. Bis am Mittag werden weitere BIP-Daten aus der EU erwartet. Danach dürfte sich der Fokus der Anleger auf die Publikation von US-Konjunkturdaten richten. Erwartet werden Angaben zur Industrieproduktion, zum Häuserbau sowie zu den Import- und Exportpreisen.

Bis um 9.30 Uhr verliert der SMI 1,21% auf 5’260,21 Punkte und liegt damit wieder unter der Marke von 5’300 Stellen. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst 1,47% auf 798,04 Punkte und der breite Gesamtmarkt (SPI) 1,19% auf 4’812,64 Punkte ein.

Der Franken hat sich nach dem jüngsten Tauchgang wieder verteuert. Der Euro kostet derzeit 1,1203 CHF, nachdem der EUR/CHF-Kurs am Montag zeitweise auf über 1,14 angestiegen ist. Der Dollar geht aktuell mit 0,7793 CHF um nach Kursen von über 0,78 am Vortag.

Im Bluechips-Segment geben Geberit nach enttäuschenden Zahlen zum ersten Halbjahr um 4,0% nach. Der Umsatz des Sanitärtechnikers liege zwar leicht über den Markterwartungen, die Ertragsentwicklung bleibe jedoch auf allen Stufen dahinter zurück, hiess es im Handel. Das Resultat sei durch den starken Franken geprägt worden, ausserdem hätten höhere Rohmaterialkosten und höhere Ausgaben für das Marketing das Ergebnis belasten.

Weitere konjunktursensitive Aktien stehen ebenfalls stark unter Druck. So verlieren Kühne + Nagel 3,4%, Clariant 3,3% oder ABB um 2,1%. Die Analysten der UBS haben das Kursziel für die Titel des Logistikkonzerns Kühne + Nagel zurückgenommen. Mit der Marktunsicherheit habe die künftige Wachstumsvisibilität zugenommen und der Ausblick sei unsicherer geworden, lautete die Begründung.

Aber auch die meisten Finanzwerte geben überdurchschnittlich nach. Die Papiere der UBS geben um 2,0%, ZFS um 2,1%, Swiss Re um 1,4% oder Julius Bär um 1,5% nach. Etwas besser halten sich Credit Suisse (-0,8%) und Bâloise (-0,6%). Swiss Life stehen am Tag vor dem Halbjahresausweis mit 1,1% im Minus.

Die Index-Schwergewichte können sich derzeit dem Abwärtstrend ebenfalls kaum entziehen. Roche geben um 0,7%, Novartis um 0,8% und Nestle um 0,9% nach. Im Rahmen einer Sektorstudie hat Goldman Sachs die Kurszielschätzungen für die beiden Pharmawerte gesenkt, die Ratings wurden allerdings auf «Neutral» respektive «Buy» belassen. Nestlé wurden derweil von Exane BNP auf «Underperform» nach zuvor «Outperform» abgestuft. Die Titel des Nahrungsmittelkonzerns seien im Vergleich zu den Branchennachbarn hoch bewertet, so die Begründung.

Auf der Gewinnerseite des SMI/SLI sind keine Werte zu finden. Die geringsten Einbussen verzeichnen Synthes (-0,2%) oder Lonza (-0,3%). Nobel Biocare geben um 0,5% leicht nach, nachdem der Branchennachbar Straumann im breiten Markt nach Zahlen um 5,5% stark zulegen kann. Der Dentalimplantatehersteller habe ohne den Abschreiber in Japan eine «sehr solide» Leistung gezeigt, hiess es in Marktkreisen.

Eine Reihe weiterer SPI-Unternehmen habe am Dienstag ebenfalls die Zahlen zum ersten Halbjahr ausgewiesen und wie erwartet unter dem starken Franken gelitten. Die Reaktionen am Markt sind unterschiedlich ausgefallen. Grössere Abgaben verzeichnen Forbo (-3,1%), Swisslog (-5,3%), Orascom (-2,1%) oder die Partizipationsscheine von Schindler (-1,6%). Auf der Gegenseite gewinnen etwa Orior (+0,4%), Bank Linth (+0,5%) oder PSP (+0,6%) nach Zahlen leicht dazu.

Meyer Burger büssen 3,6% ein. Der mehrheitlich von Meyer Burger gehaltene Solarzulieferer Roth & Rau ist im ersten Halbjahr mangels Aufträgen und wegen Umsatzverschiebungen wie erwartet noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Derweil bauen Evolva (+6,7%) die gestrigen Kursgewinne aus. Das Unternehmen hatte am Montag den Abschluss einer neuen Finanzierungsrunde von bis zu 30 Mio CHF bekanntgegeben. (awp/mc/pg)

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