Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt steht am Donnerstag im frühen Geschäft etwas tiefer, hat allerdings nach dem Tagestief kurz nach Eröffnung eine klar aufstrebende Tendenz eingenommen. Nach sechs Tagen mit steigenden Kursen ohne Unterbruch legt der SMI damit erst einmal eine Pause ein. Zu beachten gilt indes, dass der Verlust des Gesamtmarktes ausschliesslich auf die negative Performance von Roche reduziert werden kann, nachdem das Pharmaunternehmen mit dem Umsatz im dritten Quartal die Erwartungen nicht erfüllt hat.
Die Stimmung habe sich denn auch nicht grundsätzlich verschlechtert, hiess es in Marktkreisen. Nach der starken Entwicklung der vergangenen Tage sei es aber normal, dass die Luft nach oben etwas dünner werde. Die Vorgaben aus den USA und aus Tokio seien zudem nur scheinbar positiv, nachdem an beiden Börsenplätzen gegen Handelsende grössere Gewinne aus dem frühen Geschäft eingebüsst wurden.
Um 09.30 Uhr steht der Swiss Market Index (SMI) 0,35% tiefer bei 5’761,16 Punkten.
Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) geht wegen der beschränkten Gewichtung von Roche lediglich 0,02% auf 868,33 Punkte zurück und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,36% auf 5’208,5 Punkte.
Roche (-2,9%) büssen im frühen Geschäft von den Bluechips am meisten ein. Die zuvor präsentierten Umsatzdaten zum dritten Quartal haben die Erwartungen sowohl auf Gruppenebene als auch auf die beiden Divisionen Pharma und Diagnostik bezogen klar verfehlt. Insbesondere bei den drei umsatzstärksten Medikamenten Avastin, Rituxan und Herceptin seien die Konsensschätzungen teilweise klar verfehlt worden, hiess es. Gleichzeitig seien die Aussagen zur Entwicklungspipeline etwas verhaltener als erwartet.
Händler zeigen sich indes wenig überrascht von der schwächer als erwarteten Umsatzentwicklung. Schon im Vorfeld der Umsatzveröffentlichung seien am Markt entsprechende Spekulationen zu vernehmen gewesen.
Im Sog von Roche geben auch Novartis (-0,9%) nach, was insgesamt natürlich den Markt nach unten zieht.
Überdurchschnittlich sind auch die Verluste von Transocean (-1,4%). Die amerikanische Aufsichtsbehörde über die Bohrarbeiten hat verschiedene Verstösse von Transocean, BP und Halliburton im Zusammenhang mit der Ölpest im Golf von Mexiko festgestellt und formell Sanktionen verhängt. Wie hoch die Bussen für die einzelnen Unternehmen ausfallen werden, ist jedoch noch nicht bekannt.
Hinter Roche und Transocean fallen noch Schindler (-0,4%) oder Sonova (-0,5%) mit moderaten Abschlägen auf.
Swatch (-0,1%) und Richemont (+0,4%) stehen uneinheitlich. Die Bank HSBC hat eine Studie zum Luxusgütersektor mit einem positiven Grundtenor veröffentlicht. Aus Bewertungsgründen hat HSBC das Kursziel für Swatch auf 430 von 450 CHF zurückgenommen, das Rating «Overweight» indes bestätigt.
Julius Bär (+2,7%) führen derzeit die Gewinnerliste des SMI/SLI mit Abstand an. Die Titel stehen verstärkt im Fokus, nachdem die «HandelsZeitung» einmal mehr einen Bericht über eine mögliche Offerte der Bank an die Privatbank Sarasin publiziert hat. Ein Sprecher von Julius Bär wollte die Marktgerüchte nicht direkt kommentieren, sagte aber gegenüber AWP, dass Zukäufe immer eine Option seien und verwies dabei auf diverse Akquisitionen in den letzten Jahren.
Die Aktien der Bank Sarasin klettern derweil um satte 12,5% nach oben. Die Bank hatte zuvor in einer Stellungnahme bestätigt, dass an der eingeschlagenen Strategie und der unabhängigen Position als starke Schweizer Privatbank festgehalten werde.
In der erweiterten Spitzengruppe befinden sich CS (+1,4%), während UBS (+0,1%) im breiten Mittelfeld rangieren. Die Deutsche Bank hat für beide Titel das Kursziel leicht zurückgesetzt, für beide aber auch das Rating «Hold» bestätigt. Damit soll die höhere Vorsicht mit Blick auf das weltweite Wirtschaftswachstum abgebildet werden. Steigende Zahlungsausfälle, steigender Konkurrenzdruck und die Rezession in Europa in den kommenden zwölf Monaten würden die Situation für die europäischen Banken verschlechtern, so die Deutsche Bank. Geprägt wird die Stimmung für den Sektor aber noch immer auch von den Vorschlägen der EU-Kommission vom Vortag zur Stärkung der Banken im Zusammenhang mit der Schuldenkrise in Europa.
Im breiten Markt fallen nebst Sarasin auch die Aktien der Banken Bellevue (+8,5%) und Vontobel (+5,8%) mit starken Aufschlägen auf.
International Minerals legen nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms um 1,1% zu, Comet nach der Entwicklung eines neuen 3D-Röntgenverfahrens gar um 6,9%. (awp/mc/ps)