Zürich – Die Schweizer Börse hat am Donnerstag den Handel mit Verlusten aufgenommen. Belastend wirkt dabei der steigende Ölpreis. Aber auch die erneuten Anzeichen, dass die Eurokrise noch länger nicht überwunden ist und schwache Konjunkturdaten aus China trüben die Stimmung am Markt. Die US-Börsen schlossen am Vortag im Minus und auch in Japan ging der Leitindex Nikkei auf Talfahrt.
Angesichts der sich weiter zuspitzenden Lage in Libyen und den allgemeinen politischen Unsicherheiten in der arabischen Welt sind die Ölpreise weiter gestiegen. Die Bombardierung der Ölinfrastruktur durch Flugzeuge des Diktators Gaddafi treibe die Preise nach oben, so ein Händler. Zudem hat Moody’s nach Griechenland nun auch das Kreditrating für Spanien reduziert. Am Vortag stiegen deshalb die Renditen. Als Folge musste sich Portugal am Vortag zu deutlich höheren Zinsen refinanzieren. Zusätzlich wird die Stimmung durch das Handelsbilanzdefizit von China im März eingetrübt.
Bis um 09.30 Uhr sinkt der SMI um 0,61% auf 6’6’407,23 Punkte. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) steht 0,77% tiefer auf 1’031,58 Stellen und der breite Gesamtmarkt (SPI) büsst 0,66% auf 5’817,17 Punkte ein.
Der Nachrichtenfluss zu den Blue-Chips bleibt auch am Donnerstag weiterhin dünn. Die grössten Abgaben verzeichnen im frühen Handel Geberit (-3,3%). Nach den deutlichen Aufschlägen im Vorfeld der Geschäftspublikation sind die Titel des Sanitärtechnikers am Berichtstag auf Talfahrt. Analysten sind aber überzeugt, dass Geberit über margenstarke Produkte verfügt und sich die eingeleitete Expansion in lukrative Wachstumsregionen langfristig auszahlt.
Swiss Re (-1,8%) gehören ebenfalls zu den Schlusslichtern im SLI. Konkurrentin Munich Re hat vorbörslich die Zahlen zum Geschäftsjahr 2010 vorgelegt, konnte aber nicht überzeugen. Händler monierten insbesondere den Ausblick. Vor allem die Aussage zum Gewinnziel kam schlecht an. Der Rückversicherer sieht sein Gewinnziel 2011 wegen den bereits aufgelaufenen Kosten für Naturkatastrophen in Gefahr.
Investoren trennen sich auch von den Aktien der beiden Grossbanken UBS (-1,6%) und Credit Suisse (-1,2%). Dabei stünden weiterhin die Meldungen aus den USA über laufenden Untersuchungen durch die Steuerbehörde im Fokus, so ein Marktteilnehmer.
Deutliche Verluste sind im Weiteren bei konjunktursensitiven Papieren zu beobachten. Transocean verlieren 1,5%, ABB 1,4% genauso wie Petroplus (-1,4%).
Bei den Uhren- und Luxusgüterherstellern Richemont (-1,0%) und Swatch (-0,8%) sind ebenfalls Abgabe festzustellen. Swatch-Vizepräsident Peter Gross tritt an der nächsten Generalversammlung aus Altersgründen zurück. Der Konzern verzichtet darauf, an der Aktionärsversammlung ein neues Mitglied zu bestimmen.
Gestützt wird der SMI von den defensiven Papieren. Die drei Index-Schwergewichte Roche (unv.), Novartis (-0,2%) und Nestlé (-0,2%) sind unverändert oder nur leicht im Minus. Gewinne verzeichnen lediglich Synthes (+0,4%), Sonova (+0,6%) und Julius Bär (+0,9%).
Aus der zweiten Reihe haben gleich mehrere Unternehmen ihr Geschäftsergebnis präsentiert. Dabei notieren aber alle Papiere mit Abschlägen. Am deutlichsten geben die Aktien von Tecan (-3,2%) nach, aber auch Cicor (-1,7%), Helvetia (-1,4%), Implenia (-0,5%) und Siegfried (-0,2%) sind im Minus.
Orascom (-1,7%) verschiebt aufgrund der politischen Entwicklung den Geschäftsbericht 2010 und die Zahlen zum ersten Quartal um rund vier Wochen. (awp/mc/ss)