CH-Eröffnung: Vor EU-Gipfel unter Druck

CH-Eröffnung: Vor EU-Gipfel unter Druck

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt startet so in die neue Woche, wie er die alte beendet hat: Mit Kursverlusten. Die nach wie vor ungelösten Fragen zum geplanten Schuldenschnitt in Griechenland und die wieder anziehenden Sorgen um ein Ausweiten der Schuldenkrise in der Eurozone setzen die Finanzmärkte erneut unter Druck. Der SMI büsst um über ein halbes Prozent ein; bereits am Freitag hatte der Leitindex um gut 1% nachgegeben. In Brüssel werden die Regierungschefs der EU am Nachmittag wohl bis in den Abend hinein über die Schuldenprobleme und die Wachstumsperspektiven in Europa diskutieren. In der Schweiz hat ABB in den USA eine Grossübernahme getätigt.

Für Gesprächsstoff sorgt die Ratingagentur Fitch, die am Freitagabend die Kreditwürdigkeit von fünf Euroländern, darunter Italien und Spanien, abgestuft hat. Der US-Handel vom Freitag nahm davon wenig Notiz, am (heutigen) Montag stehe aber Italien mit mehreren Bond-Auktionen (Laufzeiten bis 2016, 2017, 2021 und 2022) auf dem Prüfstand, hiess es. Spanien musste derweil im vierten Quartal wie erwartet einen Rückgang des BIP hinnehmen. Fitch will zudem die Ratings von Frankreich oder Portugal auf eine mögliche Abstufung hin überprüfen. In Frankreich hat derweil Präsident Nicolas Sarkozy am Sonntag die Einführung einer Finanztransaktionssteuer angekündigt, um die Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen.

Der Swiss Market Index (SMI) gibt bis 09.30 Uhr um 0,64% auf 5’994,82 Punkte nach und rutscht damit wieder unter die Marke von 6’000 Stellen. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,87% auf 912,82 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,59% auf 5’431,49 Zähler.

Bei den Unternehmen sorgte ABB für einen Paukenschlag. Der Technologiekonzern plant den Ausbau des Geschäftes für Niederspannungsprodukte im nordamerikanischen Markt und übernimmt dazu für knapp 4 Mrd USD das US-Unternehmen Thomas & Betts. Analysten bewerten den Zukauf als eher teuer, grundsätzlich biete der Bereich aber Wachstumspotenzial. Die Anleger reagierten zurückhaltend auf die Nachrichten. Die Titel geben zum Berichtszeitpunkt um 0,9% nach.

Zu den grössten Verlierern bei den Bluechips gehören zu Wochenbeginn aber auch andere Zykliker. Unter grossem Druck stehen beispielsweise Lonza, die sich um 2,5% verbilligen. Nach mehreren Rating- und Kurszielsenkungen in der letzten Woche, reduzieren nun auch die Deutsche Bank und die Vontobel das Kursziel für Lonza. Die Analysten der beiden Häuser äussern so ihre Enttäuschung über die am vergangenen Mittwoch publizierten Jahreszahlen.

Weiter büssen Clariant 1,4%, Adecco 1,1% oder die Luxusgüteraktien von Swatch um 1,0% ein.

Grosse Verluste sind auch bei den Finanzaktien auszumachen. Die nach wie vor ungelöste Situation in Griechenland und das Thema Finanzmarktsteuer belasten. Am stärksten geben Julius Bär (-2,9%) nach. Die Bär-Papiere wurden von der Bank Vontobel auf «Reduce» von bislang «Hold» zurückgenommen. Aber auch die Grossbankentitel Credit Suisse (-1,8%) und UBS (-1,4%) büssen an Wert ein. Der UBS droht Presseberichten zufolge wegen den Verfehlungen des Händlers Kweku Adoboli offenbar von Seiten der Finma und der britischen Aufsicht eine Busse.

Bei den Versicherern geben ZFS um 1,5% nach. Die Titel wurden von Goldman Sachs von der Conviction-Buy-Liste genommen. Grund dafür sei die zuletzt überdurchschnittlich gute Performance der Titel. Diese werden von Goldman Sachs weiterhin zum «Kauf» empfohlen mit einem leicht höheren Kursziel. Swiss Re sinken um 1,7% und Bâloise um 1,5%.

Im Plus stehen bei den Bluechips einzig Logitech (+1,0%), die allerdings nach den schwachen Quartalszahlen und dem Kurseinbruch in der vergangenen Woche noch Aufholpotential bieten. Kaum verändert notieren die Index-Schwergewichte Nestlé (unv. auf 53,10 CHF) und Roche (-0,3%), während Novartis 0,6% einbüssen.

Im breiten Markt übernimmt der Handelskonzern Valora in Deutschland die Lekkerland-Tochter Convenience Concept und damit rund 1’300 Verkaufsstellen. Valora steige mit den insgesamt 2’900 Standorten zum führenden Micro-Retailer in Deutschland auf. Die Aktien gewinnen 1,3%.

Die vor dem Konkurs stehenden Petroplus legen auf tiefem Niveau um 40% zu, während Edisun um 6,5% verlieren. Der Solarstromproduzent hat die Ausgabe einer Obligationenanleihe im Umfang von 6 Mio CHF angekündigt. (awp/mc/pg)

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