CH-Eröffnung: Weitere Verluste wegen Inflations- und Zinssorgen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die neue Woche mit tieferen Kursen eröffnet und knüpft damit an die schwache Performance vom vergangenen Freitag an. Begleitet wird die Abwärtsbewegung an den meisten europäischen Märkten von schwachen Vorgaben aus den USA und aus Asien. Belastet werde die Stimmung von wachsenden Sorgen wegen der steigenden Preise und der damit zu erwartenden Straffung der Geldpolitik der Notenbanken, heisst es im Markt.
Treiber dieser Überlegungen ist der weiter gestiegene Ölpreis, welcher von den stärkeren Konjunkturdaten aus den USA von vor dem Wochenende sowie von den anhaltenden Unruhen in Libyen getragen wird. Nachdem bereits die EZB vergangene Woche eine Straffung der laschen Geldpolitik in Aussicht gestellt hat, gehen viele Marktbeobachter davon aus, dass bald auch die amerikanische Notenbank die Zügel wieder etwas anziehen muss.
Der Swiss Market Index (SMI) verzeichnet um 09.30 Uhr ein Minus von 0,60% und steht bei 6’491,08 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) geht um 0,45% auf 1’044,11 Punkte zurück und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,47% auf 5’889,21 Punkte.
Am meisten unter Druck stehen zum Wochenbeginn Transocean (-1,1%) und Petroplus (-1,5%). Petroplus werden nur noch für zwei Wochen im Bluechip-Index SLI enthalten sein, da die Schweizer Börse einen ausserterminlichen Wechsel in der Index-Zusammensetzung vornimmt. Für Petroplus werden per 21. März die Aktien des Erdölservice-Unternehmens Weatherford in den Swiss Leader Index (SLI) aufgenommen. Weatherford geben mit einem Minus von -0,3% ebenfalls etwas nach.
Etwas stärker sind die Abschläge bei Adecco (-1,1%) und Actelion (-1,0%). Letztere stehen am Montag einmal mehr im Rampenlicht, nachdem der britische Hedgefund und Grossaktionär Elliot Advisers im Vorfeld der Generalversammlung vom 5. Mai eine Website aufgeschaltet hat. Damit will Elliott sicherstellen, dass die Aktionäre ihr Stimmrecht ausüben. Der Hedgefund hatte unter anderem Forderungen nach dem Rücktritt des VR-Präsidenten Robert Cawthorn sowie des CEO Jean-Paul Clozel aus dem Verwaltungsrat erhoben und erhofft sich eine Übernahme von Actelion durch ein grosses Pharma-Unternehmen.
Dahinter geben ABB (-1,0%) und Holcim (-0,9%) überdurchschnittlich nach, aber auch die defensiven Roche (-0,8%), Nestlé und Novartis büssen an Wert ein (je -0,7%).
Die auf Zinserhöhung sensibel reagierenden Finanzwerte halten sich mehrheitlich im breiten Mittelfeld. Während UBS (-0,9%) sowie CS, Julius Bär und Swiss Life (je -0,7%) etwas mehr nachgeben, halten sich Swiss Re (-0,5%) oder ZFS (-0,4%) etwas besser.
An der Spitze zeigen sich derzeit Richemont (+2,2%) und Swatch (+1,5%), welche von der Übernahme von Bulgari durch LVMH gestützt werden.
Mit einem gewissen Abstand folgen Geberit (+0,5%). Zu Geberit gab es News zum bevorstehenden Wechsel im VR-Präsidium. Dem Verwaltungsrat des Sanitärkonzerns erwächst offenbar Widerstand gegen das vorgeschlagene Doppelmandat von Konzernchef Albert Baehny. Der Anlagefonds Saraselect schlägt den Kaba-Konzernchef Rudolf Weber zur Wahl in den Verwaltungsrat vor, hiess es in der Wochenendepresse.
Im breiten Markt zeigen sich Implenia (-0,2%) verhältnismässig stabil. Mit der Übernahme zweier Mittelgrosser Konkurrenten von Implenia in der Schweiz verstärkt der österreichische Baukonzern Strabag seine Marktposition hierzulande deutlich. Strabag hat die beiden Bauunternehmen Brunner Erben und Astrada übernommen.
Kuoni verbilligen sich um 1,6% etwas deutlicher. Der Reisekonzern hat am Morgen Pläne zur Übernahme der britischen Gullivers Travel Associates (GTA) für 720 Mio USD angekündigt. Zur Finanzierung dieser nicht unbedeutenden Akquisition braucht es u.a. eine Kapitalerhöhung, welche von der kommenden GV noch bewilligt werden muss. Es handle sich dabei für Kuoni um eine sehr grosse Transaktion, hiess es dazu bei der ZKB, allerdings passe sie zur Entwicklung in den vergangenen Jahren.
Kaba (-3,0%) verlieren nach der Publikation von Halbjahreszahlen unter den Erwartungen klar.
Mikron (+2,0%) legen gegen den Trend zu, nachdem die bestehende Investorengruppe (Ammann Group, Rudolf Maag etc.) den bestehenden Aktionärsbindungsvertrag bis 2013 verlängert hat. (awp/mc/ps)