Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag mit nur noch leichten Aufschlägen beendet. Nach einem positiven Start und einer nochmals spürbaren Erholung um die Mittagszeit bröckelten die Kurse nach der Börseneröffnung in den USA ab. Hier schauten die Anleger nach der Präsidentenwahl vor allem skeptisch auf eine Einigung zur Vermeidung der drohenden Fiskalklippe. Zudem belasteten Meldungen, wonach die EU-Minister erst in Wochen endgültig über die nächste Hilfszahlung für Griechenland entscheiden wollen. Die Arbeitslosigkeit in Hellas stieg nach neusten Zahlen auf Rekordhoch.
Die wie erwartet unveränderten Zinssätze der EZB und der Bank of England führten am Mittag zu keinen grösseren Bewegungen. EZB-Präsident Mario Draghi erwartet im kommenden Jahr ein weiter schwaches Wirtschaftswachstum und eine Inflationsrate von unter 2%. Am Morgen war eine Auktion spanischer Staatsanleihen positiv verlaufen. Hingegen verschlechterte sich der Ifo-Indikator für das Wirtschaftsklima im Euroraum im vierten Quartal erneut. In den USA stellten in der Vorwoche weniger Menschen als erwartet einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe und das Handelsbilanzsaldo verringerte sich leicht.
Das Blue Chips Barometer SMI schloss 0,24% höher bei 6’713,62 Punkten. Das Tageshoch lag rund 30 Punkte darüber. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,08% auf 1’015,64 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,15% auf 6’182,50 Punkte.
Hierzulande wurden diverse Unternehmensergebnisse verdaut, wobei die Reaktionen sehr unterschiedlich ausfielen. Swiss Re (+1,9%) schlossen als stärkster Wert der 30 Top-Titel. Kurz nach Handelsstart betrug das Plus zeitweise 3,3%. Der Rückversicherer erzielte im dritten Quartal einen Reingewinn von knapp 2,2 Mrd USD und damit klar mehr als erwartet. In Analystenkreisen wurde das vorliegende Ergebnis als «einmal mehr sehr stark» bezeichnet, es sei allerdings erneut von Sonderfaktoren aufgebläht worden. Die Versicherer Swiss Life (+0,4%), Baloise (+0,1%) und Zurich (+0,4%) gingen nur wenig fester aus dem Handel.
Von den SMI-Schwergewichten fanden Novartis (+0,8%) grössere Beachtung. Der Pharmakonzern hat einerseits am Mittwoch eine Zulassungsempfehlung in den USA für das Medikament Signifor gegen das seltene Cushing-Syndrom publiziert, andererseits die Investorengemeinde mit News zur Forschungspipeline versorgt. Demnach verfolgt der Konzern derzeit 139 Projekte mit 73 neuen Wirkstoffen. Die Anzahl der sogenannten Blockbuster – Produkte mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Mrd USD – sollen bis 2017 auf 14 oder mehr (von 2011 nur 7) steigen. Roche (-0,6%) blieben zurück, während Nestlé (+0,5%) zulegte.
Grösste Gewinner neben Swiss Re waren die Luxusgüterhersteller Swatch (+1,7%) und Richemont (+1,2%). Letzteres Unternehmen wird am Freitag sein Halbjahresergebnis 2012/13 präsentieren. Auch einige Zykliker wie etwa Kühne+Nagel (1,2%) oder Adecco (+0,5%) legten zu. ABB (+0,3%) reagierte zeitweise spürbar positiv auf die Zahlen des Konkurrenten Siemens. Holcim (+0,3%) erholt sich leicht von den Abgaben am Vortag.
Knapp unter den Schätzungen blieb dagegen die Swisscom (Aktie -1,6%) mit ihren Zahlen. Ausserdem hat der Telekomanbieter die Prognose für den Betriebsgewinn leicht gesenkt. Grund ist hier der kürzlich kommunizierte Stellenabbau, der die Gesellschaft 50 Mio CHF kostet. In Analystenkommentaren wurden die Zahlen als leicht enttäuschend eingeschätzt. Am Indexende standen ausserdem Transocean (-2,2%),Lonza (-1,8%) und Sonova (-1,2%).
Ein Minus musste auch UBS (-0,2%) hinnehmen. Gegen die deutsche Niederlassung der Grossbank wird erneut wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung ermittelt. Man kooperiere mit den Behörden, liess die Bank diesbezüglich verlauten, man habe aber keine Hinweise auf Fehlverhalten. Auch die CS-Papiere (-0,6%) notierten im Minus, dies im Gegensatz zu Julius Bär (+0,4%).
Im breiten Markt stachen die Papiere des Reisekonzern Kuoni (+5,3%) heraus, wobei hier vor allem der bestätigte Ausblick als positiver Faktor genannt wurde. Ebenfalls nach Zahlen gaben Nobel Biocare (-5,1%) ab. Der Zahnimplantate-Hersteller hatte bereits Anfang Oktober den Umsatz und eine Gewinnwarnung veröffentlicht. Der EBIT sei nun aber klar über den Erwartungen ausgefallen, hiess es. Im Rahmen der Erwartungen abgeschlossen hat die Banque Cantonale Vaudoise (+0,2%).
Die Bank Vontobel (-1,7%) hatte mitgeteilt, dass ein Schiedsgericht über die Unstimmigkeiten der Privatbank mit Raiffeisen Schweiz in Sachen Notenstein entscheiden wird. Hochdorf (+2,4%) schloss mit der brasilianischen Gesundheitspflege-Gruppe Bagó eine Liefervereinbarung. Etwas Erholung gab es zum zweiten Mal in Folge beim Batterien-Hersteller Leclanché (+20% nach +43% am Mittwoch). Am Dienstag hatte die Aktie wegen einer Gewinnwarnung rund drei Viertel an Wert eingebüsst. (awp/mc/upd/ps)