CH-Schluss: Deutliche Verluste
Zürich – Auch zum Handelsschluss ging es am Montag am Schweizer Aktienmarkt im Sog der US-Märkte noch einmal deutlich tiefer. Insbesondere die US-Schuldenkrise verunsicherte die Märkte. Im Kampf gegen die wachsenden Staatsschulden finden die Parteien in Washington offensichtlich keine gemeinsame Linie. Algemein wird erwartet, dass das eigens eingesetzte «Super-Komitee» keine konkreten Schritte zum Defizitabbau vorschlagen wird. Auch Äusserungen aus China, wonach mit einem Abgleiten der Weltwirtschaft in eine Rezession gerechnet werde, sorgten auf der Konjunkturseite für schlechte Stimmung.
Die Investoren wären frustriert und die Fundamentaldaten der Unternehmen würden derzeit ausgeblendet, sagte ein Marktteilnehmer. Auch die europäische Schuldenkrise stehe weiter im Fokus. Der Wahlsieg der konservativen Partei in Spanien hatte nur kurzfristig Entspannung an den Anleihemärkten gebracht. Meldungen um eine bevorstehende Herabstufung Frankreichs durch Moody’s verunsicherten zusätzlich.
Der wichtigste Schweizer Börsenindex SMI verlor 2,45% auf einen Stand von 5’477,26 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) schliesst um 2,81% tiefer bei 815,81 Zählern, der breite Swiss Performance Index (SPI) gibt 2,35% auf 4’971,62 Punkte nach.
Angesichts des schlechten Marktumfeldes traten heute Meldungen zu einzelnen Unternehmen deutlich in den Hintergrund. Insbesondere die Valoren der konjunkturabhängigen Unternehmen notierten mit kräftigen Abschlägen. Die schwächsten Werte bei den Top-30 Werten waren heute Transocean (-6,3%), Petroplus (-5,3%), Adecco (-5,2%), Nobel Biocare, (-5,1%), Clariant (-4,6%), Holcim (-4,2%) und ABB (-4,1%), ohne dass dafür allerdings fundamentale Nachrichten vorhanden wären.
Auch die Luxusgüterhersteller Richemont (-5,3%) und Swatch (-5,1%) verloren überproportional. Bei den Schwergewichten Nestlé (-0,9%), Novartis (-1,8%) und Roche (-3,8%) fiel das Bild differenzierter aus. Bei Roche belastete der Widerruf der Avastin-Zulassung durch die FDA vom vergangenen Freitag. Die geringeren Verluste verbuchten heute Synthes (-0,1%).
Bei den Finanzwerten gaben UBS um 3,1% ab, während die Credit Suisse mit -1,0% vergleichsweise gut davon kam. Bei Julius Bär (Aktie: -2,1%) spielte weiter das Interesse an der Bank Sarasin (-0,6%). Bär-CEO Boris Collardi bekräftigte in einem Interview das Interesse an einer Übernahme. Der Versicherer ZFS gibt um 3,1% ab. Nach Presseberichten vom Wochenende könnte Joe Ackermann, derzeit noch Chef der Deutschen Bank und ZFS-Vizepräsident, schon bald Präsident des Versicherers werden.
Nachrichten gab es auch noch von Actelion (-3,3%). Das Biopharma-Unternehmen hat im Streitfall mit Asahi Kasei um den Produktkandidaten Fasudil einen weiteren Teilerfolg verbucht und kann die dafür gebildeten Rückstellungen nochmals senken. Actelion bekräftigte jedoch, gegen das Urteil Rekurs einzureichen.
Auch im breiten Markt dominierten heute die Verlierer. Die Aktien der Cham Paper Group (-6,9%) hatten zu Handelsbeginn noch positiv auf einen angekündigten Stellenabbau reagiert. Der Spezialpapier-Hersteller will die Weichen neu stellen und unter anderem am Stammsitz die Zahl der Arbeitsplätze auf 100 von derzeit 312 reduzieren.
Auch die Kardex-Aktien (-9,4%) verloren kräftig. Das Lagerlogistik-Unternehmen sieht die angekündigten Restrukturierungsmassnahmen auf Kurs. Die Umsetzung verlaufe nach Plan, sagte VR-Präsident Philipp Buhofer in der Presse. Sofortmassnahmen seien auf der Kostenseite in allen Divisionen eingeleitet worden.
Orascom (-7,0%) reagierten deutlich auf die politischen Unruhen in Ägypten im Vorfeld der anstehenden Parlamentswahlen.
Die Implenia-Aktien (+1,2%) profitierten von der Auftragsvergabe für die Arbeiten an der neuen Bahnstrecke vom Züricher Hauptbahnhof zum Bahnhof Oerlikon. Das Unternehmen ist neben der österreichischen Rohmberg-Gruppe und der Cablex Teil der ARGE Bahntechnik, an die der Grossauftrag vergeben wurde. Das Auftragsvolumen beträgt insgesamt rund 40 Mio CHF, hiess es. (awp/mc/upd/ps)