Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist deutlich schwächer in die neue Woche gestartet und erfuhr Abgaben auf breiter Front. Die Börsenplätze weltweit standen unter dem Eindruck der Katastrophen in Japan und ihrer erwarteten Folgen. Daneben bleibe auch die politische Lage in Libyen und anderen Teilen der arabischen Welt angespannt. Der hiesige Aktienmarkt hat seine Abgaben im Einklang mit der US-Leitbörse am Nachmittag ausgeweitet.
Japan stand eindeutig im Fokus der Marktakteure. Das Erdbeben und seine Folgen könnten sich Experten zufolge negativ auf das gesamte weltwirtschaftliche Wachstum auswirken. Unterdessen spitze sich auch die Lage im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Eins weiter zu. In der Schweiz standen verschiedene Einzelaktien im Fokus, wie die des Rückversicherers Swiss Re oder die Papiere des Kernkraftwerkbetreibers BKW.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Montag mit minus 1,25% bei 6’274,47 Punkten und somit auf dem Tagestief. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor um 1,22% auf 1’004,98 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 1,17% auf 5’696,11 Zähler.
Die grössten Verluste bei den Schweizer Blue Chips verzeichneten – wie schon am Freitag – die Papiere von Swiss Re, die sich um 4,5% verbilligten. Auf die Versicherungsbranche kommen nach dem Erdbeben in Japan voraussichtlich Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe zu. Die Folgen des Tsunami, die Schäden an Strassen und die Produktionsausfälle in der Industrie kommen noch hinzu. Die Unfälle in den Atomkraftwerken fürchten die Versicherer hingegen nicht: Sie müssen dafür kaum geradestehen.
Die Aktien des weltweit tätigen Erstversicherers ZFS gaben um 1,8% nach. ZFS ist in Japan im Bereich der Industrie- und Betriebsversicherung tätig. Die Banken konnten sich dem Sog nicht entziehen: Credit Suisse gaben um 1,2% und UBS um 1,5% nach.
Mit Blick auf Japan wachsen auch die Sorgen um den weltweiten Konjunkturverlauf, was bei Zyklikern zu Verlusten führt. So wird etwa in der Luxusgüterindustrie eine Abnahme der Nachfrage aus Japan befürchtet. Allen voran die Aktien von Richemont sanken um 2,0%. Japan ist für 11% des Luxusgüterabsatzes verantwortlich, weitere 10% sind auf japanischen Tourismus im Ausland zurückzuführen.
Die defensiven Schwergewichte blieben nicht verschont: Novartis sanken um 1,6%, Roche um 0,8% und Nestlé um 1,0%. Überdurchschnittlich gaben etwa auch Sonova (-2,0%) nach.
Auf der Gegenseite verteuerten sich Nobel Biocare um 2,3%. Der Dentalimplantatespezialist hat einem Zeitungsbericht zufolge wie schon im Januar auch im Februar den Verlust von Marktanteilen gestoppt. Insbesondere im wichtigen Markt USA habe sich das Geschäft «erfreulich» entwickelt.
Grössere Avancen waren auch bei Petroplus (+3,3%) oder Clariant (+0,5%) zu sehen. Händler verwiesen auf eine Offerte von Berkshire Hathaway für den amerikanischen Spezialitätenchemiekonzern Lubrizol. Diese lasse positive Rückschlüsse auf den Wert der Sparte für Treibstoffzusätze bei Clariant zu, sagten Händler.
Im breiten Markt gaben die Papiere die Energieversorgerin BKW um 7,2% nach. Bundesrätin Doris Leuthard hat am Berichtstag die laufenden Verfahren bei den Rahmenbewilligungsgesuchen für neue Atomkraftwerke in der Schweiz sistiert. BKW betreibt das Kernkraftwerk Mühleberg, das älteste der Schweiz.
Auf der anderen Seite konnten Aktien von Unternehmen, welche im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sind, von der AKW-Diskussion profitieren. So stiegen Meyer Burger um 3,5%.
Weiter haben einige Unternehmen Zahlen vorgelegt. Tornos (Aktie unverändert), Belimo (-0,6%) und Partners Group (unverändert) berichteten über das abgelaufene Geschäftsjahr, der Backwarenkonzern Aryzta (unverändert) über das erste Halbjahr 2010/11. Das Pharma- und Biotechunternehmen Bachem hatte bereits am Freitag schwache Zahlen gezeigt; die Aktien sanken am Montag um weitere 6,2% nach einer Verkaufsempfehlung durch Helvea.
ADB schlossen 3,1% leichter. Das Unternehmen hatte am Morgen überraschend den Abgang des stellvertretenden CEO Francois Pogodalla bekanntgegeben. (awp/mc/ps)