CH-Schluss: Aufholjagd im SMI geht weiter
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die seit gut einer Woche anhaltende Aufwärtsbewegung am Freitag fortgesetzt und ist mit festeren Kursen aus dem Handel gegangen. Von den Hoffnungen auf eine Lösung in der Euro-Schuldenkrise getragen startete der Leitindex SMI sehr gut in den Tag und kletterte von Beginn an in die Höhe. Auch wenn die Gewinndynamik bis Handelsschluss etwas nachliess, zeigten sich vor allem Finanztitel und Zykliker stark erholt, während auf der Gegenseite die Schwergewichte Nestlé und Novartis auf den Index drückten. Der gemischt aufgenommene US-Arbeitsmarktbericht fand an der Börse wenig Beachtung.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Freitagmorgen in einer Rede im deutschen Bundestag ein starkes Signal für die Wirtschafts- und Währungsunion ausgesendet und nannte als Ziele der Bundesregierung für den EU-Gipfel in der kommenden Woche, dass es zu Änderungen der EU-Verträge zur Schaffung einer Fiskalunion komme. Die Äusserungen Merkels wurden im Handel begrüsst, gleichzeitig habe sie damit aber auch die Erwartungen an den EU-Gipfel stark nach oben geschraubt, hiess es. Am Montag wollen Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy in Paris ein Konzept für eine Reform der Währungsunion vorlegen.
Der SMI notierte zu Börsenschluss um 0,66% höher bei 5’718,85 Punkten, während das Tageshoch aus dem frühen Handel bei 5’766 Stellen steht. Im Vergleich zur Vorwoche avancierte der Leitindex um deutliche 6,0%.
Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann am Freitag 1,45% auf 867,22 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,72% auf 5’186,26 Punkte dazu.
Bei den Blue Chips führten Finanzaktien, getrieben von Hoffnungen auf Fortschritte bei einer Lösung in der Euro-Schuldenproblematik, die Gewinner an. Am stärksten profitierten Credit Suisse (+5,7%) von der aufgekommenen Kauflust. Branchennachbarn UBS verteuerten sich um 3,6% und Julius Bär um 3,1%. Im Wochenvergleich erzielten CS und UBS ein Plus von 14,9% respektive 12,3%.
Die Versicherer entwickelten nicht ganz so gut wie die Banken. Am stärksten wurden in der Branche Swiss Re (+1,5%) und ZFS (+1,7%) nachgefragt. Damit bauten die Aktien der Zurich die während des Investorentreffens vom Donnerstag erzielten Gewinne aus. Im Nachgang zum Investorentag waren die Meinungen der Analysten zumeist positiv. Der Konzern habe einen ermutigenden Einblick gegeben, wobei die Aussagen zur Dividendenpolitik, zur Kostendisziplin und zum geplanten Ausbau in den Schwellenländern besonders überzeugt hätten.
Zu den Gewinnern gehörten auch einige konjunktursensitive Titel. So stiegen Clariant um 3,5%, Logitech um 3,3%, Geberit um 3,2% oder Nobel Biocare um 3,1%. Transocean erholten sich mit einem Plus von 4,0% von den zuletzt erlittenen Verlusten. Die Tiefsee-Ölbohrfirma hatte in der Nacht auf Dienstag eine Kapitalerhöhung angekündigt die anschliessend an der Börse mit grossen Verlusten quittiert wurde. Im Vergleich zur Vorwoche resultiert dennoch ein Minus von 3,2%.
Auf der Verliererseite vom Freitag verhinderten die defensiven Titel von Nestlé (-1,1%) und Novartis (-0,2%) einen noch markanteren Anstieg im SMI. Swisscom gaben um 0,7% nach.
Im breiten Markt legten mit Nachrichten Valora (+6,6%), Temenos (+6,2%) und Publigroupe (+4,3%) deutlich zu. Valora hatte sich über einen Kredit frisches Kapital beschafft. Deshalb gebe es derzeit keinen Grund, von der im April 2011 genehmigten Kapitalerhöhung Gebrauch zu machen, teilte das Unternehmen mit. Zudem soll die Dividende bei unverändert 11,50 CHF je Aktie liegen.
Temenos hielt am Berichtstag einen Investorentag ab und hatte zudem einen Zusammenarbeitsvertrag mit IBM erweitert. Derweil waren Publigroupe auf tiefem Niveau gesucht, nachdem die Titel am Vortag infolge einer Gewinnwarnung abgestraft wurden. Bei Castle (Aktie: +4,9%) hatte sich ein Grossaktionär gemeldet, der einen Strategiewechsel vorschlägt. (awp/mc/ps)