CH-Schluss: Ausverkauf im SMI
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Montag äusserst schwach in die neue Börsenwoche gestartet und hat damit die Talfahrt von Ende letzter Woche fortgesetzt. Konjunktursorgen und die Krise in den hochverschuldeten Eurostaaten haben die Aktien im Leitindex SMI bereits früh unter Druck gesetzt. Bis am Mittag rutschte der Index dann unter die Marke von 5’200 Stellen und weitete in der Folge die Abgaben weiter stark aus. Die Ausverkaufstimmung kam vor allem bei Zyklikern und Bankaktien zum Ausdruck. Bei den Blue Chips verzeichneten Clariant nach einer Gewinnwarnung die mit Abstand grössten Verluste.
Der enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag habe an den Finanzmärkten nachgewirkt, meinten Händler. Die Sorge vor einer weltweiten Rezession wachse. Gemäss dem New Yorker Ökonom Nouriel Roubini stehen die Chancen dazu bei 60%. Weiter lasteten Negativmeldungen aus der Eurozone auf den Gesamtmarkt. In Griechenland kommen die Sparbemühungen offenbar weniger gut voran als erhofft. Auch um den Sparwillen in Italien sorgten sich die Anleger, hiess es. Dabei ging am Markt das Gerücht um, die Ratingagentur Moody’s erwäge eine Abstufung der Kreditwürdigkeit Italiens. Keine Unterstützung bot am Montag die Wall Street, da die Börse am «Labor Day» geschlossen blieb.
Bis Börsenende sank der SMI um 4,04% auf 5’142,99 Punkte und ging damit nahe am Tagestiefstwert von 5’129 Stellen aus dem Handel. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 4,62% auf 765,59 und der Swiss Performance Index (SPI) 4,05% auf 4’691,06 Zähler.
Die Risikobereitschaft der Investoren hatte am Montag weiter abgenommen, wie zum Beispiel am starken Schweizer Franken und am rekordhohen Goldkurs abzulesen war. Der Euro sank zum Franken unter die Marke von 1,11 und kostete zu Europaschluss 1,1052 CHF. Der Dollar stand zum Berichtszeitpunkt bei 0,7840 CHF.
Mit grossen Einbussen beendeten Clariant (-16,3%) am Montag den Handel. Das Spezialitätenchemieunternehmen veröffentlichte vor Handelsbeginn eine Gewinnwarnung und sei dafür vor allem von ausländischen Anlegern hart bestraft worden, so ein Händler. Aufgrund der weltweiten Konjunkturabschwächung sowie dem starken Franken hatte Clariant die Umsatzprognose und jene für die EBITDA-Marge im laufenden Jahr zurückgenommen. Der mittelfristige Ausblick wurde indes bestätigt.
Ebenfalls grosse Verluste verzeichneten Banktitel, allen voran Credit Suisse (-8,1%). Aber auch Julius Bär (-6,9%) und UBS (-6,5%) gaben markant nach. Belastet wurden die Banken vor allem vom erhöhten Druck aus den USA auf das Bankgeheimnis sowie durch die Klage der US-Aufsichtsbehörde FHFA. Bei Credit Suisse kam noch eine Kurszielsenkung durch die UBS belastend hinzu.
Ausserdem habe die Warnung des Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann auf den Nerv der Märkte gedrückt. Ackermann fühlt sich mit Blick auf die Börsen an den Herbst 2008 zurückerinnert, als die US-Bank Lehman Brothers Insolvenz anmelden musste und auf den Kollaps an den Finanzmärkten eine Rezession folgte. Die Nervosität an den Finanzmärkten werde anhalten, solange die Politik nicht klarmache, wie sie die Schuldenberge abbauen wird, warnte Ackermann in einer Rede.
Dem Abgabedruck im Finanzsektor konnten sich auch die Versicherer nicht entziehen. Swiss Life gaben um 6,7%, Swiss Re um 4,8% oder ZFS um 5,5% nach.
Zu den grossen Verlierern gehörten auch konjunktursensitive Titel wie ABB (-5,9%), Holcim (-5,9%), die im Erdölgeschäft tätigen Weatherford (-5,8%) und Transocean (-6,9%) oder Nobel Biocare (-6,2%). Bei ABB hatten die Experten von HSBC und die Deutsche Bank das Kursziel jeweils nach unten angepasst.
Die Schwergewichte Roche (-3,1%), Novartis (-2,3%) und Nestlé (-3,4%) konnten ihre defensive Rolle nur teilweise einnehmen und verbilligten sich ebenfalls stark. Am besten hielten sich im SMI/SLI noch die Papiere von Swisscom mit einem Minus von 1,7%.
Im breiten Markt gaben Addex um 18,7% nach. Das Biopharma-Unternehmen muss die Rechte an einem Produktkandidaten zur Therapie der Parkinson-Krankheit von Merck & Co zurücknehmen. Verluste im zweistelligen Prozentbereich erlitten auch Cytos (-13,7%), Perfect Holding (-12,5%) oder Ascom (-10,1%). Emmi büssten um 7,8% ein nachdem in der Sonntagspresse von einem Rückzug der Caffé-Latte-Produkte in den USA die Rede war. (awp/mc/ps)