Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit deutlich tieferen Notierungen in den neue Handelswoche gestartet. Enttäuschende Nachrichten über Chinas Wirtschaft dämpften die Risikobereitschaft bei den Börsianern. Das Wachstum der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft im zweiten Quartal ist zwar stärker als zum Jahresauftakt ausgefallen, blieb aber hinter den Erwartungen der Experten zurück.
Daher hätten die Anleger nach dem klaren Plus in der Vorwoche den Rückzug angetreten, kommentierten Marktbeobachter. Gleichzeitig werde das Marktgeschehen zunehmend von der Berichtssaison geprägt, die nun klar Fahrt gewinne. Dabei dürften vor allem die Ausblicke der Unternehmen entscheidend sein. Ebenfalls gleichzeitig dünne sich der Handel angesichts der Ferienzeit immer mehr aus. Damit werde wohl wieder eine Phase erhöhter Volatilität eingeläutet.
Der SMI verlor am Montag 1,21 Prozent auf 10’976,20 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, fiel um 1,07 Prozent auf 1737,42 und der breite SPI um 1,09 Prozent auf 14’539,23 Zähler. Im SLI gaben 23 Werte nach und sieben gewannen hinzu.
Läuft es in China weiterhin nicht rund, ist das für die exportorientierten Unternehmen keine gute Nachricht. Allen voran Richemont fielen nach Zahlen um 10,4 Prozent. Der Luxusgüterkonzern ist zwar im ersten Quartal 2023/24 erneut zweistellig gewachsen, schnitt aber leicht unter den Erwartungen der Analysten ab. Die Aktien von Richemont hatten bisher ein starkes Jahr 2023 und stiegen bis zum Börsenschluss am Freitag um fast 30 Prozent.
Händler sprachen daher von einer Mischung aus einer leichten Enttäuschung, Gewinnmitnahmen und einem negativen China-Sentiment. Darunter litten auch die Aktien des Branchenkollegen Swatch (-2,5%).
Gewinnmitnahmen machten Börsianer auch für die Verluste bei Straumann (-3,1%), Partners Group (-1,6%), AMS Osram und VAT (je -0,7%) verantwortlich. Sonova (-1,8%) halfen zuversichtliche Worte des Chefs nicht. Arnd Kaldowski, CEO des Hörgeräteherstellers gab in einem Zeitungsinterview seiner Zuversicht Ausdruck, dass im zweiten Semester mehr Dynamik ins Geschäft zurückkehren wird.
Auch andere eher als defensiv eingestufte Werte wie Givaudan (-1,8%), Roche (-1,1%) oder Nestlé (-0,4%) standen auf den Verkaufszetteln. Am Vortag der Ergebnispublikation hielten sich Novartis mit minus 0,1 Prozent besser. Einige Analysten halten es durchaus für möglich, dass der Pharmakonzern seine Jahresprognose abermals anhebt.
Die überschaubare Gewinnerliste wurde von Adecco (+1,6%), Sika und Logitech (je +0,7%) sowie Temenos (+0,5%) angeführt. Die Papiere der Grossbank UBS verteuerten sich um 0,3 Prozent.
In den hinteren Reihen ging es einmal mehr für die Aktien von Polypeptide (-2,7%) abwärts. Mit Mirabaud hat ein weiteres Analysehaus die Coverage der Aktien mit einer neutralen «Hold»-Bewertung aufgenommen. Es fehle schlicht an Visibilität. Der Pharmazulieferer hat vor wenigen Tagen seine dritte Gewinnwarnung innert einem Jahr publiziert.
Ähnlich wie bei den Blue Chips gaben auch in den hinteren Reihen zahlreiche Vertreter aus der Technologiebranche nach. Die Anleger trennten sich etwa von Comet (-2,2%), Inficon (-1,3%) und U-blox (-2,9%).
Dem standen Aufschläge von 7,2 Prozent bei Idorsia gegenüber. Das Pharmaunternehmen steht vor der Herausforderung, an frisches Geld zu kommen, bis sein Schlafmittel hoffentlich endlich ein Kassenschlager wird. Die Papiere hatten im bisherigen Jahresverlauf zuvor um rund die Hälfte nachgegeben.
Auch BB Biotech (+4,3%) und HBM Healthcare (+1,4%) fielen mit Avancen auf. Die beiden Beteiligungsgesellschaften werden Ende der Woche über den jüngsten Geschäftsverlauf berichten. (awp/mc/hfu)