Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag dank deutlichen Kursgewinnen der defensiven Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche im Plus geschlossen. Damit konnten die Schweizer Indizes die anderen europäischen Börsenplätze überflügeln, die den Tag überwiegend im Minus beendeten. Weltweit waren die Finanzmärkte am Dienstag von Konjunkturängsten belastet, nachdem die Wirtschaftslokomotive Deutschland schwache Wachstumszahlen vorgelegt hatte.
Auch der SMI hatte den Vormittag noch klar im Minus verharrt. Besser als erwartete Konjunkturzahlen aus den USA und die Ratingagentur Fitch mit ihrer Bestätigung des «AAA»-Ratings für die USA vermochten am Nachmittag die Stimmung aber etwas aufzuhellen. Am Schweizer Markt sorgte zudem eine Reihe von Halbjahresabschlüssen vor allem bei den kleineren Titeln für Bewegung.
Der SMI schloss am Ende um 0,91% höher auf dem Tageshöchststand von 5’373,30 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann dagegen nur gerade 0,06% auf 810,43 Zähler, der breite Gesamtmarkt (SPI) legte 0,55% auf 4’897,38 Punkte zu.
Gestützt wurde der Schweizer Markt von den deutlichen Gewinnen der schwergewichtigen Nestlé-Titel (+2,0%). Am Markt wurde auf die Wiederaufnahme der Aktienrückkaufe durch den Konzern über die zweite Handelslinie verwiesen. Dagegen geriet eine Rating-Abstufung der Titel des Nahrungsmittel-Riesens durch Exane BNP in den Hintergrund.
Auch die weiteren defensiven Pharmatitel Roche (+2,0%) und Novartis (+1,8%) gehörten zu den klaren Gewinnern des Handelstages. Im Rahmen einer Sektorstudie hatte Goldman Sachs seine Kursziele für die beiden Pharmawerte vor allem aufgrund der Frankenstärke gesenkt, die Ratings allerdings auf «Neutral» respektive «Buy» belassen.
Starke Gewinne wiesen auch die im SLI kotierten volatilen Logitech (+6,1%) auf. In einem Interview mit der AWP kündigte CEO Guerrino De Luca an, dass sich der Computerzubehör-Hersteller wieder stärker auf Produktinnovationen fokussieren und die Kundenbedürfnisse besser antizipieren wolle. Fehler räumte er beim Start bei GoogleTV ein.
Die rote Laterne bei den Bluechips hielten praktisch den ganzen Tag über Geberit (-4,2%) sowie Clariant (-3,8%). Geberit hatte vorbörslich Gewinnzahlen zum ersten Halbjahr vorgelegt, die auf allen Stufen hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, wie es im Handel hiess.
Auch weitere konjunktursensitive Werte schlossen klar im Minus, darunter die Luxusgüterwerte Swatch (-2,7%) und Richemont (-1,1%). Auch Kühne + Nagel (-2,2%) mussten deutliche Abgaben hinnehmen, nachdem die Analysten der UBS die Gewinnschätzungen für das Logistikunternehmen nach unten korrigiert haben. Mit der konjunkturellen Unsicherheit sei der Ausblick für das Unternehmen wieder unsicherer geworden, so die UBS.
Deutlich im Minus schlossen auch die ZFS-Aktien (-1,6%), die allerdings in den vergangenen Tagen seit der Vorlage von guten Halbjahreszahlen stark zugelegt hatten. Vor der Zahlenvorlage am Mittwoch verloren zudem Swiss Life (-1,2%). Unter den Bankentiteln verloren UBS (-0,6%), während Julius Bär (+0,3%) und Credit Suisse (+0,4%) den Tag sogar noch im Plus beenden konnten.
Am breiten Markt fielen Orascom (-10,1%) nach Halbjahreszahlen deutlich zurück. Das Semesterergebnis litt stark unter den politischen Turbulenzen in Ägypten und im Nahen Osten. Schindler schlossen nach Zahlen 1,1% tiefer, nachdem die Aktie im Tagesverlauf teilweise stark eingebrochen war. Der starke Franken hinterliess in der Erfolgsrechnung des Liftherstellers deutliche Spuren: Insbesondere verfehlte die EBIT-Marge die Markterwartungen.
Grössere Abgaben verzeichneten nach Zahlen zudem Forbo (-4,7%) und Swisslog (-2,6%). Meyer Burger büssten 3,0% ein. Der mehrheitlich von Meyer Burger gehaltene Solarzulieferer Roth & Rau ist im ersten Halbjahr mangels Aufträgen und wegen Umsatzverschiebungen wie erwartet noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. (awp/mc/pg)