Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist stark in die neue Börsenwoche gestartet und hat am Montag unter Tageshoch deutlich fester geschlossen. Angeführt von einer starken Nachfrage nach Finanzwerten und zyklischen Aktien eroberte der Leitindex SMI die Marke von 5’500 Punkten zurück. Getrieben wurde der Markt von Hoffnungen auf zusätzliche Massnahmen zur Eindämmung der Euro-Schuldenkrise und dem guten Start ins US-Weihnachtsgeschäft sowie später von einer festeren Eröffnung an den US-Börsen.
Wenig Beachtung fanden dagegen die eher trüben Aussichten der OECD zur Entwicklung der Weltwirtschaft. Die OECD senkte die Wachstumsprognosen und sieht die Eurozone auf eine «tiefe Rezession» zusteuern.
Marktbeobachter begründeten die Kursanstiege an den Aktienmärkten mit zunehmender Zuversicht auf neue effektive Massnahmen zur Eindämmung der Schuldenkrise im Euroraum. Am (morgigen) Dienstag treffen sich die Euro-Finanzminister in Brüssel. Dort sollen endlich die Weichen für den Einsatz des Krisenfonds EFSF als Anleiheversicherer gestellt werden. Zudem glückte dem US-Einzelhandel über das «Thanksgiving»-Wochenende der Start in die Weihnachtssaison und verlieh den Aktienmärkten ebenfalls eine Stütze. Die Geschäfte und Online-Händler hätten neue Rekorde erzielt, hiess es.
Der Leitindex SMI schloss um 2,35% höher auf 5’522,66 Punkten (Tageshoch: 5’531). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann um 3,08% auf 830,03 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,47% auf 5’008,46 Stellen. Auch europaweit legten die Aktienmärkte deutlich zu.
Unter den Blue Chips beflügelten die Hoffnungen auf Ergebnisse aus dem Euro-Finanzministertreffen vor allem die Finanztitel. Weit vorne stehanden Credit Suisse (+5,8%). Die Analysten von Cheuvreux sehen für die CS in der Vermögensverwaltung Aufwärtspotenzial und nehmen die Aktie auf ihre European Selected List. Die Konkurrenzpapiere der UBS (+4,1%) gewannen ebenfalls kräftig.
Die Versicherungen wurden von Swiss Life (+6,6%) angeführt, gefolgt von Swiss Re (+5,0%), ZFS (+4,4%) und Bâloise (+3,9%). Vor allem Swiss Life und Bâloise könnten dank ihrer vergleichsweise hohen Präsenz in Europa von einer Entspannung in der Eurokrise stark profitieren.
Am deutlichsten legten Clariant (+8,2%) zu. Aber auch andere Zykliker zeigten sich von den Verlusten der vergangenen Tage stark erholt. So stiegen Logitech (+6,8%), Nobel Biocare (+6,1%), Givaudan (+4,5%), Richemont (+4,4%), Kühne+Nagel (+4,2%), Adecco (+4,2%), ABB (+4,2%) oder Holcim (+4,1%) ebenfalls deutlich. Die Analysten von HSBC hatten das Kursziel für Richemont angehoben und die Einschätzung mit «Overweight» bestätigt. Positiv sei die nach wie vor sehr gute Entwicklung in dem für die Luxusgüterbranche wichtigen asiatischen Markt, hiess es in der Begründung. Swatch (+3,4%) hinkten etwas hinterher.
Auch die Index-Schwergewichte Roche (+2,7%), Novartis (+1,7%) und Nestlé (+0,4%) legten zu, waren allerdings wie üblich in einem solchen Umfeld etwas weniger gesucht. Novartis hatte in der EU erwartungsgemäss die Zulassung für den Blutdrucksenker Rasitrio erhalten.
Zum Schluss doch noch zulegen konnten Julius Bär (+1,4%). Im Buhlen um die Bank Sarasin (-18,4%) waren die Bären leer ausgegangen. Den Zuschlag für das Sarasin-Aktienpaket der niederländischen Rabobank erhielt die Safra Gruppe. Safra bezahlt für das Paket rund eine Milliarde Franken und hält nun gut 46% des Kapitals und beinahe 69% der Stimmen. Den restlichen Sarasin-Aktionären soll ein Pflichtangebot vorgelegt werden. Analysten zufolge dürfte das Angebot aber nur die Mindestanforderungen erfüllen, weil die Safra Gruppe die Sarasin-Titel kotiert halten wolle und die Basler Privatbank derzeit schwache Ergebnisse zeige.
Im breiten Markt stiegen Aryzta (+3,6%) nach soliden Umsatzangaben zum ersten Quartal 2011/12. Der Backwaren-Konzern hatte mit den Zahlen die Erwartungen erfüllt und die Guidance bestätigt. Ausserdem sei «vor kurzem» die bestehende Kreditfazilität zu gleichen Konditionen erhöht worden. Die Papiere des Flughafens Zürich (+3,9%) gewinnen, nachdem das Zürcher Stimmvolk sich am Wochenende deutlich gegen einen Pistenausbauverbot ausgesprochen hatte.
Die prozentual grössten Gewinne erzielten Cytos (+12,7%), vor Temenos (+8,8%), während Swissmetal (-10,5%) neben Sarasin gegen den Trend am meisten verloren. (awp/mc/ps)