Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch etwas über Tagestief deutlich schwächer geschlossen. Nachdem die hiesige Börse die in der Eröffnungsphase erlittenen Einbussen teilweise wieder aufzuholen begonnen hatte, habe gegen Handelsende vor allem eine schwächere Wall Street auf die Kurse gedrückt, hiess es unter Marktbeobachtern.
Die weiterhin ungelöste Schuldenkrise in den USA belaste unverändert stark. Republikaner und Demokraten haben in dieser Frage noch immer keine Lösung gefunden und die Fronten scheinen nach wie vor verhärtet.
Angesichts der Unsicherheiten erklomm der Goldpreis neue Rekordwerte. Der US-Dollar verharrte um die Marke von 0,80 Franken, der Euro kratzte an der Markt von 1,15 Franken. Finanzwerte und die im SMI stark gewichteten defensiven Valoren drückten den Leitindex SMI. Geradezu abgestraft wurden nach dem Halbjahresausweis die Titel des Chemiekonzerns Clariant. Nach Europaschluss werden mit dem «Beige Book» die Einschätzungen der US-Notenbank Fed zur aktuellen Konjunkturlage erwartet.
Der SMI schloss um 1,43% tiefer auf 5’904,47 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 1,56% auf 912,99 Punkte und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 1,42% auf 5’424,28 Zähler. Auch an weiteren wichtigen europäischen Handelsplätzen wurden ähnlich grosse Einbussen verzeichnet.
Gross waren die Kursverluste bei Clariant (-14,4%). Der Chemiekonzern musste im zweiten Quartal einen deutlichen Ergebnisrückgang hinnehmen und hatte so die Vorgaben der Analysten klar verfehlt. Der starke Franken hatte auch beim Chemiekonzern tiefe Spuren in der Geschäftsentwicklung hinterlassen. Als ermutigend wurde im Handel die Tatsache gewertet, dass das Management trotzdem an den Gesamtjahresprognosen festhielt.
Unter Druck waren auch die Finanzwerte. So verloren im Bankensektor UBS um 2,4%, CS um 1,9% und Julius Bär um 1,3%. Im Nachgang zur Zahlenpublikation der UBS vom Dienstag hatten für die Grossbank zahlreiche Institute das Kursziel gesenkt. Für Donnerstag werden mit Spannung die Zahlen der CS erwartet. Zur Schwäche neigten auch Versicherungswerte wie Swiss Life (-5,1%), Swiss Re und Bâloise (je -2,3%) sowie ZFS (-2,2%).
Grössere Abgaben waren zudem bei einigen konjunkturabhängigen Aktien wie ABB (-2,8%), Transocean (-2,6%), Holcim (-2,3%), Adecco (-2,3%) und Kühne+Nagel (-2,0%) zu sehen. Die etwas weniger konjunktursensitiven Nobel Biocare (-2,6%) verloren ebenfalls deutlich.
Abgaben – wenn auch unterdurchschnittlich – erfolgen auch in defensiven Index-Schwergewichten wie Nestlé (-1,3%), Novartis (-1,0%) und Roche (-0,9%).
Besser weg kamen auch die Luxusgüteraktien von Swatch Group (-0,2%) und Richemont (-0,8%). Sie wurden etwas gestützt von guten Zahlen des Konkurrenten LVMH. Der weltgrösste Luxusgüterhersteller habe von der starken Nachfrage aus Asien und nach Uhren profitiert.
Zu den wenigen Gewinnern im SMI/SLI gehörten die Aktien des Life-Science-Konzerns Lonza (+0,8%), die mit an der Spitze des Blue-Chips-Segments lagen. Lonza hatte im ersten Halbjahr 2011 aufgrund des starken Schweizer Frankens zwar weniger umgesetzt und weniger verdient, lag aber mehr oder weniger im Bereich der Erwartungen. Händler verweisen darauf, dass die Aktie noch am Dienstag an Wert einbüsste und sich die Anleger im Vorfeld der Publikation auf eine rückläufige Umsatzentwicklung eingestellt hatten.
Weitere Gewinner waren Logitech (+0,7%), die von guten Unternehmenszahlen aus dem US-Technologiesektor gestützt wurden. Der Computerzubehör-Hersteller publiziert am Donnerstag die Q1-Zahlen. Weatherford (+1,7%) knüpften an die Vortagesgewinne im Zuge des Halbjahresauseises an.
Im breiten Markt hatten Rieter (-6,9%), die Privatbankengruppe EFG International (-1,7%) sowie der Pharmaspezialist Addex (+5,8%) über das erste Halbjahr berichtet. Dabei waren Rieter stark unter Druck gekommen, da der Textilmaschinenkonzern die Markterwartungen zumeist deutlich verfehlt hatte. Bei EFG hielten Analysten fest, dass der Reingewinn zwar besser als erwartet ausgefallen sei, dafür habe das Nettoneugeld des Vermögensverwalters aufgrund des starken Frankens enttäuscht. In Addex sei der Kursanstieg ohne grosse News in einem engen Markt zustande gekommen.
Swissmetal (+39,1%) haussierten, nachdem Le Bronze Industriel eine Übernahme-Offerte für einen Teil der Aktivitäten des in Finanznöten befindlichen Kupferprodukte-Herstellers unterbreitet hatte. (awp/mc/pg)