CH-Schluss: Deutlich tiefer – Portugal-Rückstufung belastet
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch deutlich nachgegeben. Belastet wurde die Stimmung an den Börsen von der Herabstufung der Bonität Portugals durch die Ratingagentur Moody’s, die an den Märkten die Angst vor einem erneuten Aufkeimen der Euro-Schuldenkrise schürte. Zu den grössten Verlierern am Schweizer Markt gehörten einmal mehr die Finanzwerte.
Auch die erneute Leitzinserhöhung in China drückte auf die Stimmung, obwohl die chinesische Zentralbank das Terrain dazu bereits zu Wochenbeginn bereitet hatte. Am späteren Nachmittag zogen ungünstige US-Konjunkturdaten die Indizes weiter in die Tiefe. So schwächte sich der als zuverlässiger Frühindikator geltende ISM-Einkaufsmanagerindex über Erwarten ab.
Der SMI schloss um 1,02% tiefer auf 6’179,35 Punkten (Tagestief 6’169). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 1,20% auf 962,03 Stellen nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,03% auf 5’681,48 Zähler.
Die stärksten Verluste unter den Bluechips erlitten Julius Bär (-2,7%) gefolgt von den US-Öltiteln Transocean und Weatherford (je -2,6%). Die Grossbanken CS (-1,6%) und UBS (-1,5%) mussten wie die Bankentitel in ganz Europa deutliche Abschläge hinnehmen. Bei der UBS kündigte der Leiter des Wealth Management, Jürg Zeltner, in einem Presseinterview einen «extrem disziplinierter Umgang mit den Kosten» an. Der Bundesrat stellte am Mittwochnachmittag seinen Gesetzesentwurf zur Amtshilfe bei Steuerdelikten vor.
Auch die Versicherer gehörten zu den starken Verlierern, wobei hier Swiss Life (-2,5%) und ZFS (-2,3%) die deutlichsten Abgaben hinnehmen mussten. Die Commerzbank nahm die Abdeckung der ZFS-Aktien mit einen «Hold» auf, wobei der zuständige Analyst erst 2012 wieder Verbesserungen beim Gewinn erwartet. Daneben geben auch Bâloise (-2,1%) deutlich nach, während sich Swiss Re (-0,9%) deutlich besser halten konnten.
Unter Abgabedruck standen auch Clariant (-1,9%). Am Markt wurden laut Beobachtern Befürchtungen über ein enttäuschendes Quartalsergebnis laut, wobei vor allem der starke Franken und gestiegene Rohstoffpreise auf das Resultat drücken könnten. Vergangene Woche hatte bereits der niederländische Chemiekonzern Akzo Nobel unter anderem wegen der anziehenden Rohstoffpreise seine Gewinnprognose gesenkt.
Die zyklischen Titel gaben vor allem am späteren Nachmittag in der Folge der US-Daten deutlich nach. Holcim schlossen 1,2% tiefer. Die Analysten von Jefferies senkten ihre Gewinnprognosen aufgrund des starken Frankens wie auch des generellen Kostendrucks im Zementgeschäft. ABB verloren 1,1%. Die EU-Kommission gab am Mittwoch bekannt, dass der Schweizer Konzern in ein Kartellverfahren involviert ist.
Auch die defensiven Titel trugen zu den Abgaben an der Schweizer Börse bei, auch wenn sie weniger stark als der Gesamtmarkt nachgaben. Roche verloren allerdings deutliche 1,3%, während die Titel der Branchenkollegin Novartis 0,4% im Minus schlossen. Die Nestlé-Titel schlossen 0,9% tiefer, wobei am Markt von grösseren Kauforders aus dem Ausland gesprochen wurde.
Als einzige Bluechips konnten sich Syngenta (+0,3%) sowie Adecco (+0,2%) im Plus behaupten. Die Aktien des Personalvermittlers profitierten nicht zuletzt von einer Studie von J.P. Morgan, in der die Aktien gleich um zwei Stufen auf «Overweight» von zuvor «Underweight» hochgestuft werden. Der Personaldienstleister sei im Vergleich mit Randstad dank der geographischen Aufstellung besser positioniert, um im fortschreitenden Zyklus höhere Margen zu erzielen.
Bei den kleineren Werten setzten Swissmetal ihren Sinkflug fort und verloren 11,1%, nachdem sie am Vortag bereits um 11,8% nachgegeben hatten. Am Montagabend hatte das Unternehmen mitgeteilt, die Produktion in Dornach einzustellen, nachdem die Metalllager zur Kreditsicherung temporär geschlossen werden mussten.
Emmi (Aktien -0,2%) teilte mit, die auf die Herstellung, Reifung und Vorverpackung von Schweizer Käse spezialisierte Rutz Käse zu übernehmen. Tornos (+6,3%) konnten davon profitieren, dass die ZKB den Wert mit «Übergewichten» in ihr Researchuniversum aufnahm. (awp/mc/ss)