Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag um Tagestief deutlich schwächer geschlossen. Vor allem anhaltende Sorgen um die Eurozone hätten den Markt auch hierzulande belastet, hiess es unter Händlern. Nachdem am Vortag bereits überraschend geringe Wachstumsziele aus China teils gedämpft hatten, bewegten aktuelle Daten aus Europa die Anleger zu weiteren Gewinnmitnahmen. Damit habe sich die vor rund zwei Wochen eingeleitete Korrektur nach einer Pause von zwei Tagen fortgesetzt, hiess es weiter.
Am Donnerstag soll zudem bekannt gegeben werden, wie viele Anleger ihre griechischen Staatspapiere in Anleihen mit längerer Laufzeit umgetauscht haben. Die Euro-Gruppe, die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds stellen sich laut einem Pressebericht auf einen erzwungenen Umtausch von griechischen Staatsanleihen ein. Bei einem Zwangsumtausch drohen wiederum Klagen der Privatinvestoren. Der Markt dürfte sich vorderhand weiter im Korrekturmodus bewegen, erwarten Marktstrategen. Denn vor den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten werde sich niemand zu weit aus dem Fenster lehnen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 1,73% tiefer auf 6’047,53 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 2,25% auf 918,22 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,83% auf 5’517,53 Zähler.
Banken und in der Eurozone vergleichsmässig stark engagierte Versicherer mussten mit Blick auf Griechenland deutlich Federn lassen. So büssten Credit Suisse (-4,6%) und UBS (-3,7%) überdurchschnittlich ein. Am Vorabend hatte zudem das Schweizer Parlament das Bankgeheimnis weiter gelockert. Die Schweiz wird den USA künftig in Fällen von Steuerhinterziehung auch bei Gruppenanfragen Amtshilfe leisten.
Bei den Versicherern verloren Swiss Life (-3,2%) und Bâloise (-2,8%) stärker. Die breiter aufgestellten ZFS (-1,1%) und Swiss Re (-0,5%) kamen besser weg.
Konjunktursensitive Werte wurden ebenfalls überdurchschnittlich verkauft, belastet von den Wachstumssorgen Chinas. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt hatte am Vortag für dieses Jahr nur noch ein Wachstumsziel von 7,5% ausgegeben. Das ist die niedrigste Prognose seit 2004. Gedämpft hatten auch die Konjunkturaussichten in Europa.
In der Folge verloren Swatch (-3,0%%) und Richemont (-2,9%) ebenfalls deutlich. Die beiden Luxusgüterhersteller haben in den letzten Jahren stark vom Wirtschaftsboom im Reich der Mitte profitiert. Noch stärker nach unten ging es für Clariant (-5,9%), Lonza (-4,2%), Holcim (-3,8%) und ABB (-3,6%). Im Nachgang zu den Zahlen des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (-2,4%) wurden dessen Aktien von der ZKB in das Portfolio «Schweiz Standardwerte» aufgenommen, als Ersatz für Adecco (-3,8%).
Auf der Gegenseite zeigte sich Roche (-0,6%%) etwas resistenter. Der Pharmakonzern hatte im Laufe des Vormittags seine Generalversammlung abgehalten. Zu diesem Anlass bestätigte Konzernchef Severin Schwan die Anfang Februar abgegebene Guidance für 2012. An die Adresse des Übernahmeziels Illumina ging die Warnung, dass sich auch andere interessante Alternativen böten, sollten die Amerikaner zu sehr auf einem höheren Angebot beharren.
Novartis verloren dagegen um 1,5% auf 49,06 CHF, nachdem das Brokerhaus JP Morgan das Papier auf «Neutral» von «Overweight» gesenkt hatte. Das neue Kursziel lautet 56,40 CHF nach zuvor 60,10 CHF. Die zuständige Analystin ortet strukturelle Probleme beim Pharmaunternehmen und schlägt eine Aufspaltung des Konzerns vor.
Nestlé (-0,7%) hielten sich ebenfalls besser als der Durchschnitt. Einziger Gewinner im SMI/SLI waren Synthes (+0,1%).
Im breiten Markt waren mit AFG, Bank Linth, Charles Vögele, GAM, Goldbach Media, Implenia, Mobimo, Siegfried, VP Bank und der VZ Holding eine ganze Reihe von Unternehmen zum Zahlenrapport angetreten. Das Spektrum der Abschlüsse reichte von «sehr gut» (Implenia: +4,6%) bis «schlimmer als erwartet» (Charles Vögele: -8,9%). (awp/mc/ps)
SIX Swiss Exchange