Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag den letzten Handelstag mit deutlichen Gewinnen beendet. Dabei gelang es den wichtigsten Indices, die Gewinne nach einer moderaten Eröffnung am Vormittag stetig auszubauen. Stützend wirkten dabei einerseits sinkende Renditen auf italienische Staatsanleihen, welche von der Zustimmung des italienischen Senats zum von der EU geforderten Reform- und Sparpaket profitierten. Andererseits hat der neue griechische Premier Papademos in Athen sein Kabinett vorgestellt.
Zusätzliche Stütze erfuhren die Handelsplätze Europas und somit auch die hiesige Börse von einer freundlichen US-Eröffnung. Am späteren Nachmittag haben dann überraschend gut ausgefallene Daten zum US-Konsumentenvertrauen die Kurse weiter beflügelt, so dass der SMI nach einer turbulenten Woche lediglich mit einem Minus von 0,2% schloss. Der Fokus der Investoren liegt auch nach wie vor auf den politischen Ereignissen rund um die Schuldenkrise der Euro-Länder. Darüber treten Unternehmensdaten, wie schon in den vergangenen Tagen und Wochen, oft in den Hintergrund. Am hiesigen Markt haben denn auch Richemont und im breiten Markt PSP Quartalszahlen präsentiert.
Der SMI schloss 1,50% höher bei 5’649,03 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) konnte 1,72% auf 856,52 Punkte zulegen und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann 1,53% auf 5’146,15 Punkte.
Angesichts der leichten Entspannung in puncto Schuldenkrise reagierten Zykliker einmal mehr mit Aufschlägen. An der Spitze der Gewinnerliste schlossen Lonza (+4,0%), dicht gefolgt von Kühne + Nagel (+3,7%). Adecco (+3,3%) und ABB (+2,7%) konnten ebenfalls klar zulegen. Deutlich weniger gewannen indes Holcim (+0,4%). Das Unternehmen steht in Brasilien unter Verdacht, an Preisabsprachen mit Wettbewerbern beteiligt gewesen zu sein. Den insgesamt sechs beschuldigten Unternehmen drohen angeblich Bussen in Höhe von 30% des Bruttoumsatzes auf Basis des Jahres 2005.
Zu den Gewinnern zählten auch Finanzwerte und Versicherer. Die Führung übernahmen hier die Valoren der Credit Suisse (+3,1%); UBS legten 2,9% zu. Die UBS hat sich am Donnerstag mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC geeinigt und damit einen Streit um Regel-Verstösse einer US-Tochter im Handel mit Leerverkäufen beigelegt. Julius Bär gewannen vor dem Interim Statement vom Montag 1,1%.
Die Assekuranz-Valoren von Bâloise (+2,1%), ZFS (+1,9%) und Swiss Re (+2,9%) zeigten sich ebenfalls mit Zuwächsen, auch Swiss Life (+2,2%) konnten sich von der schwächeren Notierung am Vormittag erholen. Der deutsche Wettbewerber Allianz hatte einen Milliardenverlust aufgrund der Kapriolen an den Finanzmärkten verbucht, bestätigte aber den Ausblick.
Der kräftige Kursanstieg der Richemont-Aktie (+1,3%) zu Handelsbeginn hatte sich bis zum Schluss mehr als halbiert. Zeitweise lag der Valor mit 3,5% im Plus. Die Zahlen aus dem ersten Halbjahr hatten die Erwartungen der Analysten übertroffen. Sowohl Rein- als auch Betriebsgewinn stiegen deutlich. Die Aktien von Wettbewerber Swatch (+2,6%) konnten derweil mehr zulegen.
Transocean (-0,8%) hatte die Zahlung einer weiteren Dividenden-Tranche für den 22. November angekündigt. Der Ölbohrkonzern will in insgesamt vier Tranchen 1 Mrd USD ausschütten. Trotzdem schlossen die Papiere als Letzte im Bluechipstableau.
Im breiten Markt hat PSP Swiss Property (Aktie: +0,6%) für die ersten neun Monaten 2011 einen höheren Liegenschaftsertrag publiziert. Der EBITDA ohne Liegenschaftserfolge sowie der Reingewinn stiegen ebenfalls. Die Zahlen trafen die Prognosen der Analysten.
Galenica (+4,7%) wurden von Produktnachrichten getrieben. Der Pharma- und Apothekenkonzern wird die jüngsten detaillierten Studiendaten zu dem Eisenersatzpräparat Injectafer auf einem Ärztekongress in den USA präsentieren. Das Mittel ist bereits durch ein US-Partnerunternehmen bei der FDA zur Registrierung angemeldet.
Die Aktien von Cytos Biotechnology (+0,6%) wurden heute wieder gehandelt, nachdem das Valor gestern aufgrund der Gläubigerversammlung vom Handel ausgesetzt worden war. Dabei konnte die vorgeschlagene Restrukturierung der ausstehenden Wandelanleihe über 35 Mio CHF nicht beschlossen werden, da nicht genügend Gläubiger an der Versammlung teilnahmen. (awp/mc/ps)