CH-Schluss: Deutliche Verluste – Italien-Sorgen belasten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag mit deutlichen Verlusten geschlossen. Neben den schwachen US-Konjunkturdaten vom vergangenen Freitag haben vor allem die Sorgen um eine erneute Ausweitung der europäischen Schuldenkrise auf die Stimmung gedrückt. Investoren zeigen sich zunehmend verunsichert über die Schuldenfähigkeit Italiens. Ein klares Zeichen für die anhaltenden Ängste seien dabei der auf einen neuen Tiefststand gerutschte Euro und die deutlich gestiegenen Renditen für italienische Staatsanleihen, hiess es von Händlern. Dabei schlossen alle Bluechips mit Ausnahme von Lonza im roten Bereich.
Weitere Impulse erwarten Anleger von der am Abend beginnenden US-Berichtssaison, die traditionell von Alcoa eingeleitet wird. Hier werde sich zeigen, ob die zuletzt geschürten Konjunktursorgen durch schwache Unternehmenszahlen unterlegt würden, hiess es von Marktbeobachtern. Zu Reden gibt aber weiter die Entwicklung in der EU und das Budgetdefizit in den USA, wo bis Anfang August die Schuldenobergrenze angehoben werden muss, um einen allfälligen Zahlungsausfall zu verhindern.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 1,62% tiefer bei 6’053,00 Punkten, das Tagestiefs lag bei 6’024,11 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste um 1,98% auf 936,58 Zähler ein und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,77% auf 5’560,06 Punkte.
Wie meist in Zeiten grosser Verunsicherung tendierten Finanztitel und Zykliker zur Schwäche, während die defensiven Schwergewichte eher stabilisierend wirkten. Der grösste Verlierer war bei den Finanztiteln zu finden: So verlor Swiss Life 5,2% und markieren damit das Schlusslicht unter den Bluechips. Bâloise gaben 3,0% und ZFS gar 3,4% nach. Auch die Grossbanken mussten Verluste beklagen: CS verloren 2,8% und UBS 3,1%. Julius Bär verbilligten sich um 2,7%.
An zweiter Stelle der Blue-Chips-Verlierer standen Kühne+Nagel (-3,8%), aber auch andere Zykliker wie Clariant (-3,3%), Geberit (-3,2%) und ABB (-3,2%) gaben deutlich nach. ABB hat am Nachmittag die Übernahme der Trasfor Group bekannt gegeben. Diese ist spezialisiert auf die Produktion von Trockentransformatoren und erwirtschaftete 2010 einen Umsatz von 130 Mio USD.
Im Fokus standen u.a. die Aktien von Lonza (+0,9%), die als einziger Wert im SLI zulegen konnten. Der Konzern will die US-amerikanische Arch Chemicals übernehmen und steigt damit ins Microbial-Control-Geschäft ein. Mit diesem Zukauf vergrössern die Basler ihren Umsatz um rund die Hälfte. Die Akquisition (Unternehmenswert von 1,4 Mrd USD) ergibt Analysten zufolge strategisch durchaus Sinn, allerdings richte sich Lonza damit stärker auf ein tiefermargiges Geschäft aus. Die Papiere von Lonza fallen ausserdem per Mitte September aus dem SMI und werden dort ersetzt durch die Papiere des Aromen- und Riechstoff-Herstellers Givaudan (-1,0%).
Weiter hatte Nestlé (-0,8%) die milliardenschwere Übernahme des chinesischen Süsswarenherstellers Hsu Fu Chi angekündigt. Nestlé zahlt für einen Anteil von 60% rund 1,4 Mrd CHF. Die weitere Expansion in den zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt dürfte gut in die Strategie passen und den Investoren munden, hiess es aus Marktkreisen. Die beiden defensiven Pharmawerte Roche (-0,9%) und Novartis (-1,1%) hielten sich ebenfalls überdurchschnittlich.
Die am Vormittag noch gut gehaltenen Aktien des Personalvermittlers Adecco (-1,3%) verzeichneten in der zweiten Handelshälfte Abgabedruck. Konzernchef Patrick De Maeseneire zeigte sich trotz diverser schwacher Konjunkturzahlen weiter optimistisch für das eigene Geschäft. «Der positive Trend des ersten Quartals hält an», sagte er gegenüber der «Finanz und Wirtschaft».
Einzelne Titel erregten wegen der SIX-Indexrevision noch Aufmerksamkeit. Während der PS von Schindler (-2,9%) neu in den SLI aufgenommen wird, fallen Weatherford (-2,2%) raus. In den SMIM (Index der 30 wichtigsten dem SMI folgenden Aktien) werden neben SMI-Absteiger Lonza auch Dufry (-2,7%) und der Vermögensverwalter Partners Group (-1,9%) aufgenommen. Aus dem SMIM gestrichen werden neben dem SMI-Aufsteiger Givaudan der Logistikkonzern Panalpina (-2,9%) und Barry Callebaut (-1,2%). Dieser hat am Montag ausserdem den Verkauf seines europäischen Verbrauchergeschäftes (Stollwerck) an die belgische Baronie-Gruppe bekannt gegeben.
Weiter stark unter Druck standen Swissmetal (-16,4%). Zwar sind keine Neuigkeiten bekannt geworden, Konzernchef Martin Hellweg hatte aber übers Wochenende in den Medien nochmals die schwierige Situation für den Buntmetall-Hersteller betont. (awp/mc/ps)