CH-Schluss: Deutliche Verluste – Japan im Blickfeld
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag gemeinsam mit den anderen europäischen Börsenplätzen deutliche Verluste hinnehmen müssen. So lastete der Entscheid der Atomaufsichtsbehörde Japans auf den Anlegern, den Störfall im Kraftwerk Fukushima auf die Einstufung 7 anzuheben. Damit sei auch die Destabilisierung der japanischen Wirtschaft wieder stärker ins Bewusstsein gerückt, hiess es am Markt. Auch die weiterhin hohen Ölpreise verdarben den Anlegern die Stimmung, wie ein Marktbeobachter sagte.
Zudem zeigten sich die Investoren enttäuscht von den Zahlen des US-Aluminiumkonzern Alcoa, die den Auftakt zur Saison der Quartalszahlen bildeten. An der Schweizer Börse mussten vor allem zyklische Werte Verluste hinnehmen. Neuigkeiten gab es von Unternehmen aus der zweiten Reihe.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,43% tiefer auf 6’347,80 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 1,69% auf 1’012,35 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,44% auf 5’790,06 Punkte.
Die klar stärksten Verluste unter den SMI/SLI-Valoren erlitten die Öltitel Weatherford (-5,9%) und Transocean (-4,1%). Zu den stark von der schlechten Stimmung betroffenen konjunktursensitiven Titel gehörten Clariant (-3,2%) wie auch Logitech (-2,7%). Beim Mäusehersteller sprachen die Händler erneut über Abgaben von Investoren aus dem angelsächsischen Raum. Nach der jüngsten Gewinnwarnung sei deren Vertrauen in den Konzernchef Gerald Quindlen verlorengegangen, hiess es. Gegenüber AWP betonte Quindlen, dass die finanziellen Prognosen akkurat erstellt gewesen seien.
Auch die Luxusgütervaloren Richemont (-3,0%) und Swatch (-1,8%) mussten deutliche Abgaben hinnehmen. Unter den Finanzwerten notieren vor allem die Versicherer Swiss Re (-2,8%) und Swiss Life (-2,1%) schwach. Morgan Stanley bestätigte die Einstufung der Swiss Re-Aktien in einer Branchenstudie zwar mit «Equalweight» bestätigt, bevorzugt in der Branche aber Munich Re und Hannover Rück. Händler sprachen von Umschichtungen zwischen den Aktien. Schwach notierten zudem die Grossbankentitel UBS (-1,8%) und CS (-1,7%).
Die meisten defensiven Titel behaupteten sich besser als der Markt: So verloren Swisscom noch 0,8% und Nestlé 0,7%. Der Nahrungsmittelhersteller wird am Freitag Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Einige Investoren erwarteten von anziehenden Gewinnmargen eine Unterstützung für die Nestlé-Papiere, wie es an der Börse hiess. Bei den Pharmawerten fielen die Verlust für Roche (-0,7%) deutlich geringer aus als für Novartis (-1,6%), wo die Investoren am Montag einige schlechte Nachrichten zu verdauen hatten.
Besser als der Markt gingen zudem die Papiere von Medizinaltechnikern aus dem Handel. Analysten verwiesen auf die Zahlen des US-Konkurrenten Biomet, der im US-Dentalmarkt ein Wachstum von 6% in Lokalwährungen gezeigt habe. Nobel Biocare lagen am Schluss 0,8% im Minus und die SMIM-Titel Straumann schlossen unverändert.
Als einzige Blue Chips schlossen Lonza (+0,1%) sowie Synthes (+0,2%) im Plus. Auch Synthes profitierte von den Biomet-Zahlen, obwohl der Medizinaltechniker Biomet im Orthopädie-Bereich eher mager abgeschnitten hatte. Daraus folgerten einige Investoren aber, dass Synthes in dem Geschäft gar einige Marktanteile gewonnen haben könnte.
Im breiten Markt konnte der Bauchemie- und Klebstoffherstellerin Sika (-0,1%) mit dem publizierten Umsatz die Erwartungen der Analysten deutlich übertreffen, warnte jedoch gleichzeitig vor der anspruchsvollen Situation bei den wichtigen Rohmaterialien. Das Verlagshaus Tamedia (-3,2%) rückte mit dem Ansinnen, die Radio- und TV-Aktivitäten zu verkaufen, in den Fokus der Anleger.
Daneben legten unter anderem Bossard (+0,1%) Quartalszahlen vor, während unter anderen der Versicherer Vaudoise (+1,9%), die Bankengruppe Valartis (-5,0%) und Orell Füssli (+1,8%) ihre Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentierten. (awp/mc/ps)