Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat einen schwachen Wochenbeginn hinter sich und am Montag wieder deutlich an Terrain eingebüsst. Händler verwiesen dabei vor allem auf die erneut gestiegenen Sorgen der Anleger hinsichtlich der europäische Schuldenkrise sowie der Zukunft des Euros und der Eurozone. Der Rücktritt des EZB-Chefökonomen Jürgen Stark vor dem Wochenende habe gezeigt, dass man sich innerhalb der Gemeinschaft nicht einig sei, hiess es in Marktkreisen.
Über das Wochenende haben sich zudem die Sorgen um einem Zahlungsausfall Griechenlands verstärkt, nachdem aus deutschen Regierungskreisen kritische Stimmen zur weiteren Unterstützung des südeuropäischen Landes gekommen waren.
Die Verluste wurden am Nachmittag allerdings etwas eingegrenzt, nachdem das «Wall Street Journal» (WSJ) auf seiner Internetseite berichtet hatte, dass das hochverschuldete Griechenland die nächste Tranche des ersten Rettungspakets vermutlich erhalten werde. Die Zeitung berief sich auf zwei ranghohe Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds (IWF), die mit den Gesprächen zwischen der «Troika» aus IWF, EU-Kommission sowie Europäische Zentralbank und der griechischen Regierung vertraut seien.
Zum Schluss verlor der SMI 2,35% auf 5’303,14 Punkte (Tagestief: 5’246). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank derweil um 2,44% auf 792,62 Zähler und der Swiss Performance Index (SPI) um 2,32% auf 4’832,64 Punkte. Die wieder stark gestiegene Nervosität zeigt sich auch am Volatilitätsbarometer VSMI, das 13% zulegte und wieder über 40 Punkten notiert.
Sehr stark unter Druck standen aufgrund der verstärkten Unsicherheiten in der Eurozone die Versicherer: Swiss Life etwa büssten 4,7% ein, ZFS 4,3% oder Baloise 3,9%. Der Rückversicherer Swiss Re, dessen Aktie 2,9% verlor, bestätigte anlässlich eines Branchentreffens in Monte Carlo ausserdem die Erwartungen auf allmählich anziehende Tarife. Allerdings, so hiess es weiter, seien die Preise in gewissen Bereichen nach wie vor tief, zudem stellten die anhaltend tiefen Zinsen für die Branche einen «echten Schock» dar.
Aufgrund der Konjunkturängste, die neben der Schuldenkrise ebenfalls auf den Aktienmärkten lasten, gehörten auch einige zyklische Titel zu den grössten Verlierern. So büssten etwa die Titel des in der Ölindustrie tätigen Weatherford 4,8% ein und waren damit schwächster Blue Chips. Daneben verloren aber auch Logitech (-3,7%), Kühne+Nagel (-3,0%) oder Adecco (-2,9%) überdurchschnittlich an Terrain.
Die Banken, die mit Blick auf die Euro-Sorgen und den Steuerstreit mit den USA zu Handelsbeginn ebenfalls sehr schwach tendierten, erholten sich phasenweise etwas. Aus dem Berufshandel war von Käufen aus dem angelsächsischen Raum zu hören. Vermutlich handle es sich um Umschichtungstransaktionen aus dem französischen Bankensektor in die beiden Schweizer Grossbanken, hiess es. Trotzdem war das Minus bei CS (-2,4%), UBS (-2,4%) und Julius Bär (-3,3%) am Schluss recht gross.
Die defensiven Schwergewichte, die nach dem SNB-Entscheid von letzter Woche sehr stark zugelegt hatten, büssten am Montag wieder deutlich ein. Der Verkaufsdruck sei dabei einmal mehr vor allem von den Index-Futures ausgegangen, hiess es. Punktemässig waren die drei Titel für etwa 60% der Index-Verluste verantwortlich. Roche schlossen am Ende 3,2% tiefer, Novartis 2,7%, etwas besser hielten sich Nestlé mit -1,7%.
Einziger Gewinner im Blue-Chips-Tableau waren Nobel Biocare (+0,7%), ohne fundamentale News dazu. Zweitbester Wert waren Swatch Group (-0,1%). Der Uhrenkonzern beendet die Zusammenarbeit mit Tiffany in der Entwicklung von Tiffany-Uhren. Das Bieler Unternehmen gab als Grund fehlendes Engagement seitens der Amerikaner an und fordert nun Schadenersatz. Sonova (-0,5%) entwickelten sich ebenfalls relativ gut. Für Aufwind habe hier ein Produkt-Rückruf der australischen Konkurrentin Cochlea geführt, hiess es bei Händlern.
Im breiten Markt gehörten u.a. die Titel der SNB (-12,2%), von Schlatter (-10,6%), der Publigroupe (-8,3%) oder von u-blox (-8,3%) zu den grössten Verlierern, ein schönes Plus erzielten dagegen Leclanché (+7,6%), Autoneum (+2,2%) oder Walliser KB (+1,6%). (awp/mc/ps)